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Verhalten erklärt

Warum Katzen Menschen so viel anmiauen

Katze in einer Küche miaut Mensch hinter der Kamera an
Katzen haben sich angewöhnt, viel und durchdringend zu miauen, wenn sie mit ihren Haltern kommunizieren wollen Foto: Getty Images
Louisa Stoeffler
Redakteurin

14. August 2024, 12:33 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Als Katzenhalter kennt man wenige Laute so gut, wie das „Miau“ des eigenen Tiers. Man weiß, welches Maiuen „Fütter mich!“, „Spiel mit mir!“, oder „Streichel mich!“ bedeuten. Doch warum miauen Katzen Menschen so häufig an, wenn es doch eigentlich nicht zu ihrem normalen Verhalten zählt?

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Viele Menschen schätzen es, mit Katzen zusammenzuleben und sagen Dinge wie: „Mich gibt es nicht ohne mein Tier“. Dass dies vielen Katzen offenbar genauso geht, zeigt ein Verhalten, dass sie allein im Umgang mit Menschen zeigen: Sie miauen uns viel und häufig an. Viel mehr, als sie dies Artgenossen gegenüber je tun würden. PETBOOK erklärt, warum Katzen mit uns auf diese Weise kommunizieren und warum es ein Hinweis darauf sein könnte, dass unsere Haustiere nie wirklich erwachsen werden.

Miauen von Katzen war zunächst nicht an Menschen gerichtet

Jeder, der schon einmal eine Interaktion zwischen zwei sich fremden Katzen beobachtet hat, weiß: Die Tiere kommunizieren nicht über ein fröhliches „Hallo“ in Form von Miauen miteinander. Stattdessen geben sie einander eher durch Körpersprache Signale. Sie machen einen Buckel, sträuben ihr Fell und legen die Ohren an. Erst im letzten Schritt werden Fauch- oder Brummlaute sowie Pfotenschläge eingesetzt.

Auch bei der Jagd kann man sich vorstellen, dass lautes „Ich habe Hunger“-Miauen wohl eher kontraproduktiv für den Jagderfolg die Tiere wäre. Ausgewachsene Katzen geben also im alltäglichen Leben kaum Geräusche von sich. Woher kommt also die Angewohnheit von Katzen, Menschen häufig anzumiauen?

Hierfür muss man bis ins Kittenalter der Tiere zurückgehen. Denn dort hört man häufig leises Fiepen und Miauen. Katzenbabys kommen blind und praktisch hilflos zur Welt, sind also nesthockend. Sie werden von der Kätzin gesäugt, geputzt und warm gehalten. Damit sie weiß, welche Bedürfnisse ihre Kitten gerade haben, haben die Jungen verschiedene Miau-Laute im Repertoire.1

Warum Katzen begannen, ihr Miauen an Menschen zu erproben

Im Laufe der Domestizierung hat sich dies jedoch gewandelt. Diese wurde wohl von den opportunistischen Tieren selbst begonnen, da sie sich für die Mäuse in Kornspeichern interessierten (PETBOOK berichtete). Doch die Beziehung zwischen Mensch und Katze wurde immer enger, bis die Tiere im Haus schliefen und Teil des Hofes wurden.

Im Laufe der Jahrtausende haben die Tiere daher auch gelernt, dass wenn sie Menschen häufig anmiauen, bekommen, was sie wollen. Doch es dauerte, bis in die 1990er-Jahre, bis festgestellt wurde, dass domestizierte Katzen ihr Miauen im Erwachsenenalter speziell für die Kommunikation mit dem Menschen entwickelt haben.2 Dies haben die Tiere sogar so weit entwickelt, dass sie bestimmte Frequenzen einsetzen, die auch Babys von sich geben. Entsprechend erzeugen sie somit im Hirn des Menschen eine Art Mutterinstinkt, bzw. den Drang, sie zu versorgen.3

Wissenschaft ist uneins, ob wir Miauen wirklich verstehen

Gleichzeitig hat dies aber auch Auswirkungen auf die Tiere. Da sie uns quasi wie ihre Pfleger oder einen Mutterersatz fürs Leben ansehen, vertreten einige Forscher die These, dass Hauskatzen nicht mehr wirklich erwachsen werden – und sogar eine vollwertige Sprache zur Kommunikation mit dem Menschen entwickeln.4 Sprachforscher versuchen seit einiger Zeit, eine Lautabfolge der Katzensprache zu ergründen – mit mäßigem Erfolg.

