18. August 2024, 8:25 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten
Kater sind gelten als verspielter und abenteuerlustiger. Kätzinnen hingegen sind sanft und familienverträglicher. Aber stimmt das wirklich? PETBOOK-Autorin und Katzenexpertin Anna Engberg räumt mit den gängigen Vorurteilen auf und erklärt, welche Unterschiede wirklich eine Rolle spielen. Für alle, die noch nicht wissen, ob sie sich eine Kätzin oder einen Kater anschaffen wollen.
Ich habe in meinem Leben bisher drei Katzen gehabt – alle waren weiblich. Die Entscheidung für eine Kätzin oder einen Kater fiel beim ersten und zweiten Mal ohne größere Überlegung ganz intuitiv. Beim dritten Mal dagegen bewusst, da ich gerne einmal eine Katzengeburt begleiten und meinen Kindern das Großziehen von Kitten ermöglichen wollte – eine einmalige Erfahrung, ohne Frage!
Inzwischen kenne ich zahlreiche Katzenbesitzer, die auch Kater halten. Einige davon halten Katze und Kater sogar gemeinsam. Was spricht nun für eine Katze, was für einen Kater? Klar ist: Kätzin und Kater bringen beide jeweils ihre eigenen einzigartigen Eigenschaften, Vorzüge und Herausforderungen mit sich. Für PETBOOK habe ich die wichtigsten Argumente zusammengetragen, um die wichtige Entscheidung leichter zu machen.
Übersicht
- Immer ruhig und sanft? Das spricht für eine Kätzin
- Die Rolligkeit bei der Katze mitbedenken
- Verspielt und abenteuerlustig? Was für einen Kater spricht
- Kätzin und Kater gemeinsam halten?
- Wofür soll ich mich entscheiden: Kätzin oder Kater?
- Kätzin oder Kater? Vor- und Nachteile im Überblick
- Mein Fazit: Es kommt auf die Beziehung zum Halter an
Immer ruhig und sanft? Das spricht für eine Kätzin
Weibliche Katzen gelten als besonders anmutig und elegant. Und das stimmt auch mit Blick auf ihre Optik, Gesichtszüge und Körperform: Sie sind in aller Regel auch ausgewachsen zierlicher als die Kater und haben eine schmalere, feinere Gesichtsform. Gerade bei Rassekatzen sieht man dies oft besonders deutlich.
Nachgesagt wird Kätzinnen auch, dass sie insgesamt ruhiger und liebevoller seien als Kater. Dies kann ich aus meiner Erfahrung so nicht bestätigen. Katzen und Kater können nach meiner Beobachtung im eigenen Bekanntenkreis gleichermaßen einen ruhigen oder auch wilderen Charakter haben. Genau wie Menschen sind Katzen sehr individuelle Persönlichkeiten mit eigenem Temperament.
So ist meine Britisch Langhaarkatze beispielsweise eine ausgesprochen ruhige und entspannte Natur, während sich meine Russisch Blau Katze durchaus als sehr lebhaft und verspielt beschreiben lässt. Und natürlich spielt hierbei auch das Alter und, im Falle von Adoptionskatzen, zudem die bisherigen Erfahrungen mit Menschen eine Rolle. Die Ausprägung von ruhigem oder wildem Temperament hat also vielmehr mit Rasse und Lebensphase zu tun und nicht unbedingt nur mit dem Geschlecht.
Die Rolligkeit bei der Katze mitbedenken
Bei der Anschaffung einer Katze sollte auf jeden Fall bedacht werden, dass die Katze ab dem Alter von circa einem Jahr fruchtbar und damit auch rollig werden wird. Mit der Rolligkeit verbunden sind oft tagelanges Maunzen und Rollen, starke Anhänglichkeit und oft auch Stress für die Katze. Wer sich also eine unkastrierte Katze anschafft, sollte über eine Kastration nachdenken, sofern kein Nachwuchs geplant ist.
Der Vorteil einer Katze gegenüber einem Kater ist tatsächlich, dass die Katze allgemein weniger territorial ist und sich deshalb oft besser in Haushalten mit anderen Haustieren und anderen Katzen verträgt. Maßgeblich ist dabei jedoch auch das Alter, in dem die Katze mit den übrigen Mitbewohnern Bekanntschaft macht: Kitten und junge Katzen gewöhnen sich leichter an neue Haushaltsmitglieder als ältere Katzen, die schon einige Jahre das „Alleinregiment“ im Haus geführt haben.
So hat meine Erstkatze nach vielen Jahren als „Einzelkatze“ rund ein Jahr gebraucht, um sich an meine Zweitkatze zu gewöhnen. Der Altersunterschied zwischen beiden ist mit acht Jahren recht groß und daher nicht unbedingt zu empfehlen. In solchen Fällen zeigen auch weibliche Katzen zunächst durchaus territoriales Verhalten – das sonst nur Katern nachgesagt wird.
Auch interessant: Was eine Katze in der Schwangerschaft braucht
Verspielt und abenteuerlustig? Was für einen Kater spricht
Wer das Märchen vom gestiefelten Kater kennt, weiß: Kater sind schlau und gewitzt. Katern wird allgemein viel Spieltrieb und Abenteuerlust nachgesagt sowie eine insgesamt größere Neugier für die Umgebung: Sie sind oft mutigere Entdecker. Das kann ich mit Blick auf meine Beobachtungen bei anderen Katerbesitzern durchaus bestätigen. Doch auch hier kommt es, wie bei Kätzinnen, stark auf den individuellen Charakter des Tieres, Rasse und Alter an.
