
24. April 2025, 14:09 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Viele Katzenhalter kennen diese Situation: Die Katze läuft vor uns her und führt uns geradewegs zum Schrank mit den Leckerli oder zum leeren Napf. Aber gibt es das „Vorlaufen“ bei Katzen auch noch in anderen Situationen? Und bedeutet es wirklich das, was wir denken? Forschung und Alltagserfahrung kommen sich dabei erstaunlich nah, wie Katzensitterin und PETBOOK-Redakteurin Louisa Stoeffler weiß.
Viele Katzen scheinen ganz genau zu wissen, wie sie uns Menschen erreichen – sei es mit einem Miau, einem Blick oder indem sie uns vorauslaufen. Wer dann folgt, wird nicht selten zu leeren Näpfen, Spielzeugen oder sogar zur Badewanne geführt. Was wie charmantes Eigenbrötlertum wirkt, ist oft gezielte Kommunikation. Doch zeigt die Katze uns wirklich etwas – oder interpretieren wir zu viel hinein?
Katze läuft vor, um Menschen verschiedene Dinge zu zeigen
Tatsächlich kenne ich dieses Verhalten von meinem Kater Remo. Seine bevorzugten Ecken zum Vorlaufen sind natürlich der Futterschrank und Napfplatz in der Küche, aber auch sein Fummelbrett im Arbeitszimmer. Manchmal zeigt er mir mit dem Vorlaufen aber auch, wo ihm Katzengras wieder hochgekommen ist, oder er führt zu einem Spielzeug, dass er – nett, wie er ist – bereits aus seiner verschlossenen Box geholt hat, damit wir spielen können.
Ganz typisch für dieses Verhalten ist, das Katzen dabei erst mitten im Raum stehen und solange miauen, bis der Mensch aufgestanden ist. Anschließend bewegt sich das Tier mit aufgerichteter und zum Fragezeichen gebogener Schwanzspitze und läuft in die Richtung, in der es dem Menschen etwas zeigen will.
Bei anderen Katzen, die ich in Pflege hatte, wurde ich von den Tieren auch zur Katzenklappe geführt, weil der nächste Streifzug durch die Nachbarschaft unternommen werden wollte. Wieder andere führten mich zur Badewanne, wo ich ihnen den Wasserhahn aufdrehen sollte, weil sie fließendes Wasser trinken oder mit dem Rinnsal spielen wollten.
Ein anderer Kater lief immer nach dem Füttern vor mir her zum Sofa, tretelte mit den Pfoten auf einem speziellen Kissen, dass ich dann zurecht streichen sollte. Anschließend ließ er sich darauf nieder und wollte „durchgeflauscht“ – also nicht nur gestreichelt, sondern regelrecht massierend geknetet – werden.
Wie Katzen Kontakt mit uns initialisieren
Es handelt sich bei diesem Verhalten also meiner Erfahrung nach um das Anzeigen verschiedenster Bedürfnisse. Doch auch die Aktion an sich ist spannend zu beobachten. Oft wird sich dabei zusätzlich immer wieder umgedreht, um zu schauen, ob man auch tatsächlich folgt und Gegenstände an denen man vorbeikommt durch Reibung mit den Wangen markiert. Manche Katzen legen sogar die Ohren an, um zu hören, ob der Mensch ihnen weiter folgt.
Auch wenn es wissenschaftlich bislang kaum erforscht ist, ob dieses „Voranlaufen“ im engeren Sinne als gezieltes Zeigen gilt, ist gut belegt, dass Katzen gesteuert Interaktionen mit uns initiieren. In einer umfangreichen Übersicht fand der Verhaltensforscher Dennis Turner 2017 heraus, dass viele Katzen durch Annäherung, Miauen, Blickkontakt oder das sogenannte „Tail up“-Signal aktiv Kontakt mit ihren Menschen aufnehmen – oft mit erstaunlicher Konsequenz.

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Reagiert der Mensch, läuft die Katze häufiger vor
Dabei unterscheidet der Katzenforscher klar zwischen: „Intent to interact“, also der Absicht zur Interaktion z. B. durch Annäherung oder Miau und tatsächlichem Beginn einer Interaktion („start interaction“). Also, wenn der Halter darauf eingeht oder die Distanz unter einen Meter sinkt. Und eine ähnliche Aufteilung in Phasen konnte ich auch dabei beobachten, wenn die Katze vor uns läuft.
Katzen nutzen also gezielt Annäherung und Lautäußerungen, um Kontakt herzustellen – oft, um eine Reaktion beim Menschen hervorzurufen. Und je häufiger ein Mensch darauf eingeht, umso mehr verfestigt sich das Verhalten. Besonders Wohnungskatzen zeigten laut Turner überdurchschnittlich häufig solche Initiativverhalten – vermutlich, weil sie weniger äußere Reize zur Verfügung haben und stärker auf den Menschen fokussiert sind. 1
Interessant: Je häufiger eine Katze selbst erfolgreich eine Interaktion startete, desto intensiver war die gesamte Beziehungszeit mit ihrem Menschen. Die Katze wird also zum aktiven Gestalter der Beziehung – ganz so, wie wir es beim „Voranlaufen“ intuitiv erleben.