15. November 2023, 17:35 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Viele Hauskatzen bekommen nicht genug Bewegung und werden übergewichtig. So auch Kater Remo von PETBOOK-Redakteurin Louisa Stoeffler. Im Folgenden verrät sie, wie sie es geschafft hat, dass ihre Katze langsam und sicher abnimmt.
Viele Hauskatzen bekommen im Alltag zu wenig Bewegung oder zu viel Futter. Die Folge? Die Mehrheit der Katzen wird übergewichtig. Beim Tierarzt ist es daher üblich, die Tiere vor jeder Untersuchung zunächst zu wiegen. Meist folgt dann eine Belehrung zum Übergewicht bei Katzen und seinen Folgen.
Auch mein Kater Remo hat Übergewicht entwickelt. Dies ließ sich für mich aber nicht direkt auf den ersten Blick feststellen. Natürlich kenne ich die Anzeichen von Übergewicht. Darunter fallen folgende Merkmale:
- Rippen lassen sich nicht ertasten
- Taille ist nicht sichtbar
- auf dem Schwanzansatz oder dem Brustkorb bilden sich Fettpolster
Diese klassischen Zeichen des Übergewichts zeigte Remo jedoch nicht. Er war immer noch sehr muskulös und aktiv, spielte und hetzte durch die Gegend. Ich merkte jedoch an anderen Zeichen, dass er etwas zu viel auf den Rippen hatte. Allerdings schob ich es vor allem auf seine Tendenz, sich vor dem Winter eine Speckschicht anzufressen. Dies ist bei Katzen ein natürlicher Vorgang, besonders wenn sie Freigang haben oder lange auf der Straße gelebt haben.
Remo kam untergewichtig aus dem Tierschutz
Aber mal ganz der Reihe nach. Wie kam es überhaupt dazu, dass ich meinen Kater überfütterte?
Remo stammt aus dem Tierschutz. Als er 2019 zu mir kam, war er für mein Empfinden zu dünn. Er war kräftig und sehr muskulös, allerdings erschien mir 4,2 Kilo für einen Kater, der noch nicht ausgewachsen, dafür aber groß und kräftig war, zu wenig. Er ist zudem sehr aktiv, läuft und springt viel herum. Daher drückte ich ein Auge zu, was ein paar Gramm mehr im Futternapf oder die Leckerli-Ration anging.
Außerdem hat er durch sein Leben auf der Straße auch noch immer die Angewohnheit, sich Winterspeck anzufressen. Dies ist ebenfalls völlig normal und bei Katzen, die Freigang haben, jährlich wiederkehrend. Im Frühjahr werden diese zusätzlichen Pölsterchen dann aber auch schnell wieder abgebaut.
Mangelnde Konsequenz
Allerdings war ich auch nicht immer konsequent genug. Besuch durfte Remo immer etwas geben, um sich bei ihm beliebt zu machen. Zudem forderte er täglich Leckerli ein. Dazu setzt er sich neben den Schrank, in dem sein Futter ist und öffnet mit einer Pfote die Tür, sodass sie klappert. Dies probierte er bei mir und bei meinem Partner gleichzeitig, sodass er sich manchmal zwei Leckerli pro Tag ergatterte und wir es erst am Abend entdeckten.
Außerdem erlaubte ich auch der Mutter von meinem Partner, Remo mehr Leckerli zu geben, als gut war. Es war mir jedoch wichtig, dass sie gut miteinander auskamen, da sie, wenn wir im Urlaub sind, sich um den Kater kümmert.
Zu seiner Stoßzeit nach dem letzten Winterspeck-Fraß wog Remo dann 6 Kilogramm. Dass er etwas zu viel auf den Rippen hatte, war mir klar. Ganz untypisch für ihn begann er nun auch zu schnarchen und war beim Spielen leichter abgehetzt.
Im Frühjahr entwickelte er dann noch ein weiteres gesundheitliches Problem. Er jagte seinen eigenen Schwanz. Welche Schritte ich daraufhin mit ihm gegangen bin, können Sie in diesem Artikel nachlesen: Meine Katze jagt ihren eigenen Schwanz! Was dahinterstecken könnte.
Röntgenbild offenbarte gefährliches Bauchfett
Dieses diffuse gesundheitliche Problem führte uns daraufhin immer wieder zu verschiedenen Tierärzten. Erst auf einem Röntgenbild zeigte sich jedoch das Ausmaß von Remos Übergewicht. Um seine inneren Organe hatte sich eine dicke Speckschicht gelegt.
Wie beim Menschen auch, ist Bauchfett bei Tieren besonders gesundheitsschädigend. Ich musste also endgültig handeln. Es war kein Winterspeck mehr, meine Katze war definitiv übergewichtig und pummelig. Da halfen auch regelmäßige Einheiten mit seiner Spielangel nicht. Warum er mir diese immer wieder bringt, lesen Sie in diesem Artikel: Warum bringt mir meine Katze ständig Spielzeug, obwohl sie nicht spielen will?