Nicht bestätigen kann ich die gängige Meinung, dass Kater seltener starke Bindungen an einen bestimmten Menschen entwickeln. Mehrfach beobachtet habe ich im Bekanntenkreis, dass Kater durchaus sehr enge und personenbezogene Bindungen mit ihrem Halter eingehen und ausgeprägt anhänglich sein können. Es kommt also vor allem auf die Pflege der Beziehung zum eigenen Vierbeiner an.
Von der Statur sehen Kater meist kräftiger und stattlicher aus – das macht sich auch beim Körpergewicht bemerkbar. Wer also von einem „großen Schmusekater“ träumt, für den ist ein Kater möglicherweise die richtige Wahl. Bei der Entscheidung für einen Kater sollten potenzielle Katzenhalter bedenken, dass Kater ab dem Alter von circa einem Jahr fruchtbar werden und beginnen, ihr Revier mit Urin zu markieren. Das bringt unangenehme Gerüche mit sich, sodass sich die meisten Katerbesitzer für eine Kastration entscheiden, sofern sie kein Gelände mit Freigang haben. Durch die Kastration werden die Kater vom Charakter meist ruhiger und anhänglicher.
Kätzin und Kater gemeinsam halten?
Katzen lassen sich durchaus auch gut mit Katern gemeinsam halten. Das gelingt z. B. dann, wenn die beiden Geschwister aus einem Wurf sind. Tatsächlich kenne ich auch mehrere Fälle von Katze-Kater-Paaren: in dem einen Fall lebt das „Katzen-Ehepaar“ mit einem seiner Katzenkinder zusammen, im anderen Fall sind die beiden aus unterschiedlichen Würfen als Kitten vergesellschaftet worden – und verstehen sich prächtig. Ungünstig ist es dagegen, Katze und Kater aus verschiedenen Würfen, mit unterschiedlichem Alter oder mit großem, zeitlichen Abstand zueinander gemeinsam im Haushalt aufzunehmen. Die schlauere Wahl: zwei Kitten gleichzeitig eingewöhnen.
Auch interessant: Meine Katze hat Kitten bekommen! So habe ich Sie unterstützt
Wofür soll ich mich entscheiden: Kätzin oder Kater?
Letztendlich hängt die Entscheidung zwischen einer Katze und einem Kater also von persönlichen Vorlieben und Umständen ab, z. B. ob bereits eine ältere Kätzin oder ein älterer Kater oder auch Kinder im Haushalt vorhanden sind, Freigang möglich ist oder nicht.
Und natürlich spielen die individuelle Persönlichkeit und Geschichte der Katze bzw. des Katers ebenso eine Rolle wie das Alter und die Rasse: so sind Perser und Briten beispielsweise überaus gemütliche Katzen, Siamesen und Russisch Blau Katzen dagegen in erster Linie anhänglich und gesprächig. Maine Coon und Waldkatzen wiederum benötigen viel Bewegung und lassen sich besonders gut wie Hunde ausführen.
Beide Geschlechter – Kätzin wie auch Kater – haben ihre eigenen Vorzüge und Eigenschaften: auch wenn Katzen tendenziell sanfter, Kater tendenziell energiegeladener sind, bedeutet dies nicht, dass die Kätzin oder der Kater, den Sie anschaffen, unbedingt diesem Klischee entsprechen muss. Nehmen Sie sich stattdessen lieber die Zeit, das Tier Ihrer Wahl ausgiebig kennenzulernen, bevor Sie es in Ihren Haushalt aufnehmen: Welche Erfahrungen hat die Kätzin oder der Kater bisher gemacht? Handelt es sich um ein älteres oder junges Tier? Sollen mehrere Tiere oder Tiere mit Kindern gemeinsam leben?
Kätzin oder Kater? Vor- und Nachteile im Überblick
Vorteile Kätzin:
- in der Regel weniger territorial
- verstehen sich oft mit anderen Katzen oder Tieren
- Erscheinungsbild zierlicher, eleganter
Nachteile Kätzin
- Ohne Kastration besteht Risiko der Schwangerschaft
- Rolligkeit und damit verbundenes lautes Miauen sowie andere Verhaltensänderungen
Vorteile Kater
- abenteuerlustig, mutig
- kräftige Statur, stattliches Aussehen
Nachteile Kater
- territorial, größeres Verletzungsrisiko bei Freigängern
- Markieren bei Erreichen der Geschlechtsreife (starker Geruch)
- größere Reviere und dadurch erhöhtes Verlustrisiko bei Freigängern
Erwachsenwerden Warum man bei Geschwisterkatzen nicht erst bei Rolligkeits-Anzeichen handeln sollte
Zyklus und Geschlechtsreife Rolligkeit bei Katzen – Anzeichen, Symptome, richtiger Umgang
Erfahrungsbericht Was eine Katze in der Schwangerschaft braucht
Mein Fazit: Es kommt auf die Beziehung zum Halter an
Grundsätzlich können Kätzin und Kater beide gleichermaßen eine enge Beziehung zu ihrem Halter aufbauen, wenn man ihre Bedürfnisse stets in den Vordergrund stellt und ihnen genügend gemeinsame Qualitätszeit einräumt. Sei es durch Kommunikation, Streicheln und Bürsten oder durch aktive Beschäftigungen wie Spiele, Clickertraining und Leinenführung.
Davon hängt es in erster Linie ab, wie sehr sich Ihre Kätzin oder Ihr Kater auf Sie bezieht und wie viel Aufmerksamkeit gefordert und geschenkt wird: Wer seine Katze „nebenher“ laufen lässt, erzieht eine Katze, die sich nicht für den Menschen interessiert. Wer seine Kätzin oder seinen Kater dagegen wie einen guten Freund bzw. ein vollwertiges Familienmitglied behandelt, spürt die Liebe und Hingabe des Tieres schon nach kurzer Zeit – ganz geschlechtsunabhängig!