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Verhalten erklärt

Was dahintersteckt, wenn Katzen plötzlich das Baby angreifen

Porträt Saskia Schneider auf dem PETBOOK Relaunch
Redaktionsleiterin

12. Juni 2024, 15:56 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Das neue Baby ist da und plötzlich ist die Katze wie ausgewechselt? Sie knurrt, faucht und schlägt sogar nach dem Kind? Die meisten Tiere machen dies nicht aus Boshaftigkeit. PETBOOK-Redakteurin und Katzenverhaltensexpertin Saskia Schneider, erklärt, welche Gründe hinter dem Verhalten stecken.

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Greift die Katze das Baby an, reagieren die meisten erst mal geschockt. Eigentlich ist ein Kind ein Grund zur Freude. Aber nicht immer sind alle Familienmitglieder von dem Nachwuchs begeistert. Vor allem Katzen tun sich mit Veränderung oft schwer. Zwar sind die meisten eher neugierig, wenn der menschliche Nachwuchs zu Hause ankommt oder zeigen sogar fürsorgliches Verhalten. Leider gibt es aber auch immer wieder Fälle, in denen die Tiere weniger freundlich reagieren.

Nicht selten führt das dazu, dass die Katze abgegeben wird – und das ist auch irgendwo verständlich. Für Eltern ist es ziemlich beängstigend, wenn das geliebte Haustier plötzlich so aggressiv reagiert. Dabei handelt es sich oft um ein Missverständnis oder um Unkenntnis aufseiten der Katzenhalter.

Katze greift Baby spielerisch an

Im Internet finden sich in Foren viele Einträge zu „Hilfe, die Katze greift mein Baby an“. In den sozialen Netzwerken gibt es zudem viele Videos, die das Verhalten zeigen. Schaut man sich die Clips an, stellt sich heraus, dass es sich jedoch in den meisten Fällen um Spielverhalten handelt.

Die Katzen springen die Babys oder Kleinkinder mit einer spielerischen Attacke an oder lauern ihnen auf. Vor allem junge Tiere „überfallen“ gerne mal den Nachwuchs, der hilflos über den Boden robbt.

Auch wenn die Katze dies nicht in der Absicht tut, das Baby zu verletzen, sollte man das Verhalten ernst nehmen und unterbinden. Denn die Gefahr ist groß, dass die Kinder dabei stürzen oder doch mal eine Kralle abbekommen. Schlimmstenfalls hat der Nachwuchs dann nicht nur ein Kratzer, sondern noch eine lebenslange Angst vor Katzen – das möchte sicher niemand.

Katze ist unsicher

Katzen haben in der Natur viele Feinde. Treffen die Tiere auf eine ihnen bisher völlig unbekannte Sache, ist eine Strategie, mit der Pfote danach zu schlagen, um zu überprüfen, ob es sich bei dem neuen Ding um eine Gefahr handelt. In der Natur kann dies den kleinen Jägern im Zweifelsfall das Leben retten. Bei uns Zuhause sind wir über das Verhalten eher amüsiert. Etwa, wenn Katzen nach der Haarbürste schlagen, die plötzlich auf dem Boden liegt.

Ähnlich kann es ablaufen, wenn Katzen zum ersten Mal in ihrem Leben ein Baby erblicken. Daher sollte man den ersten Kontakt der beiden Familienmitglieder gut im Auge behalten und das Baby notfalls rechtzeitig aus der Gefahrenzone nehmen. Denn meist schlagen Katzen nicht gleich zu, sondern schnuppern zunächst und heben dann vorsichtig die Pfote, um die „Überprüfung auf Gefahr“ zu starten.

Katze hat Stress

Babys schreien und machen allerhand Geräusche, die für Katzen unheimlich sind. Wer schon mal zwei Freigänger draußen kämpfen gehört hat, weiß, dass sich die Schreie der Kontrahenten wie weinende oder quengelnde Kleinkinder anhören. Für Katzen können die Geräusche eines Babys also sehr bedrohlich klingen.

Das kann die Tiere so verängstigen, dass sie zum Angriff übergehen. Manchmal richtet sich der dann direkt gegen das „Ding“, das die unheimlichen Geräusche macht. Hier ist es wichtig, sehr genau auf die Körpersprache seiner Tiere zu schauen. In der Regel greift die Katze nicht aus dem Nichts an, sondern zeigt klare Signale wie:

  • zurückgelegte Ohren
  • aufgestelltes Fell an Schwanz und Rücken
  • große Pupillen
  • lautes Knurren

All dies sind Alarmzeichen, bei denen man den Abstand zwischen Katze und Kind möglichst vergrößern sollte, denn Babys können sich noch nicht selbst aus der Situation entfernen.

Fauchen dagegen ist kein akutes Alarmzeichen. Damit möchte die Katze den Abstand zwischen sich und dem, was ihr Angst macht, vergrößern. Daher sollte man auch nicht mit dem Tier schimpfen, sondern dies akzeptieren und dafür sorgen, dass die Katze immer genügend Möglichkeiten hat, sich zurückzuziehen.

Katze hat Schmerzen

Katzen, die Schmerzen haben, reagieren schneller mit aggressivem Verhalten. Oft können die Tiere die Ursache ihrer Schmerzen nicht zuordnen. So meiden viele Katzen etwa ihre Toilette, wenn ihnen das Urinieren weh tut, weil sie Blasensteine haben.

