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Besondere Eigenschaften

Studie zeigt, wie viele Katzen als Assistenztiere geeignet sind

Eine Katze als Assistenztier eines Mannes im Rollstuhl
Von Assistenzhunden haben viele schon gehört, aber haben auch Katzen das Zeug zum Assistenztier? Foto: Getty Images / satamedia
Louisa Stoeffler
Redakteurin

20. März 2025, 17:42 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Katzen gelten gemeinhin als unabhängig oder sogar untrainierbar. Viele glauben daher, dass wenn es um tiergestützte Assistenz geht, immer der Hund die beste Wahl ist. Doch stimmt das eigentlich? Eine Studie aus Flandern hat sich der Frage gewidmet, was eine Katze mitbringen muss, damit sie sich als Assistenztier eignet.

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Tiergestützte Dienste sind in therapeutischen, pädagogischen und sozialen Bereichen weitverbreitet. Hunde sind dabei die am häufigsten eingesetzten Tiere, doch auch Katzen werden zunehmend für Aufgaben als Assistenztier in Betracht gezogen. Kritiker argumentieren, dass Katzen aufgrund ihrer unabhängigen Natur und ihres Bedürfnisses nach stabilen sozialen Umgebungen nicht für die auch Animal-Assisted Services, kurz AAS, genannten Dienste geeignet sind. Allerdings gibt es innerhalb der Katzenpopulation erhebliche Unterschiede im Verhalten und Charaktereigenschaften. Daher hat eine Studie in Flandern an einigen ausgebildeten Assistenzkatzen gezeigt, was sie für diese Arbeit prädestiniert​.

Katzen können Krankheiten erkennen und anzeigen

Ein Forscherteam um Joni Delanoeije von der KU Leuven in Belgien hat in einer Studie untersucht, ob Katzen, die in tiergestützten Diensten tätig sind, sich in ihrem Verhalten von anderen Katzen unterscheiden. Mithilfe einer angepassten Version des „Feline Behavioural Assessment and Research Questionnaire“ (Fe-BARQ) wurden 474 Katzenhalter in Flandern danach gefragt, ob auch ihre Katzen diese Charaktereigenschaften aufweisen. Die Ergebnisse wurden im Fachjournal „Animals“ veröffentlicht und zeigen tatsächlich signifikante Unterschiede zwischen AAS-Katzen und anderen Katzen​.

Denn Katzen werden immer häufiger in tiergestützten Therapien eingesetzt, obwohl ihr Verhalten eigentlich als weniger geeignet für diese Rolle gilt. Offizielle Programme, um Katzen zu Assistenztieren auszubilden, gibt es nur wenige. Halter, die sich dies wünschen, müssen die Kosten selbst tragen. Außerdem ist es eher unwahrscheinlich, dass eine Katze von einer Person zum Assistenztier ausgebildet und dann an einen Menschen vermittelt wird, der Unterstützung im Alltag benötigt. Diese spezialisierten Trainings und Vermittlungen gibt es bislang nur bei Hunden.

Doch das Thema rückt mehr und mehr in den Fokus der Öffentlichkeit. Nicht zuletzt durch Assistenztiere wie Kater Lewis, dessen Halterin auf Instagram immer wieder Einblicke in seine Ausbildung zum Anzeigen von Migräne gibt. Lewis kann seiner Halterin mittlerweile sogar ihre Tabletten bringen, wenn er einen Anfall bei ihr riecht. Das Katzen eine solche Arbeit leisten können, ist jedoch noch nicht allgemein bekannt.

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474 Katzen untersucht – davon nur 12 Assistenztiere

Doch die Studie aus Flandern zeigt: Es gibt Katzen, die in solchen Programmen arbeiten und sie weisen tatsächlich andere Verhaltensmerkmale auf als ihre Artgenossen. Was macht sie besonders? Und was bedeutet das für die Zukunft der tiergestützten Therapie mit Katzen?

Um das herauszufinden, analysierten sie die Verhaltensprofile von 474 Katzen – darunter 12 Assistenztiere – anhand eines standardisierten Fragebogens (Fe-BARQ), der von den Katzenhaltern ausgefüllt wurde. Dieser Fragebogen gilt als Standardwerk, um Katzen besser zu verstehen und umfasst 23 Verhaltensweisen, von denen 19 in die Studie von Delanoeije und ihren Kollegen genutzt wurden.

Die Teilnehmer der Studie wurden über soziale Netzwerke und andere Kanäle rekrutiert. AAS-Katzen wurden als solche eingestuft, wenn sie in mindestens einer der fünf von der International Association of Human-Animal Interaction Organizations (IAHAIO) definierten AAS-Kategorien tätig waren. Die Hauptkategorien wurden definiert, um festzulegen, in welchen Assistenztiere tätig sein können. Diese umfassen:

  1. Animal-Assisted Therapy (AAT) – Tiergestützte Therapie:
    • Eine gezielte, strukturierte Intervention mit einem spezifischen therapeutischen Ziel, die von einem Fachmann (z. B. einem Psychologen oder Physiotherapeuten) durchgeführt wird.
  2. Animal-Assisted Education (AAE) – Tiergestützte Pädagogik:
    • Der Einsatz von Tieren in Bildungseinrichtungen zur Unterstützung des Lernprozesses und der kognitiven Entwicklung, oft durch Lehrer oder Pädagogen begleitet.
  3. Animal-Assisted Coaching (AAC) – Tiergestütztes Coaching:
    • Die Nutzung von Tieren zur Förderung persönlicher Entwicklung, beispielsweise in Lebensberatung, Führungskräftetraining oder psychologischer Beratung.
  4. Animal-Assisted Activity (AAA) – Tiergestützte Aktivitäten:
    • Allgemeine Interaktionen mit Tieren, die keine spezifischen Therapie- oder Lernziele haben, aber zur emotionalen Unterstützung beitragen (z. B. Besuchsdienste in Pflegeheimen).
  5. Animal-Assisted Intervention (AAI) – Tiergestützte Interventionen (Oberkategorie):
    • Ein übergeordneter Begriff, der alle tiergestützten Aktivitäten, Therapien und Bildungsmaßnahmen umfasst.

