
11. April 2025, 14:07 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten
Viele Katzen sind nicht besonders aufgeschlossen, wenn es darum geht, Fremde kennenzulernen. Allerdings möchte man sich der Katze auch vorstellen, wenn es im Freundeskreis oder in der Familie tierischen Zuwachs gab. PETBOOK-Redakteurin und Katzensitterin Louisa Stoeffler gibt Tipps für den ersten Besuch bei einer Katze und verrät typische Fehler, die dazu führen, dass die Tiere Reißaus nehmen.
Ein falscher erster Eindruck kann bei Katzen lange nachwirken – und jede spätere Annäherung erschweren. Als Katzensitterin gehe ich regelmäßig auf Tiere zu, die ich noch nicht kenne und kann daher einige Tipps geben, wie das Kennenlernen mit einer Katze für das Tier angenehm wird und man selbst auch innerhalb weniger Minuten dem Tier nähern und mit ihm interagieren kann.
In welchen Situationen man sich einer Katze „vorstellen“ sollte
Auch wenn man nicht alle paar Wochen neue Katzen kennenlernt, so wie es bei mir der Fall ist, gibt es einige Situationen, in denen man ein Tier richtig begrüßen sollte. Sei es, dass man sich selbst für eine neue Katze entscheiden möchte oder sich im näheren Umkreis ein Tier angeschafft wurde. Besonders, wenn man an Feiertagen mit der Familie zusammenkommt und das neue Haustier vorgestellt wird, sind dies Situationen, mit denen man gelegentlich konfrontiert wird.
Mit der richtigen Herangehensweise lässt sich schnell Vertrauen aufbauen – auch wenn man sich ein Tierheimtier zulegt. Denn Katzen reagieren häufig eher zurückhaltend auf unbekannte Menschen – selbst wenn sie eigentlich neugierig sind, wer die neue Person denn ist. Wer sich ihnen zum ersten Mal nähert, sollte einige Grundregeln beachten. So lässt sich Stress vermeiden – für das Tier und für alle Beteiligten.
So gelingt die erste Begegnung mit einer neuen Katze
Während Hunde oft aktiv die Nähe zu Menschen suchen, schätzen es viele Katzen, neue Beziehungen selbstbestimmt und vorsichtig zu entwickeln. Direkt mit ausgestreckten Armen auf das Tier zuzulaufen und am besten noch laut zu rufen: „Oh, was bist du für eine Süße! Komm doch her, gutschi gutschi gu!“ ist in dieser Situation völlig unangebracht.
Deshalb ist ein respektvoller und geduldiger Umgang bei der ersten Begegnung entscheidend. Ein ungünstiger Start bleibt einer Katze oft lange in Erinnerung – umso wichtiger ist es, sich richtig zu verhalten. Hier einige meiner Tipps, die sich für mich über die Jahre bewährt haben.
Hinknien und klein machen
Natürlich machen wir hier keinen Kniefall vor der Katze. Allerdings verkleinern wir unsere Körpergröße und machen uns für die Tiere so weniger furchteinflößend. Die Katze kann uns nun fast auf Augenhöhe betraten und sich mit unserem Geruch vertraut machen. In meiner Tätigkeit als Katzensitterin ist dies stets der erste Schritt, wenn ich auf eine neue Katze zugehe. 90 Prozent aller Tiere kommen bei dieser Geste direkt auf mich zu und wollen mich kennenlernen.
Abwarten statt Annähern
Der wichtigste Grundsatz lautet: Die Katze bestimmt den Zeitpunkt der Annäherung. Viele beobachten ihre Umgebung zunächst lieber aus sicherer Entfernung. Daher sollte man sich ruhig verhalten, keine hektischen Bewegungen machen und auf laute Geräusche verzichten.
Ruhige Stimme schafft Vertrauen
Katzen nehmen auch die Stimmung ihrer Umgebung sehr genau wahr. Wenn sich der Mensch also gestresst verhält, überträgt sich das oft auf das Tier. Eine ruhige, freundliche Stimme – und ein leises Rufen des Namens – kann helfen, die erste Unsicherheit zu verringern und Vertrauen zu fördern.
Auch den eigenen Geruch sollte man „vorstellen“ und die Hand anbieten
Hier schütteln wir natürlich nicht die Pfote des Tieres, aber auch für Katzen ist es sinnvoll, ihenen die Hand anzubieten. Nähert sich die Katze von selbst, kann man ihr vorsichtig die Hand zum Beschnuppern hinhalten. Wichtig: Wenn man selbst Tiere halt, sollte man sich die Hände waschen, bevor man die neue Katze begrüßt. Fremde Tiergerüche können als störend empfunden werden.
Hier achte ich vor allem darauf, nicht die offene Handfläche zu präsentieren – ganz anders als man es bei Hunden machen würde. Denn die Fläche ist so groß, dass sie den ganzen Kopf des Tieres bedecken könnte – für ängstliche Katzen könnte dies einschüchternd wirken.
Daher biete ich meine Finger in einer entspannten Haltung an, etwa in Form einer locker geformten, aber geöffnetem Faust. Bei dieser Phase des Vorstellungsrituals kam bislang jede Katze, um meinen Geruch aufzunehmen und fast alle rieben dann auch direkt ihr Gesicht an meinen Knöcheln. Der Geruchssinn von Katzen ist äußerst empfindlich – sie können Futter aus über vierzig Metern Entfernung wahrnehmen. Reibt sich die Katze an der Hand oder beginnt zu schnurren, ist das also ein gutes Zeichen.
