
3. Februar 2025, 16:57 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Sie laufen über Tastaturen, schlagen auf den Bildschirm oder schmeißen die Kaffeetasse um – Katzen können im Homeoffice ganz schön nerven. Warum die Tiere ihre Menschen oft zur Weißglut treiben und was dagegen hilft, verrät PETBOOK-Redakteurin und Katzenexpertin Saskia Schneider.
Kaum beginnt das Meeting, schiebt sich die Katze vor den Bildschirm, tippt kryptische Nachrichten an die Kollegen, während sie über die Tastatur läuft, um sich dann genüsslich auf die Unterlagen zu legen. Viele lieben ihre Tiere, doch im Homeoffice können Katzen ganz schön nerven. Lautes Miauen, Kratzen, Herunterwerfen von Gegenständen – alles passiert genau dann, wenn man sich eigentlich konzentriert arbeiten möchte. Aber es gibt bestimmte Gründe, warum viele Katzen genau dann solche Verhaltensweisen zeigen und nerven, wenn ihre Menschen im Homeoffice arbeiten.
Katze möchte Aufmerksamkeit
Der Hauptgrund, warum Katzen im Homeoffice nerven, ist Aufmerksamkeit. Denn für unsere Tiere sieht es so aus, als hätten wir jetzt Zeit für sie. Gerade, wenn man neu mit dem Homeoffice beginnt, sind Katzen anfangs sehr neugierig. Schließlich weicht das, was wir tun, stark von unserem sonstigen Tagesrhythmus ab. Das kann manche Katzen sogar verunsichern.
Die meisten Tiere nutzen aber einfach die Gelegenheit, extra Aufmerksamkeiten von ihrem Menschen zu erhalten – meist mit Erfolg. Denn anfangs finden wir es noch niedlich, wenn uns die Katze im Büro besucht. Doch schnell entstehen daraus unerwünschte Verhaltensweisen. Denn Katzen fordern Aufmerksamkeit gerne ein – entweder mit lautem Miauen oder indem sie Dinge vom Tisch werfen.
Katze ist unausgelastet
Warum unsere Katze im Homeoffice so vehement Aufmerksamkeit einfordert, könnte daran liegen, dass sie nicht ausreichend ausgelastet ist. Katzen müssen zwar nicht rund um die Uhr beschäftigt werden. Doch auch sie müssen überschüssige Energie loswerden. Das geht am besten bei der Beutejagd. Doch nicht alle Katzen haben einen Artgenossen, mit dem sie ihre Energie gemeinsam abbauen können. Zudem ersetzt das nicht das gemeinsame Spiel mit dem Menschen.
Katzen wollen lauern, fangen und erlegen. Können die Tiere dies nicht ausreichend tun, kann es für den Menschen unangenehm werden. Etwa wenn die Katze stattdessen im Homeoffice den Mauszeiger auf dem Bildschirm jagt oder mit den tippenden Händen kämpft.
Katze ist verunsichert
Heute Homeoffice – morgen Büro. Katzen können durch Wechsel und unvorhergesehene Bürozeiten verunsichert sein. Denn die Tiere lieben Routine und feste Abläufe. Sie möchten genau absehen, wann etwas passiert – das sorgt für Sicherheit. Wer keine festen Homeoffice-Tage hat, kann sein Haustier dadurch verunsichern. An den Tagen, an denen man dann zu Hause ist, ist die Katze besonders anhänglich und nervig – wer weiß, ob ihr Mensch morgen nicht wieder den ganzen Tag wegbleibt?
Wir bestätigen das Verhalten oft unbewusst
Dazu kommt, dass wir als Menschen das Verhalten unserer Katzen – bewusst oder auch unbewusst – verstärken. Miaut die Katze laut, reagieren wir, stehen vielleicht auf (hat sie Hunger?) oder basteln aus einem Zettel schnell einen kleinen Papierball, um das Tier zu beschäftigen.
Läuft die Katze auf die Tastatur, bestätigen wir auch das, indem wir uns dem Tier zuwenden. Selbst wenn wir schimpfen, kann das für manche Katzen eine Art Bestätigung sein – jetzt kommt Action in die Bude.

