2. September 2024, 16:49 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Katze rein, Katze raus – dieses Spiel kennt jeder Katzenbesitzer. Kaum ist die Tür zu, scheint in dem Tier der unwiderstehliche Drang zu entstehen, hinauszuwollen – nur um kurze Zeit später wieder laut miauend nach Einlass zu fordern. PETBOOK-Redakteurin und Expertin für Katzenverhalten Saskia Schneider erklärt, was dahintersteckt.
Katzen scheinen ein Problem mit geschlossenen Türen zu haben. Ob Kratzen oder lautes Miauen – unsere Tiere haben schnell raus, wie sie dafür sorgen, dass wir den Durchgang schnell wieder öffnen. Aber wehe, er wird nach dem Passieren wieder geschlossen. Dann geht das Spiel von vorn los. Was auf uns wirkt, als könne sich die Katze nicht entscheiden, ob rein oder raus, hat tatsächlich plausible Gründe – zumindest aus Sicht der Katze.
Katzen brauchen den Überblick
Katzen lieben es, ihr Revier im Auge zu haben. Auch wenn es vielleicht so aussieht, als ob die Tiere schlafen. Meist dösen sie nur und nehmen Geräusche aus der Umgebung trotzdem wahr. Dabei ist es wichtig, diese zuordnen zu können. Auch wer wann und wohin gerade das Zimmer verlässt, ist für unsere Katzen von Interesse. Alles im Blick zu haben, gibt ihnen Sicherheit.
Geschlossene Türen stören da aus Sicht der Katze enorm. Sie versperren nicht nur den Blick. Dinge, die hinter geschlossenen Türen stattfinden, können Katzen nicht genau zuordnen. Dann werden sie neugierig und wollen schauen. Übrigens gilt das nicht nur für Geräusche, sondern auch Gerüche. Da wir Menschen im Vergleich zu unseren Haustieren nicht annähernd so viele Dinge riechen, erscheint es uns daher manchmal völlig grundlos, warum die Katze jetzt unbedingt durch die Tür muss.
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Katze will kurzen Rundgang machen
Um das Revier im Blick zu behalten, machen viele Katzen gerne regelmäßige, kleine Rundgänge. In der Natur würden die Tiere etwa Ausschau halten nach Markierungen von Artgenossen, Gerüchen von Beute oder auch Beutegreifern. Für Katzen sind diese Rundgänge im Zweifel überlebensnotwendig, denn sie informieren über paarungswillige Partner und potenzielle Gefahren.
Dieses Verhalten haben sich unsere Haustiere bis heute erhalten. Nur, dass das Revier meist aus einer Wohnung oder einem Haus mit Garten besteht. Um dies regelmäßig zu überprüfen, müssen auch geschlossene Türen überwunden werden. Also kratzen oder miauen Katzen dann. Wir Menschen reagieren und öffnen die Tür. Die Katze macht ihren kleinen Rundgang durch Zimmer, Balkon oder Garten und möchte dann kurze Zeit später wieder hinein.
Diese Rundgänge können mehrmals hintereinander erfolgen – zumindest habe ich das bei vielen Wohnungskatzen beobachtet. Dadurch wirkt es auf uns, als würde die Katze ständig hinein- und hinauswollen und könnte sich nicht entscheiden.
Katze möchte nicht alleine sein
Ein weiterer Grund, warum Katzen geschlossene Türen nicht mögen, ist, weil sie bei ihrem Menschen sein möchten. Manche Dinge möchte man als Zweibeiner aber vielleicht lieber ohne Katze erledigen – etwa den Toilettengang. Auch wenn wir Besuch bekommen und Privatsphäre brauchen, passiert es oft, dass unsere Katze dann höchst aufgebracht vor der verschlossenen Tür protestiert.
Zum einen, weil sie sich ausgeschlossen fühlt, und zum anderen, weil sie die Situation vielleicht gerne im Blick haben möchte. Vor allem bei Katzen, die es nicht gewohnt sind, dass gelegentlich mal eine Tür verschlossen ist, zeigen dieses Verhalten. Nicht selten öffnen wir Menschen dem Haustier dann doch genervt – und festigen damit das Verhalten.
Was tun, wenn die Katze ständig hinaus und hinein will?
Ob exzessives Kratzen oder lautes Miauen. Manche Katzen machen vor geschlossenen Türen so lange Radau, bis wir ihnen genervt öffnen. Um dieses Verhalten abzustellen, hilft nur: konsequentes Ignorieren. Denn für jedes Mal, dass wir nachgeben, lernt die Katze: Ich muss nur lange und laut genug kratzen oder miauen, bis mein Mensch reagiert.
Aber Vorsicht: Wer sein Tier von heute auf morgen einfach ignoriert, muss damit rechnen, dass das Verhalten zunächst schlimmer wird, bevor die Katze ihre Strategie aufgibt. Zudem kann es zu Frust führen und dazu, dass die Tiere sich etwas anderes einfallen lassen – etwa, Dinge vom Regal zu werfen oder an anderen Stellen zu kratzen.
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So lernen Katzen, mit geschlossenen Türen besser zurechtzukommen
Daher ist es besser, seinem Tier das Verhalten langsam abzugewöhnen oder eine Alternative anzubieten. Rundgänge sind für unsere Katzen wichtig. Das heißt aber nicht, dass die Tiere nicht lernen können, dass ein Zimmer oder ein Teil des Hauses zu bestimmten Zeiten einfach tabu sind. Bauen Sie dies in kleinen Schritten auf, indem Sie einfach mal für ein paar Minuten die Tür schließen. Loben Sie Ihre Katze, wenn sie dies ohne Theater hinnimmt, und öffnen Sie die Tür zur Belohnung wieder.
Beobachten Sie Ihre Katze. Die meisten Tiere sind vor allem morgens und abends aktiv und sollten dann auch Zugang zum gesamten Revier erhalten. Trainieren Sie mit der Katze ein Signal, wenn ein Zugang gerade nicht freigegeben werden kann, und bleiben Sie konsequent. Das macht es für die Katze besser vorhersehbar und die meisten Tiere akzeptieren die Situation besser. Wichtig ist jedoch, dass die Bedürfnisse der Katze dabei trotzdem erfüllt werden.