Direkt zum Inhalt wechseln
logo Das Magazin für alle Tierbesitzer und -liebhaber
Zutrauliche Streuner

Freilaufende Katzen im Urlaub streicheln? Experten haben klare Meinung dazu!

Katzen in einem griechischen Urlaubsort
Dieses Bild dürfte jeder, der schon einmal in Griechenland Urlaub gemacht hat, kennen: Unzählige Katzen, die scheinbar nur darauf warten, gestreichelt zu werden. Experten mahnen jedoch zur Vorsicht. Foto: Getty Images
Louisa Stoeffler
Redakteurin

17. August 2024, 15:32 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Katzen sind das beliebteste Haustier in Deutschland. 2023 stromerten 15,4 Millionen von ihnen durch die Wohnzimmer und viele schätzen die Anwesenheit unserer schnurrenden Begleiter. Daher kommen viele Katzenfreunde auf die Idee, auch in Urlaubsländern freilaufende Tiere streicheln zu wollen. Warum Experten davon aber abraten.

Artikel teilen

Jeder, der schon einmal in südlichen Ländern wie Griechenland, Italien oder Spanien Urlaub gemacht hat, weiß: dort gibt es viele freilaufende Katzen. Meist sind sie zutraulich und haben gelernt, dass sie von Besuchern Aufmerksamkeit oder sogar Futter bekommen. Aber sollte man Katzen im Urlaub einfach streicheln?

Bei freilaufenden Katzen im Urlaub ist Vorsicht geboten

Auch im schönsten Urlaub denken viele oft an zu Hause, wenn die Katze da bleiben musste. Das tägliche Schnurren, Kuscheln und Spielen fehlt uns in unserer Routine. Wie schön, wenn man dann am Urlaubsort auf eine freilaufende Katze trifft, die man streicheln kann – oder?

Experten haben eine klare Meinung zu dem Thema: Wer im Urlaub einer streunenden Katze begegnet, sollte Abstand halten. Denn sosehr es als Tierliebhaber auch reizt – es ist Vorsicht geboten. Es fällt zwar schwer, aber es ist sicherer, keinen Kontakt zu fremden Katzen aufzunehmen. Denn in der Regel hilft man damit weder dem Tier noch sich selbst.

Auch wenn die Katze zutraulich erscheint: Mit Streicheleinheiten und Zufüttern hilft man dem Tier nicht nachhaltig. Denn sind die Urlauber wieder weg, leidet die Katze umso stärker, so Tierschutzexpertin und Tierärztin Theresa Müschner-Siemens von der Welttierschutzgesellschaft e. V. Zudem sollte man die Körpersprache des Tieres beachten, rät die Expertin, denn oft sind streunende Tiere den Umgang mit Menschen nicht gewohnt. 

Katzen um Hotelanlagen wissen sich (erstmal) selbst zu helfen

Gerade in der Urlaubssaison gibt es auch viele Katzen, die sich in der Nähe von Hotelanlagen, Sehenswürdigkeiten oder Freizeiteinrichtungen aufhalten. Denn dort gibt es meist Abfälle zu ergattern oder Snacks und Streicheleinheiten von Urlaubern abzugreifen.

Dadurch binden sich die Tiere aber eng an Menschen und es ist umso schlimmer, wenn die Touristen plötzlich ausbleiben und die Hotels und Restaurants kein Futter mehr hergeben. Die Tiere hungern, gehen weitere Wege, um nach Beute zu suchen, und sind durch den Straßenverkehr und sich ausbreitende Krankheiten gefährdet.

Daher sieht man auch häufig viele junge Katzen, die in ihrer Prägungsphase Umgang mit Menschen hatten – weniger jedoch Katzen, die länger überleben. Denn sie leiden umso mehr, wenn sich später nicht mehr um sie gekümmert wird. Mittlerweile gibt es auch viele Tierschutzprogramme, die die jungen Katzen einfangen und kastrieren, damit sie keine weiteren Generationen von ohne jeden Schutz lebenden Tieren produzieren.

Welche Risiken gibt es beim Streicheln von Katzen im Urlaub?

Freilaufende Katzen im Urlaub zu streicheln, hilft also vor allem der eigenen Seele, aber dem Tier nicht längerfristig. Zudem kann eine kurze Streicheleinheit auch für den Menschen Folgen haben. Streunende Tiere haben keinen Gesundheitsschutz, tragen also häufig Bakterien, Viren, Pilze oder Parasiten. Krankheiten wie Krätze, Giardien, Hautpilzerkrankungen oder Würmer sind zum Beispiel durch Hautkontakt übertragbar, so Müschner-Siemens. 