Anschließend wurden die Daten mit statistischen Verfahren (Mann-Whitney-U-Tests) ausgewertet, um Unterschiede zwischen AAS-Katzen und Nicht-AAS-Katzen zu identifizieren​.

Auch interessant: Sozialpädagogin: »Ein Assistenzhund kann oft mehr erreichen als ein Mensch

Was eine Katze mitbringen muss, um ein Assistenztier sein zu können

Die Studie ergab, dass AAS-Katzen sich in fünf von 19 untersuchten Verhaltensmerkmalen signifikant von anderen Katzen unterschieden:

  • Höhere Werte für:
    • Geselligkeit mit Menschen
    • Aufmerksamkeitsheischendes Verhalten
    • Geselligkeit mit anderen Katzen
    • Jagdverhalten
  • Niedrigere Werte für:
    • Widerstand gegen Festhalten

Diese Unterschiede deuten darauf hin, dass AAS-Katzen entweder gezielt aufgrund bestimmter Verhaltensmerkmale ausgewählt werden oder sie sich durch ihre Tätigkeit in AAS-Programmen anders verhalten​.

Die Studie zeigt also, dass Katzen, die in tiergestützten Diensten tätig sind, besonders gesellig, aufmerksamkeitsheischend, und sozial mit Menschen und anderen Katzen sind. Sie zeigten auch eine Tendenz, tendenziell aufgeweckter bei der Jagd zu sein. Zudem zeigen sie weniger Widerstand gegen körperliche Interaktion (z. B. Festhalten).

Was können Katzen als Assistenztier leisten – und was weniger?

Basierend auf diesen Ergebnissen lassen sich tatsächlich sogar einige Schlussfolgerungen zu möglichen Einsatzbereichen von AAS-Katzen ziehen. Denn sie scheinen eher geeignet für bestimmte tiergestützte Assistenz als für andere.

Katzen könnten etwa in der tiergestützten Pädagogik (AAE) eingesetzt werden, da sie mit ihrer ruhigen und geselligen Art den Lernprozess von Kindern positiv beeinflussen könnten. Auch in tiergestützten Aktivitäten (AAA), wie Besuchen in Pflegeheimen oder Schulen ohne feste Therapieziele könnte die Anwesenheit einer Assistenzkatze Positives bewirken. Zudem könnten gesellige Katze im tiergestützten Coaching (AAC) zur Förderung von Achtsamkeit und Stressbewältigung eingesetzt werden.

Allerdings lässt sich aus den generellen Charaktereigenschaften der Assistenzkatzen nicht ablesen, ob sie auch für therapeutische Einsätze geeignet wären. Denn AAT erfordert oft gezielte Interaktionen, bei denen Tiere in Prozesse der Psycho- oder Physiotherapie eingebunden sind. Viele Katzen reagieren auch empfindlich auf unvorhersehbare, stressige Situationen und benötigen eine stabile Umgebung. Auch bei tiergestützten Interventionen, zum Beispiel beim Anzeigen eines plötzlichen Insulinabfalls oder Schlaganfalls, wird durch die Studie nicht klar, ob die Katzen sich aufgrund ihrer Persönlichkeit dafür eignen.

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Forschung zu Katzen als Assistenztiere steht noch ganz am Anfang

Obwohl die Studie interessante Erkenntnisse liefert, gibt es daher einige Einschränkungen. Die Anzahl der AAS-Katzen in der Studie war mit 12 von 474 insgesamt sehr gering, was die Generalisierbarkeit der Ergebnisse einschränken könnte.

Zudem basiert die Studie auf Halterberichten, die subjektiv beeinflusst sein könnten. Künftige Forschungen sollten daher direkte Beobachtungen und physiologische Messungen einbeziehen, um ein vollständigeres Bild zu erhalten​.

Doch die Ergebnisse liefern erste Hinweise darauf, dass bestimmte Katzen besser für tiergestützte Dienste geeignet sein könnten als andere. Besonders gesellige Katzen, die offen auf Menschen zugehen und wenig Widerstand gegen physische Interaktion zeigen, könnten für diese Rolle bevorzugt werden.

Alternativ könnte es aber auch sein, dass die Arbeit in AAS-Programmen das Verhalten der Katzen über die Zeit verändert hat. So könnten sich tendenziell noch mehr Katzen für das Training und entsprechende Konditionierung eignen. Weitere Forschung ist auch hier nötig, um zu klären, ob die beobachteten Unterschiede durch Selektion oder durch Anpassung an die AAS-Umgebung entstehen​. 1

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Quellen

  1. Delanoeije, J., Moons, C.P.H., Peeters, E.H.K.A., & Pendry, P. (2025). Behavioural Profile Differences Between Cats in Animal-Assisted Services (AAS) and Non-AAS Cats Using the Fe-BARQ in Flanders. Animals, 15(33). ↩︎

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