Da Katzen nicht so leicht zu erforschen sind wie Hunde, beginnen Forscher erst langsam zu verstehen, wie sich Mensch und Katze gemeinsam entwickelt haben. 2002 konnte nachgewiesen werden, dass Menschen das Befinden einer Katze allein durch ein Miau in groben Zügen beurteilen konnten. Denn dringende Rufe waren weniger angenehm zu hören. Entsprechend lösten sie eine Reaktion aus. Halter spendeten den Tieren Aufmerksamkeit oder Futter.5

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Allerdings ist sich die Forschung nicht so ganz einig, ob Menschen das Miauen von Katzen besonders gut verstehen oder nicht. Studien kommen immer wieder zu unterschiedlichen Ergebnissen. Eine Untersuchung zeigte auf, dass Empathie für Tiere ohne jegliche Erfahrung mit Katzen zu einem groben Verständnis für Miauen führt.6

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Ein Miau allein macht noch keine Interaktion

Allerdings kamen weitere Studien von 2015 bis 2020 zu dem Schluss, dass ohne Kontext die „Sprache“ der Katzen eher willkürlich wirkt. Denn allein durch das Miauen fremder Katzen konnten sogar Katzenkenner nur das „Hunger“-Miau treffsicher erkennen.7 Allerdings haben alle Untersuchungen eine große Einschränkung: Sie spielten lediglich das Audio, also die Tonaufnahme, einer Katze ab.

Seit einigen Jahren beschäftigen sich Forscher jedoch immer mehr mit der gesamten Interaktion zwischen Mensch und Katze. Und konnten bereits zeigen, dass wir einander viel besser verstehen, als lange angenommen. So kam heraus, dass die Tiere ihre Menschen an der Stimme erkennen und man am besten audiovisuell miteinander kommunizieren sollte.

Denn auch wenn Katzen gelernt haben, dass es ihnen Vorteile verschafft, wenn sie Menschen anmiauen, kommunizieren sie immer noch sehr viel über Körpersprache. Und betrachtet man wissenschaftlich beides zusammen, können sich Mensch und Katze erstaunlich gut einschätzen, wie eine Studie 2024 nachweisen konnte.8 Umso wichtiger ist es, Verhalten und Laute von Katzen noch besser zu erforschen.

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Quellen

  1. Brown, S. L. (1993). The social behaviour of neutered domestic cats (Felis catus) (Doctoral dissertation, University of Southampton). ↩︎
  2. McComb, K., Taylor, A. M., Wilson, C., & Charlton, B. D. (2009). The cry embedded within the purr. Current Biology, 19(13), R507-R508. ↩︎
  3. Burnham, D., Francis, E., Vollmer-Conna, U., Kitamura, C., Averkiou, V., Olley, A., ... & Paterson, C. (1998). Are you my little pussy-cat? Acoustic, phonetic and affective qualities of infant-and pet-directed speech. In Fifth International Conference on Spoken Language Processing. ↩︎
  4. „Spiegel.de“, „Jedes "Miii-AAAAU" ist ein langer Schrei nach Liebe“ (aufgerufen am 15.7.2024) ↩︎
  5. Nicastro, N. (2002). Acoustic correlates of human responses to domestic cat (Felis catus) vocalizations. The Journal of the Acoustical Society of America, 111, 2393-2393. ↩︎
  6. Nicastro, N., & Owren, M. J. (2003). Classification of domestic cat (Felis catus) vocalizations by naive and experienced human listeners. Journal of Comparative Psychology, 117(1), 44. ↩︎
  7. Prato-Previde, E., Cannas, S., Palestrini, C., Ingraffia, S., Battini, M., Ludovico, L. A., ... & Mattiello, S. (2020). What’s in a meow? A study on human classification and interpretation of domestic cat vocalizations. Animals, 10(12), 2390. ↩︎
  8. de Mouzon, C., Di-Stasi, R., & Leboucher, G. (2024). Human perception of cats' communicative cues: human‐cat communication goes multimodal. Applied Animal Behaviour Science, 270, 106137. ↩︎
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