9. April 2024, 14:14 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Im mexikanischen Präsidentenpalast leben 19 Katzen. Diese wurden vom Präsidenten nun zu „lebendigem Anlagevermögen“ ernannt. Was hinter dem besonderen Status der Tiere steckt.
Wer den Begriff „lebendiges Anlagevermögen“ hört, der verortet den Begriff vielleicht in der Buchhaltung oder der Finanzplanung. Doch seit einem Dekret des mexikanischen Präsidenten Andrés Manuel López Obrador genießen diesen Status nun 19 halb verwilderte Katzen im Nationalpalast. Warum gerade diese Katzen in Mexiko so besonders sind.
Katzen in Mexiko erhalten lebenslanges Wohnrecht und ärztliche Versorgung
Durch den besonderen rechtlichen Status, den sonst nur materielle Werte wie Gebäude oder Möbel tragen, ist das Finanzministerium Mexikos dazu verpflichtet, die Tiere bis an ihr Lebensende zu versorgen. Wie die mexikanische Zeitung „Proceso“ berichtet, haben die Katzen diesen besonderen Stempel verliehen bekommen, damit sie ein Leben lang gefüttert und sich um ihre Gesundheit gekümmert wird.
Doch warum erhielten die Katzen diesen erstmals vergebenen Status genau jetzt? Höchstwahrscheinlich, weil López Obrador im Oktober 2024 aus dem Amt scheidet. Eine Wiederwahl nach seiner sechsjährigen Amtszeit ist entsprechend dem politischen System des Landes nicht möglich. Anscheinend wollte er jedoch Vorsorge für die präsidialen Katzen treffen, damit sie auch weiterhin in der Residenz leben können, wenn er geht.
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Tiere haben nach Katzeninventur einen Privat-Veterinär
Zuvor war im August 2023 zusammen mit der Autonomen Universität von Mexiko Stadt eine „Katzeninventur“ durchgeführt worden, wie die Zeitung „El Universal“ berichtet. Die vor Ort lebenden Katzen wurden gechippt, registriert und bekamen einen Ausweis für den Präsidentenpalast.
In diesem Dokument wurden ihr Lieblingsplatz, ihr Geschlecht, das ungefähre Alter, Farbe und Gewicht, sowie Krankheiten und Toleranz gegenüber Menschen angegeben. Panza, Ruffino, Topacio, Yema, Nube, Leona, Ollin, Bowie, Balam, Coco, Roja, Bellof, Princesa, Esponjoso, Ikal, Monita, Scar, Tigre und Bombón haben seitdem sogar einen eigenen Privat-Veterinär.
Tierarzt Jesús Arias, Absolvent der Fakultät für Veterinärmedizin und Zootechnik (FMVZ), kümmert sich liebevoll um das Wohlergehen der präsidialen Katzen. Der US-Nachrichtenagentur AP verriet er, dass die Tiere sich nicht nur auf die Ländereien beschränken. „Sie haben Zugang zu allen Bereichen des Palastes, sodass sie bei Besprechungen und Interviews anwesend sind und vor die Kamera treten können.“
„Wir müssen dafür sorgen, dass die Katzen versorgt werden“
„Die Katzen sind jetzt ein Symbol für den Nationalpalast“, sagte Adriana Castillo Román, Generaldirektorin des Nationalpalastes und der Denkmalschutzbehörde der AP. „Wir müssen dafür sorgen, dass die Katzen versorgt werden.“ Präsident López Obrador selbst sagte, dass die Katzen den Palast „beherrschen“ und bei offiziellen Anlässen oft vor ihm herlaufen.
Auch den Mitarbeitern des Palastes haben es die Katzen scheinbar sehr angetan. Zu Beginn der Amtszeit hätten sie von zu Hause Essensreste mitgebracht, um die Tiere zu versorgen. Sie halfen den Tierärzten der Universität dabei, sie zu impfen, zu sterilisieren und zu chippen. Außerdem bauten sie ihnen kleine Katzenhäuser und Futterstationen im Garten.
Doch die 19 nun in Mexiko unter besonderem Schutz stehenden Katzen sind nur diejenigen, die permanent in der Präsidentenresidenz leben. Viele andere Katzen kommen zu kurzen Besuchen vorbei. Wie lange schon Katzen im mexikanischen Regierungssitz leben, wussten die Mitarbeiter vor Ort der AP nicht zu sagen. Allerdings sollen wohl schon vor 50 Jahren Tiere in den Gärten zwischen Kakteen und dichten Büschen gelebt haben.
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Katzen verweigern Aussage zu besonderem Status in Mexiko
Natürlich hat die AP-Nachrichtenagentur auch die geehrten Katzen nach Stellungnahmen gefragt. Bowie (nach dem berühmten Musiker David Bowie benannt), verweigerte jedoch jegliche Aussage.
Auch Coco und Ollin wollten keine Wortmeldungen abgeben. Coco wedelte mit dem Schwanz, und Ollin streckte sich unter einer Säule des Palastes aus. Daraufhin schlief er ein. Nur Nube (deutsch: Wolke) ließ sich zu einem Kommentar herab. „Miau“, sagte die Katze, die sonst gern Besucher an der Tür des Palastes begrüßt.