20. Dezember 2024, 15:08 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Egal, ob Ozelot, Leopard oder auch Ägyptische Mau und Bengalkatze: viele Haus- und Wildkatzen kommen gepunktet daher. Doch warum ist das so? Und warum vermuten Wissenschaftler, dass gepunktetes Fell eine Weiterentwicklung von gestreiftem Fell ist?
Katzen sind für viele absolut faszinierende Lebewesen. Dabei kommt es nicht darauf an, ob sie mit uns als Hauskatze zusammenleben, oder wir über andere Groß- und Kleinkatzen wie Löwen oder Geparde sprechen. Ihre anmutige Art, ihr selbstbestimmtes Wesen, aber auch die in ihnen schlummernde Gefahr machen Katzen auch in der Wissenschaft zu einem beliebten Studienobjekt. Denn man weiß, dass alle 41 Katzenartigen genetisch sehr viel gemeinsam haben und unsere Hauskatze sich kaum von einem beutegreifenden Wildtier unterscheidet. Scheinbar gilt dies auch für die Art, wie Katzen gepunktetes Fell ausbilden.
Zuerst gestreiftes, dann gepunktetes Fell?
Wissenschaftler sind schon seit Langem fasziniert davon, wie Katzen ihre Fellfarben ausbilden. Bereits 2012 konnte man die verantwortlichen Gene für Musterungen identifizieren. Diese wurden „Taqpep“ und „Edn3“ benannt. Allerdings scheinen sie nicht nur an der Bildung von gepunktetem Fell beteiligt zu sein, sondern zuallererst gestreiftes zu bilden.
„Kurz gesagt: Es ist kompliziert“, fasste Greg Barsh, Genetiker und emeritierter Professor, im Wissenschaftsmagazin „LiveScience“ seine Forschungsergebnisse zusammen. Barsh und seine Kollegen befassten sich mit dem Thema in mehreren Untersuchungen, bevor sie 2012 die verantwortlichen Gene identifizieren konnten. Denn während Fische und andere gestreifte Tiere ihre Farbe über unterschiedliche Zellen bilden, kann dies bei Katzen nicht der Grund für Muster im Fell sein. 1
„[B]ei Säugetieren sind die Haut- und Haarzellen am ganzen Körper identisch, und das Farbmuster entsteht durch Unterschiede in der genetischen Aktivität zwischen den Zellen, die beispielsweise einem dunklen Streifen zugrunde liegen, und den Zellen, die einem hellen Streifen zugrunde liegen“, so Barsh weiter.
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Haben gepunktete Katzen ein „dickes Fell“?
Allerdings scheinen die Forscher auf der richtigen Spur gewesen zu sein. Denn das Gen Taqpep kann sich verändern, wenn beide Elterntiere es weitergeben. Anstatt Streifen bilden die Kitten dann gefleckte oder gewellte Farbmuster aus. Interessanterweise ist das mutierte Gen am häufigsten in verwilderten Katzenpopulationen zu finden.
Um herauszufinden, warum das so ist, begann das Team daraufhin, aus Kliniken, die verwilderte Katzen kastrieren, weggeworfenes Gewebe zu sammeln; einige der entfernten Katzengebärmütter enthielten nicht lebensfähige Embryonen, die die Forscher im Labor untersuchten.
Durch das Gewebe fanden Barsh und Kollegen auch heraus, dass Katzenembryos in der ersten Phase ihrer Entwicklung dünnere und dickere Hautschichten besitzen, die später die verschiedenen Farben ihres Fells codieren. Also legen sich gepunktete Katzen sprichwörtlich ein „dickes Fell zu“?
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Mehrfarbige Flecke – noch mehr Gene?
Eine weitere Studie identifizierte das Gen Taqpep als Schlüssel zur Fellmusterung. Eine Mutation in diesem Gen verursacht das „marmorierte“ Muster bei Hauskatzen, das von den üblichen Streifen (Tabby-Muster) abweicht. Dieselbe Mutation wurde ebenfalls bei Geparden nachgewiesen. Bei ihm jedoch erzeugen sie Flecken und stellenweise Streifen, die zu größeren Blöcken verschmelzen.
Ein weiteres zentrales Gen, Edn3, wurde als Regulator für die lokale Farbgebung innerhalb dieser Muster identifiziert. Es steuert über lokal wirkende Signalwege die Pigmentproduktion in der Haut. Taqpep hingegen legt eine Art „Grundriss“ für die Musterung an, der dann durch Edn3 „ausgemalt“ wird. 2
Doch auch bei vielen anderen Wildkatzen scheint dasselbe Gen an der Ausprägung von Streifen und Punkten beteiligt zu sein. Warum aber haben dann Tiger fast immer Streifen und keine Flecke? Außerdem gibt es ja bei Leoparden, Savannah- und Bengalkatzen auch mehrfarbige Flecke, während die Ägyptische Mau winzige, dunkle Flecken hat. Forscher sind nun also erneut auf der Suche nach weiteren Genen, die das Rätsel um geflecktes Fell bei Katzen endlich komplett lösen können.