Tractive CAT Mini GPS Tracker

GPS-ORTUNG IN ECHTZEIT | VERLAUF UND REVIER-ANALYSE | SUPERLEICHT UND KOMPAKT

Die Tiere können außerdem einen Ektoparasiten, etwa Zecken oder Milben haben, sowie Flöhe, die „beim Streicheln auf den Menschen übergehen können“, sagt Dr. Camilla Rothe, Oberärztin am Institut für Infektions- und Tropenmedizin am LMU Klinikum München. In vielen Ländern der Welt gibt es zudem Tollwut, eine tödliche Virusinfektion.

Allerdings kann man Katzen auch nicht immer ausweichen, denn sie streichen uns um die Beine oder fordern Aufmerksamkeit regelrecht ein. Ist es zum Kontakt mit einem Tier gekommen, sollten danach unbedingt die Hände gewaschen und desinfiziert werden. Aber nicht nur Streicheln birgt ein Risiko, denn die Tiere können auch kratzen oder beißen – und Biss- und Kratzwunden können sich infizieren, warnt Rothe. In dem Fall gilt: Wunde mit Wasser und Seife 15 Minuten lang auswaschen und desinfizieren. Bei Entzündungszeichen wie Rötung und Überwärmung und in Gebieten mit endemischer Tollwut sollte man unverzüglich medizinische Hilfe aufsuchen, so Rothe.

Mehr zum Thema

Wie hilft man einem Tier richtig?

Mit einer Futter-, Zeit- oder Geldspende an einen Tierschutzverein vor Ort kann man in der Regel mehr bewirken. Ist die Katze offensichtlich hilfsbedürftig, krank oder auffällig, rät die Welttierschutzgesellschaft einen ortsansässigen Tierschutzverein oder Tierarzt zu kontaktieren. Und natürlich: Abstand halten – es kann Infektionsgefahr bestehen.

Louisa Stoeffler
Redakteurin

Ich weiß es eigentlich besser …

… trotzdem streichle ich im Urlaub immer wieder Katzen. Gerade, wenn junge Kätzchen auf mich zutapsen und dabei laut miauen, kann ich einfach nicht anders. Denn ich weiß, dass diese Tiere meist ein kurzes, hartes Leben haben und möchte, dass sie so viel Zuwendung wie möglich erfahren. Allerdings kenne ich mich auch recht gut mit Katzen aus und bilde mir ein, dass ich merke, wenn ein Tier nicht mehr gestreichelt werden möchte.

Außerdem habe ich immer Feucht- oder Desinfektionstücher in der Tasche, um mir danach die Hände zu reinigen. Natürlich weiß ich auch, dass ich damit nicht nachhaltig helfen kann und kann dieses Verhalten niemandem empfehlen. Viel eher kann ich dazu raten, Tiere zu melden oder sich auf den langwierigen Prozess einer Auslands-Adoption einzulassen, wenn man sich in ein Tier aus einem Urlaubsort „verliebt“ hat. So habe ich einmal eine Katzenfamilie bei einer Tierschutzorganisation im Umkreis gemeldet, die dann versorgt und vermittelt werden konnte. Aber natürlich kann man damit nicht alle retten.

Doch nicht immer muss Katzen, die man im Urlaub streichelt, ein schlimmes Schicksal drohen. In einem anderen Urlaub auf Kos lebte in unserer Hotelanlage eine getigerte Katze, die ich auf den Namen Ophelia taufte und die bei jedem Essen dabei war. Die Mitarbeiter im Hotel meinten, dass sie seit sieben Jahren in jeder Saison wiederkam. Sie kam sogar zu mir ins Hotelzimmer und legte sich wie selbstverständlich zu mir, sprang auf meinen Schoß oder auf einen freien Stuhl. Urlauber taggen diese Katze auch noch immer auf Instagram, daher weiß ich, dass es ihr gutgeht.

Mit Material der dpa

Themen #AmazonPets
Deine Datensicherheit bei der Nutzung der Teilen-Funktion
Um diesen Artikel oder andere Inhalte über Soziale- Netzwerke zu teilen, brauchen wir deine Zustimmung für diesen .
Sie haben erfolgreich Ihre Einwilligung in die Nutzung dieser Webseite mit Tracking und Cookies widerrufen. Sie können sich jetzt erneut zwischen dem Pur-Abo und der Nutzung mit personalisierter Werbung, Cookies und Tracking entscheiden.