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Verhalten verstehen

Expertin erklärt, was hinter „Protestpinkeln“ bei Katzen steckt 

Katze sitzt auf Bett neben Urinfleck
Langer Urlaub und jetzt pinkelt die Katze aus Protest aufs Bett? Eine Expertin erklärt, was wirklich hinter dem Verhalten steckt Foto: Getty Images / Cunaplus_M.Faba
Porträt Saskia Schneider auf dem PETBOOK Relaunch
Redaktionsleiterin

8. Mai 2024, 16:44 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

„Meine Katze nimmt mir übel, dass ich so lange weg war und hat aus Protest aufs Sofa gemacht.“ Diese oder ähnliche Aussage hört man immer wieder von Katzenbesitzern. PETBOOK-Redakteurin und Expertin für Katzenverhalten erklärt, was wirklich hinter dem sogenannten Protestpinkeln bei Katzen steckt.

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Als ich meine erste Fernbeziehung hatte, gefiel das meinem Kater Stoffel gar nicht. Wochenlang war ich weg und er musste sich mit meinen Eltern und meiner Schwester begnügen. Als ich mal wieder fünf Wochen während der Semesterferien woanders verbracht hatte und ihn begrüßen wollte, sprang er auf den Ledersessel, blickte mir direkt ins Gesicht und pinkelte in einem langen Strahl gegen die Rückenlehne. „So, das hast du nun davon!“, wollte er damit bestimmt zum Ausdruck bringen. Aber gibt es so etwas wie Protestpinkeln bei Katzen tatsächlich?

Solche oder ähnliche Erfahrungen machen viele Katzenbesitzer. Manche Tiere neigen sogar öfter dazu, aus „Protest“ zu pinkeln – etwa, wenn die neue Freundin oder der neue Freund mal wieder zu Besuch ist. Dann denken wir: Die Katze ist bestimmt eifersüchtig und zeigt ihren Unmut, indem sie pinkelt. Doch das ist sehr vermenschlicht, denn tatsächlich steckt ein ganz anderer Grund dahinter …

Katzen pinkeln nicht, um uns zu ärgern

Wenn man etwas aus Protest macht, dann möchte man seinem Gegenüber damit ein klares Zeichen setzen. Etwa, indem man etwas tut, was diesem nicht gefällt oder gar ärgert. Uriniert eine Katze außerhalb ihrer Toilette, hat sie jedoch nicht den Gedanken, der Mensch könnte sich darüber ärgern. Daher verstehen es die Tiere auch nicht, wenn wir dann mit ihnen schimpfen. Für Katzen ist der Urinabsatz Teil der natürlichen Kommunikation.

So pinkeln die Tiere nicht nur, weil sie mal für „kleine Kätzchen“ müssen. Sie markieren damit auch ihr Revier. In der Regel halten die meisten Wohnungskatzen es jedoch für unnötig, überall Urin-Meldungen zu verteilen, da sie sich in ihrem Revier (unserer Wohnung) recht sicher fühlen, und kennzeichnen dieses stattdessen mit anderen Duftmarken und Kratzspuren.

Auch interessant: Katze pinkelt in Wohnung? Ursachen und richtiger Umgang

Darum pinkeln Katzen demonstrativ in die Wohnung

Pinkelt eine Katze demonstrativ auf den Teppich, das Sofa oder das Bett, steckt oft Unsicherheit dahinter. Das ist auch beim sogenannten Protestpinkeln der Katzen der Fall. Gehen wir zurück zu unserer Anfangsgeschichte: Mein Kater musste fünf Wochen lang auf mich verzichten. Für Katzen nicht nur eine lange Zeit – es ist für viele Tiere auch schlimm, von ihrer Bezugsperson getrennt zu sein.

Die Trennung vom Menschen oder auch plötzliche Veränderungen wie ein neuer Lebenspartner, Kinder oder auch ein neues Haustier könne die Katze verunsichern. So sehr, dass sie beginnt, starke Duftmarken in Form von Urin abzusetzen, um zu symbolisieren: „Ich bin hier – ich gehöre dazu.“

Das bedeutet aber nicht, dass Katzen nicht in der Lage sind, traurig oder wütend über die Veränderung oder Abwesenheit zu sein. Nur zeigen Sie das meist auf andere Weise. Etwa, indem sie keinen Kontakt mehr zu ihrem Menschen aufnehmen oder zulassen. Überwiegend legt sich dieser „Gram“ nach ein paar Tagen wieder.

So stoppen Sie das „Protestpinkeln“ Ihrer Katze

Wenn Sie eine Katze haben, die demonstrativ auf Sofa oder Bett pinkelt, sollten Sie zunächst den Grund für das Verhalten ausmachen. Dafür müssen Sie eventuell ein bisschen Detektiv spielen und Fragen nachgehen wie:

  • Seit wann zeigt die Katze das Verhalten?
  • Was ist unmittelbar davor passiert?
  • Gibt es genügend Katzentoiletten?
  • Hat sich in letzter Zeit etwas im Leben der Katze verändert?

Da Ihre Katze mit großer Wahrscheinlichkeit aus Unsicherheit daneben macht, sollten Sie als Erstes dafür sorgen, dass sich das Tier wieder wohler in seiner Umgebung fühlt. Das geht am besten mit viel Zuwendung.

Nehmen Sie sich aktiv Zeit für das Tier. Vor allem gemeinsames Spiel kann helfen, das Selbstbewusstsein der Katze zu stärken. Etablieren Sie feste Routinen – nicht nur fürs Füttern. Spielen oder schmusen Sie stets zu den gleichen Zeiten am Tag – auch das vermittelt Katzen Sicherheit.

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Gesundheitliche Probleme ausschließen

Schließlich können auch gesundheitliche Probleme der Grund sein, warum die Katze außerhalb der Toilette uriniert. Tritt das Verhalten also häufiger auf, sollten Sie zusammen mit Ihrem Tierarzt prüfen, ob nicht gesundheitliche Ursachen dahinter stecken. Denkbar wären etwa Harnsteine oder Arthrose. Beides sorgt für Schmerzen beim Toilettengang und im Endeffekt dafür, dass die Katze das Klo meidet.

Schimpfen Sie niemals mit Ihrem Tier – auch, wenn Sie die Katze in flagranti beim Urinieren erwischen. Denken Sie immer daran: Ihre Katze macht das nicht, um sie zu ärgern – ein Protestpinkeln gibt es nicht!

Themen Katzenverhalten
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