Hat eine Katze dauerhaft Schmerzen, wegen einer chronischen Zahnfleischentzündung oder Arthrose, macht sie das dünnhäutig und leicht reizbar. So kann es passieren, dass sie schneller in eine Abwehrreaktion geht und auch mal zuschlägt, wenn ihr das Baby zu nahe kommt.

Katze fühlt sich bedroht

Greift die Katze das Baby an, ist einer der häufigsten Gründe dafür, dass sie sich bedroht fühlt. Babys und vor allem Kleinkinder wirken auf Katzen durch ihre unkontrollierten Bewegungen gruselig. So kann es passieren, dass die Tiere zuschlagen, sobald das Kind zu nahe kommt. Manche Katzen starten aber auch direkt eine Attacke – das passiert in der Regel jedoch selten.

Was dagegen häufig vorkommt, ist, dass Katzen Babys kratzen oder beißen, weil sie ihnen wehtun. So passiert es schnell, dass das Kind der Katze am Schwanz zieht oder ins Fell kneift. Das meinen sie nicht böse – sie können schlicht ihre Motorik noch nicht richtig steuern. Umso wichtiger ist, Katzen und Babys niemals unbeaufsichtigt zu lassen. Sonst kann es schnell zu Missverständnissen und Unfällen kommen.

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Auch wenn das Kind beginnt zu krabbeln, fühlen sich manche Katzen bedroht. Die Bewegungen wirken auf die meisten Tiere ebenfalls gruselig. Manche Katzen schießen dann aus ihrem Versteck hervor und greifen aus dem Nichts an – zumindest wirkt es so. Denn oft hat die Katze unter dem Sofa gekauert und dem Kind durch ihre Körpersprache signalisiert, nicht näherzukommen. Das Baby begreift das natürlich nicht. Auch hier gilt, Katze und Kind immer im Blick zu haben und den Nachwuchs zu stoppen, wenn er sich der Katze zu schnell nähert.

Katze ist krank

In seltenen Fällen kann das Verhalten auch neurologische Ursachen haben. So gibt es einige Krankheiten wie Stoffwechselstörungen oder Epilepsie, die zu einer Verhaltensänderung bzw. aggressivem Verhalten bei Katzen führen. 1, 2

Oft richten sich die Attacken dann nicht nur gegen das Kind, sondern betreffen auch andere im Haushalt lebenden Personen. Hat man also das Gefühl, die Katze greift häufig Menschen an oder ihre Stimmung schwenkt schnell um, sollte man dies beim Tierarzt untersuchen lassen und sich im Zweifelsfall professionelle Hilfe holen.

Katze greift Baby an – das sollten Sie tun

Greift die Katze das Baby an, gilt immer als Erstes: Kind aus der Situation nehmen! Häufig passieren diese Angriffe, wenn beide sich auf einer Ebene – also auf dem Boden – befinden und die Katze keine Rückzugsmöglichkeiten hat oder nicht ausweichen kann.

Hier kann man bereits gut vorbeugen, indem man der Katze ermöglicht, das „unheimliche Wesen“ von einem sicheren Posten beobachten zu können. Hat die Katze zudem stets die Möglichkeit, vor dem Kind auf eine erhöhte Ebene zu flüchten oder sich in einen „babyfreien“ Raum zurückzuziehen, entschärft das die Situation ungemein.

Auf keinen Fall sollten Sie mit ihrer Katze schimpfen. Das führt nur zu noch mehr Unsicherheit und Missvertrauen. Zudem sollte man gesundheitliche Gründe immer erst ausschließen, bevor man am Verhalten des Tieres arbeitet.

Generell gilt: Katze und Kind niemals unbeaufsichtigt lassen – selbst, wenn beide sich (scheinbar) gut verstehen. Mehr Tipps zum Zusammenleben mit Katze und Kind lesen Sie in diesem PETBOOK-Artikel: Tipps und Regeln für das Zusammenleben von Katze und Kind.

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Bewusst Zeit mit der Katze verbringen

Kommt ein Baby ins Haus, ändert sich vieles – auch im Alltag der Katze. Wichtige Rituale fallen weg, es bleibt weniger Zeit für Spiel und Schmuseeinheiten. Das kann die Tiere extrem verunsichern. Daher sollte man sich bewusst Zeit für die Katze nehmen, um die Beziehung zum Tier zu stärken.

Gemeinsames Spiel und Schmusen stärken zudem das Selbstbewusstsein der Katze und bauen Stress ab. Über die Zeit kann das Tier so lernen, mit dem neuen Wesen besser umzugehen. Dabei sollte man nicht gleich erwarten, dass beide beste Freunde werden. Hauptsache, keiner kommt zu Schaden und der Katze droht nicht, Heim und Familie zu verlieren, weil ihre Menschen ihr Verhalten nicht verstehen.

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Quellen

  1. Julius-Liebig-Universität Giessen, „Epilepsie bei Hund und Katze“ (aufgerufen am 29.05.2024) ↩︎
  2. Dr. Hoelter, „Schilddrüsenüberfunktion bei Katzen“ (aufgerufen am 29.05.2024)  ↩︎
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