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Katze nervt im Homeoffice? Das sollten Sie tun
Zwar können Katzen im Homeoffice nerven, die wenigsten möchten ihr Tier aber aus dem Zimmer verbannen. Schließlich ist die Nähe und die Zeit, die wir mit unseren Katzen verbringen, ein großer Pluspunkt bei der Arbeit von Zuhause. Aber wie schafft man es, dass die Katze entspannt neben einem döst, während man seiner Arbeit nachgeht? Hier ein paar Tipps:
Spielen, spielen, spielen
Viele Katzen sind unausgelastet und nutzen die Zeit, in der ihre Halter zu Hause sind, um ein Spiel einzufordern oder für Action zu sorgen. Dabei hilft es, wenn man vor Beginn der Arbeit mit der Katze spielt. Hier reichen bereits zehn Minuten, in denen die Katze sich richtig schön austoben darf. Danach versteckt man noch ein paar Leckerli im Fummelbrett oder im Zimmer. Die meisten Katzen kommen dann ganz von selbst zur Ruhe.
Klare Strukturen
Katzen lieben vorhersehbare Ereignisse. Daher kann es helfen, für Homeoffice-Tage kleine Rituale mit der Katze zu entwickeln. Das gemeinsame Spiel vor der Arbeitszeit kann eines davon sein. Aber auch während der Arbeitszeit kann man kleine Pausen für die Katze einlegen, in denen man Leckerli wirft, eine Schmuse-Einheit einlegt oder ein kleines Spiel macht – je nachdem, was die eigene Katze bevorzugt.
Über die Zeit entwickeln sich daraus feste Rituale und die Katze weiß: Zu diesen Zeiten bekommen ich Aufmerksamkeit, Futter oder Spiel. Das bedeutet auch, dass sie dies weniger zwischendurch einfordern wird. Allerdings muss man hier etwas Geduld aufbringen, denn Katzen sind Gewohnheitstiere und stellen sich auf neue Rituale meist langsam um.

Alle Kollegen kennen den Po von meinem Kater
„Mein Kater Remo liebt es, wenn ich im Homeoffice arbeite. Meist merkt er schon kurz nach dem Aufstehen, dass meine Routine anders ist und spätestens ab halb 8 sitzt er im Arbeitszimmer, als ob er es kaum erwarten könnte, dass ‚wir‘ endlich mit der Arbeit beginnen.
Er erkennt sogar die Töne, die mein Computer beim Beginn eines Meetings von sich gibt. Kaum logge ich mich ein, dürfen die Kollegen bereits den Po des Katers in meiner Kamera begutachten, während er sich schnurrend eine Streicheleinheit abholen will. Daher arbeiten wir gerade daran, dass er sich ein bisschen weniger offen zur Schau stellt. Denn wenn er stattdessen brav auf seiner Decke sitzt, bekommt er von mir dafür ein paar Leckerli und wird dort gekrault.
Spätestens nach den Morgenkonferenzen ist bei Remo dann auch Schlafenszeit angesagt, sodass ich in Ruhe weiterarbeiten kann. Eine Ausnahme ist jedoch die Mittagspause. Pünktlich um 13 Uhr wacht er auf und möchte Futter. Häufig legt sich mein Office-Kater aber auch direkt danach wieder hin und schläft durch bis zum Feierabend.“
Konsequent bleiben
Auch im Homeoffice sollte es für die Katze Regeln geben. Etwa: Die Tastatur ist tabu. Oder: Mit dem, was auf dem Tisch liegt, wird nicht gespielt. Diese Regeln sollte man konsequent umsetzen. Aber nicht, indem man mit dem Tier laut schimpft oder die Katze aus dem Zimmer jagt. Am besten funktioniert eine ruhige, aber klare Handlung. Will die Katze auf die Tastatur, hebt man das Tier ruhig aber bestimmt hoch und setzt es vom Tisch. Dabei ist es wichtig: Zu jedem „Nein“ sollte es auch ein „Ja“ geben, sonst kann es für die Katze schnell frustrierend sein.
Alternativen anbieten
Statt der Tastatur oder den Unterlagen („Nein“) könnte die Katze auf einer gemütlichen Decke auf oder neben dem Schreibtisch liegen („Ja“). Statt mit dem Stift oder dem Mauszeiger zu spielen, kann man seiner Katze ein Baldrian-Spielkissen ins Zimmer legen, das es nur zu einer bestimmten Zeit im Homeoffice gibt.
Entscheidet man sich dafür, die Katze zu gewissen Terminen oder Meetings aus dem Zimmer zu sperren, sollte man dies vorher üben. Am besten, indem man das „Aussperren“ in etwas Positives verwandelt. Vielleicht gibt es zu dieser Zeit etwas besonders Leckeres auf der Schleckmatte in der Küche für das Tier.
Zur Autorin: Dr. Saskia Schneider ist promovierte Biologin. In ihrem Studium an der Freien Universität Berlin widmete sie sich vor allem der Zoologie und dem Verhalten von Tieren. Neben der Ausbildung zur Redakteurin absolvierte sie eine Ausbildung zur Verhaltensberaterin mit Schwerpunkt Katze.