Die Futterumstellung
Die Futterumstellung von Remo gestaltete sich etwas schwierig, weil er im gleichen Atemzug auf Spezialkost für die Niere umgestellt wurde. Seine Werte waren sehr schlecht.
Zusammen mit der Tierärztin probierten wir viele Futtersorten aus und erstellten einen Abnehmplan. Übergewichtige Katzen sollen beim Abnehmen nämlich nie mehr als 1 bis 3 Prozent ihres Körpergewichts in der Woche verlieren, dies kann zu Organschäden führen. Besonders die Leber der Tiere ist empfindlich und der Stoffwechsel kommt schnell durcheinander.
Aus diesem Grund sollten Katzen auch nie Null-Diäten halten müssen, denn der Prozess der Abbau von Leberzellen durch Fettzellen beginnt bereits nach 72 Stunden ohne Nahrung. Die auch hepatische Lepidose genannte Krankheit ist die häufigste Lebererkrankung bei Katzen und verläuft unbehandelt in 90 Prozent der Fälle tödlich. Vor jeder Diät sollte also mit dem Tierarzt geschaut werden, wie es dem empfindlichen Organ geht, bevor es durch eine Reduzierung von Nahrung belastet wird.
Ganz auf Leckerli verzichten muss er nicht – es werden nur weniger
Bei Remo war, was die Leber anging, zumindest alles in Ordnung und seine Diät konnte losgehen. Er bekommt über den Tag verteilt Trockenfutter, abends eine Portion Nassfutter. Zwischendurch ein paar Leckerli. Dadurch konnten wir seine Portionen gut einteilen. Ganz auf Leckerli verzichten musste er zudem auch nicht, es wurden nur weniger.
Remo liebt Katzenwürstchen, die bei uns zu Hause auch nur liebevoll „Schlingstangen“ genannt werden. Denn wenn sie ihm im Ganzen gegeben werden, schlingt er sie binnen Sekunden herunter.
Er bekommt sie tatsächlich auch immer noch, aber nicht mehr die 5 Gramm großen, sondern Würsten im Mini-Format. Und er bekommt sie auch nur, wenn er dafür „Sitz“ macht, oder ihnen hinterherläuft.
Das Trockenfutter wird zum Game-Changer
Denn Bewegung ist ein wichtiger Faktor, wenn Katzen übergewichtig sind und Gewicht verlieren sollen. Da wir immer regelmäßige Spieleinheiten in unseren Alltag integriert hatten, war dies bei Remo gar kein Problem.
Was bei uns langfristig zum Erfolg wurde, war Remos Trockenfutter-Faible. Er teilt sich dies meist in kleinen Portionen über den Tag ein. Manchmal ging er bis zu 20 Mal an seinen Napf in der Küche und knusperte. Diese Angewohnheit, die typisch für Katzen ist, machte ich mir auch bei der Verkleinerung der Portionen zunutze. Ich verteilte bis zu sechs Mini-Portionen von fünf Gramm über den gesamten Tag, damit sein Stoffwechsel nie ganz herunterfuhr und immer etwas zu tun hatte.
Dazu stellte ich mir die Futterpackung und eine Waage teilweise sogar ins Büro, damit ich während der Arbeit stundenweise Portionen fertigmachen konnte. Am Anfang der Diät hatte Remo gefühlt dauerhaft Hunger und schlang, wann immer er etwas bekam. Sein Abendessen fraß er teilweise binnen weniger Minuten auf.
Nun ist Durchhalten angesagt
Seit mittlerweile fünf Monaten nimmt meine übergewichtige Katze nun konsequent ab. Durchschnittlich verlor er circa 50 Gramm pro Woche. „Das Kilochen“, das laut der Tierärztin runtersollte, hat er mittlerweile fast geschafft. Auch der Dauerhunger vom Anfang ist verschwunden und mittlerweile teilt er sich seine reduzierte Futtermenge wieder super ein.
Mir persönlich fällt es immer noch schwer, auf sein Gebettel nach mehr Leckerli nicht einzugehen. Allerdings muss ich diese konsequente Haltung weiterhin durchhalten, wenn ich möchte, dass mein Tier gesund ist. Auch Absprachen im Alltag halten wir nun viel konsequenter ein.
Studie zeigt Übergewicht bei Katzen hat bisher ungeahnte Folgen
Kein nerviges Betteln mehr Mit diesen Tipps können Sie Hunde und Katzen auf Diät setzen, ohne dass die Tiere es merken
Kleine Urwampe Warum so viele Katzen einen Hängebauch haben und was er bedeutet
Quellen
- DrHölter.de, „Übergewicht bei Katzen“ (aufgerufen am 15.11.2023)
- Peta.de, „So klappt das Abnehmen bei Hund und Katze | Alle Diät-Tipps“ (aufgerufen am 15.11.2023)
- TierarztPraxisBärnWest.ch, „Übergewicht bei der Katze“ (aufgerufen am 15.11.2023)