25. Juni 2024, 13:39 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Ob beim Schlafen, Kuscheln oder Spielen – es gibt verschiedene Situationen, in denen Katzen ihren Menschen die Pfote ins Gesicht drücken. PETBOOK-Redakteurin und Expertin für Katzenverhalten Saskia Schneider erklärt, warum die Tiere das tun.
Das Gesicht ist eine unserer empfindlichsten Körperstellen. Eine mit messerscharfen Krallen besetzte Katzenpfote möchte man daher eher nicht in der Nähe von Augen, Nase oder Mund haben. Aber ich kann Sie beruhigen: Wenn Katzen uns ihre Pfote ins Gesicht drücken, haben sie meist nicht die Absicht, uns zu verletzen. Im Folgenden stelle ich 7 Gründe vor, die hinter dem Verhalten stecken können.
Spielverhalten
Junge Kätzchen greifen nach allem, was sich bewegt. Vor allem baumelnde Ohrringe wirken verführerisch und können dafür sorgen, dass die Katzenpfote schnell Richtung Gesicht wandert. Aber auch ein Blinzeln kann auf Katzen eine faszinierende Wirkung haben. Meine Katze Kila war im Alter von ein paar Monaten wie hypnotisiert von der Bewegung meiner Wimpern.
Zum Glück schlug sie nicht abrupt zu, sondern streckte die Pfote nur langsam in Richtung Auge, was mir genügend Zeit gab, zu reagieren. Denn auch, wenn Katzen keine Verletzungsabsicht haben, sollte man nicht zulassen, dass die Tiere nach Ohrringen oder gar Piercings mit der Pfote ins Gesicht greifen. Zu groß ist die Gefahr, dass sie mit der Kralle hängen bleiben.
Katze streckt aus Neugier die Pfote ins Gesicht
Katzen erkunden ihre Umgebung mit allen Sinnen – auch mit dem Tastsinn. Dabei sind die Pfoten – oder eher gesagt die Ballen – eine der wenigen Körperstellen, mit denen Katzen Strukturen erfühlen und erfahren können. So sind viele Tiere einfach neugierig, wenn sie uns die Pfote ins Gesicht strecken. Manche genießen dann die Wärme der Haut oder ertasten die Weichheit unserer Lippen. Hier sollte man darauf achten, dass die Katze dabei keine Kralle einsetzt. Vor allem jungen Kätzchen fällt es jedoch noch schwer, ihre Impulse zu kontrollieren.
Daher gilt: Sobald Krallen beim Erkunden im Gesicht zum Einsatz kommen, sollte man die Interaktion sofort beenden. Das bedeutet nicht, dass man mit der Katze schimpft oder sie im weiten Bogen vom Schoß wirft. Es reicht, das Tier wortlos herunterzusetzen und sich aus der Situation zu entfernen.
Die Katze möchte etwas nicht
Eine häufige Situation, in der uns Katzen ihre Pfote ins Gesicht strecken, ist, wenn sie etwas nicht mögen. Der Klassiker: Man hat die Katze auf dem Arm und möchte sie liebkosen. Viele Katzen können den Küssen von Menschen aber so gar nichts abgewinnen und strecken uns die Pfote ins Gesicht, um uns höflich – aber bestimmt – davon abzuhalten.
Auch bei zu groben Spiel oder wenn die Katze gerade nicht gestreichelt werden möchte, drücken uns die Tiere ihre Pfoten entgegen. Dieses Verhalten zeigen übrigens schon junge Kätzchen, die ihre Mama beim Putzen mit der Pfote wegdrücken, weil sie gerade spannendere Dinge im Kopf haben.
Katze zeigt mit Pfote im Gesicht ihre Zuneigung
Drückt uns die Katze zärtlich ihre Pfote entgegen, kann das ein Zeichen von Zuneigung sein. Vor allem Tiere, die eine innige Beziehung zu ihrem Menschen haben, können dieses Verhalten zeigen. Hierbei kann es Zufall sein, dass die Pfote, die Richtung Mensch geschoben wird, im Gesicht landet. Manche Katzen tun dies aber auch ganz bewusst. Entweder, weil sie das Gefühl der Pfote auf der warmen und weichen Haut des Gesichtes lieben, oder weil sie die Streicheleinheiten erwidern. Letzteres klingt erst einmal sehr vermenschlicht, tatsächlich sind Katzen aber in der Lage, unser Verhalten zu spiegeln. Wenn wir den Tieren also zärtlich mit der Hand das Gesicht streicheln, kann es durchaus sein, dass die Katze es uns gleichtun möchte.