Streicheln nur mit Zustimmung
Erst wenn die Katze entspannt wirkt und von sich aus Kontakt sucht, kann man beginnen, sie vorsichtig zu streicheln. Dafür führe ich meine Hand erst einmal in Richtung des Gesichts der Katze und beginne vorsichtig, an ihrer Nasenwurzel zu kraulen, wenn sie das möchte. Wenn die Katze zurückweicht, während ich mich nähere, ist das Vorstellungsritual an dieser Stelle erst einmal beendet.
Vorsicht: Beim ersten Streicheln darauf achten, nicht die empfindlichen Schnurhaare zu berühren und versuchen, elektrische Aufladung durch Schal oder Mütze zu vermeiden. Bitzelt es an der empfindlichen Katzennase oder am Schnurrhaar kann das Vorstellen ebenfalls ganz schnell beendet sein.
Körpersprache beachten
Bauch und Schwanz gelten bei vielen Katzen als besonders empfindlich und sollten beim Vorstellen vermieden werden, auch wenn die Katze sich auf den Rücken legt. Dies ist in der Katzensprache ein Zeichen für verschiedene Gemütslagen. Entweder hat die Katze den Besuch akzeptiert und kann sich entspannen, oder sie möchte spielen. In diesem Fall ist aber eher ersteres der Fall. Eine Aufforderung den Bauch direkt zu streicheln ist es aber nicht!
Katzen zeigen sehr deutlich, wie sie sich fühlen. Angelegte Ohren, ein peitschender Schwanz oder Fauchen sind Zeichen dafür, dass der Kontakt abgebrochen werden sollte. Zeigt die Katze hingegen Verhaltensweisen wie eben Schnurren, Kopfstupsen, reibt sich sich an den Beinen oder folgt dem Menschen bereits, darf die Interaktion fortgesetzt werden.
Wenn die Katze beim Nähern zurückhaltend bleibt
Selbst wenn man bei der ersten Vorstellung alles richtig gemacht hat, kann es sein, dass die neue Katze im Umfeld trotzdem eher reserviert bleibt. Nicht jede Katze ist schnell zugänglich. Manche brauchen deutlich mehr Zeit, um sich an neue Menschen zu gewöhnen. Wichtig ist, dies nicht persönlich zu nehmen und das Tier nicht zu bedrängen. Jede Katze hat ihr eigenes Tempo. Allerdings habe ich auch hier einige Tipps, wie man mit reservierten Katzen umgehen kann.
Tipps für den Umgang mit scheuen Katzen
Man sollte ruhig im selben Raum bleiben und das Tier ignorieren. Denn das ist für Katzen ein sicheres Zeichen, dass von uns keine Gefahr für sie ausgeht. Ja, Katzen gehen eher zu Menschen, die sie ignorieren oder eigentlich gar keine Lust auf sie haben. Wer sich mit einem Buch oder dem Smartphone beschäftigt, erleichtert die Gewöhnung.
Man kann scheue Katzen aber auch mit Spiel und Leckerli motivieren. Kleine Belohnungen oder gemeinsames Spielen können helfen, Vertrauen aufzubauen. Voraussetzung: Die Besitzer haben vorher zugestimmt – manche Katzen haben spezielle Diäten oder gesundheitliche Einschränkungen.
Aber auch die Rückzugsorte der Katze sind entscheidend. Wenn sich die Katze auf diese bestimmten Plätze zurückzieht, ist Interaktion Tabu. Denn die Katze braucht ihre Zeit, um sich zu beruhigen und den Besuch aus sicherer Entfernung zu beobachten.

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Dies bringt uns zu den Verhaltensweisen, die man der Katze gegenüber weder beim Vorstellen, noch allgemein an den Tag legen sollte.
Liegt die Katze beispielsweise entspannt auf ihren Lieblingsplätzen, sollte man sich ihr auf keinen Fall nähern. Diese Rückzugsorte sind Zone der Ruhe. Greift ein fremder Mensch in diese Bereiche ein, könnte die Katze dies als absolut übergriffig wahrnehmen. Auf keinen Fall sollte mit Zwang gearbeitet werden.
Auch direkter Blickkontakt sollte vermieden werden. Denn in der Körpersprache und Mimik von Katzen wird dies als Bedrohung verstanden. Stattdessen sollte man den Blick eher leicht abwenden, oder die Katze mit einem langsamen – für uns übertriebenen – Blinzeln anschauen.
Vertrauen lässt sich allgemein nicht erzwingen – und schon gar nicht sofort. Stattdessen sollte man das Tier aufmerksam beobachten und auf seine Signale reagieren. Eine gute Bindungsarbeit am Anfang zahlt sich aus – auch wenn der Aufbau der Beziehung Zeit braucht.
Wer Katzen in ihrem Verhalten ernst nimmt und ihre Grenzen respektiert, legt die Grundlage für ein vertrauensvolles Miteinander. Mit Geduld, Aufmerksamkeit und dem richtigen Gespür lässt sich sogar bei zurückhaltenden Tieren eine gute Beziehung aufbauen.