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Gemeine Videos im Netz

Haben Katzen wirklich Angst vor Gurken?

Eine Katze liegt entspannt neben einer Gurke
Viele Videos im Internet zeigen Katzen, die wegen Gemüse wilde Sprünge machen. Wirkliche Angst vor Gurken haben Katzen allerdings nicht. Foto: Istock/Astrid860
Louisa Stoeffler
Redakteurin

3. November 2022, 17:12 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Wer kennt sie nicht – Videos, in denen sich Katzen vor Gurken erschrecken. Doch was steckt hinter den fiesen Aktionen, die für ein paar Lacher und Klicks im Internet landen? Haben Katzen wirklich Angst vor Gurken?

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Vor einigen Jahren fand man sie überall im Netz und noch heute tauchen sie ab und zu wieder auf: Videos, in denen Katzen wilde Sprünge machen, weil hinter ihnen plötzlich eine Gurke liegt. Doch was steckt hinter dem Phänomen? Was macht es mit unseren Haustieren, wenn wir sie für ein paar Lacher und neue Follower erschrecken? PETBOOK sprach mit Tierschützern und ordnet das Phänomen ein.

Katzen und Gurken – die Videos erklärt

Die Videos beginnen in den meisten Fällen gleich. Eine oder mehrere Katzen beugen sich über ihren Napf und beginnen entspannt zu fressen. Unterdessen tritt der Besitzer mit der Handykamera im Anschlag hinter die Tiere und platziert eine Gurke. Sobald sich das Tier umdreht, erschrickt es sich über das unbekannte Objekt und springt häufig sogar in die Luft. Begleitet wird die Angstreaktion in den meisten Fällen von lautem Lachen des Besitzers.

In den Jahren seit die Videos zuerst viral gingen, fanden sie viele Nachahmer. So lebte der Trend immer wieder auf, unter anderem mit Bananen und Auberginen. Gurken wurden auch neben den Schlafplatz der Tiere gelegt, damit sie beim Aufwachen erschrecken.

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Warum reagieren Katzen so komisch auf Gurken?

Tatsächlich reagieren die Vierbeiner nicht nur auf Gurken mit Schrecken. Katzen sind sehr schreckhafte Tiere und zeigen häufig Überreaktionen bei lauten, plötzlichen Geräuschen oder Bewegungen. Dennis Turner, Verhaltensbiologe und Katzenexperte, sagte Spektrum, dass die Angst vor Gemüse Katzen keinen evolutionären Vorteil bringe. „Die Katzen in den Videos erschrecken wegen des Überraschungseffekts, da die Gurken immer unbemerkt direkt hinter ihnen abgelegt werden.“

Dr. Daphne Ketter, auf Verhaltensmedizin spezialisierte Tiermedizinern, fand ebenfalls bei Spektrum andere Worte. Die Tiere erwarteten im Normalfall an ihrem Fressplatz keine Gefahr, deshalb seien sie auch nicht auf ihre Umgebung konzentriert. Es sei möglich, dass der Trick mit einer Gurke besonders gut funktioniert, da sie grob einem Tier ähneln würde. Das Gemüse habe Größe und Form eines Reptils und einen starken Eigengeruch, der der Katze meist fremd sei.

Die Vermutung, dass die Gurke einem Reptil oder einer Schlange ähnelt, geistert schon seitdem der Internet-Trend 2015 aufkam, durch die Medien. Verifiziert wurde die Vermutung, die Angst sei ein Überbleibsel aus der Zeit, in der Katzen noch wild lebten, bislang jedoch nicht.

Lea Schmitz, Pressesprecherin des Deutschen Tierschutzbunds, ordnet die Vermutung für PETBOOK mit folgenden Worten ein: „Katzen sind von Natur aus fremden Dingen gegenüber eher skeptisch.“ Die Kombination von Überraschungseffekt und einem der Katze fremden Gegenstand löse in solch einer Situation, ähnlich wie beim Menschen, Erschrecken aus. Die Vorstellung, dass die Gurke mit einer gefährlichen Schlange verwechselt würde, beurteilt Schmitz ebenfalls als etwas weit hergeholt.

Auch interessant: Wo lauern Gefahren für die Katze?

Fazit: Auf keinen Fall nachmachen!

Auf den ersten Blick mag es lustig erscheinen, wenn Katzen mit hohen Sprüngen versuchen, vor einer harmlosen Gurke zu entkommen. Doch man kann nur davon abraten, sein Tier mit dem grünen Gemüse zu überraschen.

Der Deutsche Tierschutzbund schätzt dies ähnlich ein: „Für Katzen ist das Ganze weniger amüsant, als es auf den Betrachter wirken mag. Es gibt zwar einige Tiere, die recht entspannt reagieren, aber gerade in den häufig geklickten Videos reagieren die Tiere teils extremer. Da ist es offensichtlich, dass sie sich bei ihren ersten Reaktionen nicht kontrollieren können, Verletzungen an Wänden oder Möbelstücken sind möglich. Zudem kann es natürlich auch passieren, dass sich die Katze verschluckt, wenn sie ja gerade erst Futter aufgenommen hat.“

Grundsätzlich gelte laut den Tierschützern: „Der Fress- und Schlafplatz stellt für Katzen einen Funktionsbereich dar, in dem sie keinesfalls gestört werden sollten.“ Der heftige Schreck verursache in der Katze eine Fluchtreaktion, inklusive Anstieg des Blutdrucks, des Herzschlags und mit Erhöhung der Muskelaktivität etc.

Etwas später folge der Adrenalinausstoß, der die erste Fluchtreaktion verursache. Anschließend folge die Ausschüttung von Cortisol, was für eine länger anhaltende Wachsamkeit sorge. „Gerade nach dem Fressen braucht ein Tier jedoch – genauso wie ein Mensch – Ruhe, um den Verdauungsvorgang weiter durchzuführen. Katzen sind sehr sensible Tiere. Kann sich das Tier beim Fressen oder sonst wo in seinen Behaglichkeitszonen nicht sicher fühlen, kann dies zu Verhaltensproblemen führen.“

Im schlimmsten Fall kann man bei dem Tier verändertes Fressverhalten auslösen, wenn man es zu häufig erschreckt. Dem Tier könnte der Futterplatz verleidet werden, oder aber es stellt das Fressen ganz ein.

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