Katze macht Milchtritt
Fühlt sich eine Katze wohl, zeigt sie den sogenannten Milchtritt. Dieses Verhalten stammt aus der Zeit, in der die Tiere noch von ihrer Mutter gesäugt wurden und mit Tret- und Knetbewegungen ihrer Vorderpfoten den Milchfluss stimuliert haben. Auch erwachsene Katzen treteln, wenn sie wohl und geborgen fühlen – vor allem auf weichen Oberflächen. Befindet sich gerade die zarte Gesichtshaut in der Nähe, kann passieren, dass die Katzen auch in unserem Gesicht den Milchtritt machen.
Doch auch wenn die Tiere mit diesem Verhalten ihre Verbundenheit zu uns zum Ausdruck bringen, sind nicht alle Tiere in der Lage, dabei die Krallen eingefahren zu lassen. Was auf dem Schoß bereits unangenehm ist, kann im Gesicht schnell ins Auge gehen – im wahrsten Sinne des Wortes. Daher sollte man dieses Verhalten nicht einfach aushalten oder ignorieren, sondern der Katze klar signalisieren, dass das nicht in Ordnung ist und die Interaktion beenden.
Duftmarkierung
Mit dem Milchtritt zeigen Katzen nicht nur, dass sie sich wohlfühlen, sie markieren damit geruchlich ihre Umgebung. Zwischen den Zehen bzw. Pfotenballen befinden sich Duftdrüsen. Damit werden nicht nur „wertvolle“ Gegenstände wie Kratzbaum und Bettchen markiert, sondern auch die Lieblingsmenschen. Zwar machen die Tiere dies vornehmlich, indem sie sich an unseren Beinen reiben, aber eben auch, wenn sie uns ihre Pfote ins Gesicht drücken.
Kontakt halten
Manche Katzen strecken ihren Menschen (oder auch Mitkatzen) die Pfote entgegen, wenn sie den Kontakt suchen bzw. halten wollen. Vor allem beim Nebeneinanderliegen oder Kuscheln zeigen sie das Verhalten. Da wir Menschen oft bis zum Gesicht hin zugedeckt sind, wenn wir schlafen, ist unser Gesicht manchmal der einzige Ort, an dem die Katze mit ihrer Pfote Kontakt zu unserer warmen Haut halten kann.
Verhalten erklärt Was es bedeutet, wenn Katzen bei uns den „Milchtritt“ machen
Verhalten erklärt Warum Katzen manchmal aus Liebe beißen
Verhalten erklärt Warum zeigen Katzen uns ihren Hintern?
Spezifische Kommunikation
Katzen sind intelligent und lernen schnell, wie sie mit uns kommunizieren können. So hat meine Katze Sweety die Angewohnheit entwickelt, mich nachts zu wecken, indem sie mit ihrer Pfote meine Lippe oder mein Augenlid berührt. Dabei ist sie zu Beginn sehr sanft. Sollte ich nicht aufwachen, kommt ganz vorsichtig auch mal eine Kralle zum Einsatz, um mich aus dem Land der Träume zu holen.
Die Katze von meinen Eltern hingegen legte immer die Pfote auf die Lippen von Menschen, wenn sie eine Melodie pfiffen. Scheinbar ertrug sie das Geräusch nicht und hatte gelernt, die Zweibeiner mit dieser Geste erfolgreich zum Schweigen zu bringen. Später setzte sie diese Kommunikation auch bei anderen Geräuschen ein, die sie nicht mochte, etwa Handyklingeln.
Es kommt also immer ganz auf den Kontext an, um die wahre Bedeutung von einem Verhalten zu ergründen. Wichtig ist, dass man selbst entscheidet, ob und wann man es in Ordnung findet, wenn die Katze einem die Pfote ins Gesicht drückt – selbst, wenn dies aus Zuneigung geschieht.