25. Oktober 2024, 18:09 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Warum mit der Spielangel durch die Wohnung rennen, wenn man die Katze bequem vom Sofa aus auch mit dem Laserpointer beschäftigen kann? Doch Vorsicht! PETBOOK-Redakteurin und Expertin für Katzenverhalten, Saskia Schneider, warnt vor solchen interaktiven Spielen. Sie können für die Tiere extrem frustrierend sein und sogar zu aggressivem Verhalten führen.
Mit der Katze zu spielen, kann anstrengend sein. Wie einfach ist es dagegen, den Laserpointer zur Hand zu nehmen und sein Tier wild durch die Wohnung jagen zu lassen. Oder man setzt es vor das Tablet, auf dem es mittlerweile extra Spiele für Katzen gibt, in denen eine Maus über das Display rennt. Viele Halter glauben, sie würden ihrem Tier damit eine Freude machen. Endlich tobt sich die Katze mal so richtig aus, bei ihrem Versuch, den kleinen, glühenden Punkt zu fangen. Aber gerade bei solchem Verhalten sollte man vorsichtig sein. Denn in der Katze staut sich viel Anspannung bei der wilden Jagd auf, die irgendwann entladen werden muss. Normalerweise geschieht das beim Fang der Beute – doch zu diesem Ereignis kommt es beim Spiel mit dem Laserpointer nie.
Warum Katzen spielen
In der Natur spielen Katzen vor allem untereinander, in der Regel mit ihren Wurfgeschwistern. Dabei üben – und perfektionieren – sie wichtige Bewegungen, die sie unter anderem später bei der Beutejagd benötigen. Dazu gehören Dinge wie Anschleichen, Auflauern, Anspringen, Jagen, Packen, aber auch Totbeißen.
Viele der Bewegungen trainieren die Kätzchen auch an Dingen wie Blättern, Ästen oder Steinchen. Zudem bringt ihnen ihre Mutter tote und später auch lebende Beute mit, an der sie ihre Jagdfähigkeiten testen.
Unsere Haustiere zeigen Spielverhalten bis ins hohe Alter. Zum einen, weil unsere Katzen in der Regel nicht so viel Zeit in die Beutejagd und die Sicherheit ihres Reviers stecken müssen und dadurch mehr Kapazität für soziale Interaktionen wie Spielen bleibt. Zum anderen lassen Studien vermuten, dass Katzen viel von ihrem kindlichen Verhalten im Zusammenleben mit uns Menschen beibehalten – dazu gehört auch das Spielen.
Dazu kommt, dass Katzen einen natürlichen Jagdtrieb haben. Diesem Drang müssen sie nachkommen – er steckt ihnen praktisch im Blut. Daher gehen Katzen auf die Jagd nach Mäusen oder Vögeln, auch wenn sie schon satt sind. Haben sie keine Möglichkeit dazu, muss ihr Mensch für spannende Jagdspiele sorgen, um den Jagdtrieb zu befriedigen.
Jagd besteht nicht nur aus Jagen
Schaut man sich an, wie Katzen untereinander, aber auch mit Gegenständen spielen, kann man dabei verschiedene Sequenzen der Jagd beobachten. Dazu gehört unter anderem:
- Fixieren der Beute
- Anschleichen
- Auflauern
- Anspringen
- Hinterherjagen
- Fangen
- Festhalten
- Beißen bzw. Totbeißen
Alle diese Verhaltensweisen entspringen dem Verhaltenskreis des Jagens und werden von den Kätzchen im Spiel geübt. Welche Sequenzen dabei besonders viel oder lange gespielt werden, ändert sich im Laufe des Lebens einer Katze. So tendieren Jungtiere eher dazu, allem, was sich bewegt, wie wild hinterherzujagen, während ältere Katzen meist viel Zeit mit Anvisieren und Auflauern der Beute verbringen. Letzteres wird von uns Menschen übrigens oft als eine Unlust am Spiel missinterpretiert. Mehr dazu lesen Sie in diesem PETBOOK-Artikel: Diese 8 Fehler macht fast jeder beim Spiel mit der Katze
Laserpointer und Co. sorgen bei vielen Katzen für Frust
Bei einem Spiel mit einem Objekt – das idealerweise vom Mensch bewegt wird – kann eine Katze alle Elemente der Jagd ausleben. Bei Spielen mit dem Laserpointer sieht das anders aus: Hierbei jagt die Katze dem glühenden Punkt hinterher, kann ihn aber nie fangen. Dasselbe gilt für sogenanntes „Katzenfernsehen“ oder Katzenspiele auf dem Tablet.
Solche Beschäftigungen können bei manchen Katzen auf Dauer zu Frust führen, da sie die Mäuse oder Vögelchen – oder eben den Punkt des Laserpointers – nie zu fassen bekommen. Zum Jagdspiel gehört für Tiere aber eben mehr dazu, als einfach nur einer „Beute“ hinterherzurennen.
Zwar gibt es bisher noch zu wenig Forschung, um wirklich zu erklären, was genau im Katzenkörper beim Spiel mit Objekten stattfindet. 1 Doch am Verhalten der Katzen kann festgestellt werden, dass Fangen und totbeißen wichtige Elemente sind, damit der Jagddrang im Spiel befriedigt wird.
Auch interessant: 7 artgerechte Spiele, um Katzen zu beschäftigen
Spiele mit dem Laserpointer können zu Aggressionen bei Katzen führen
Kommt die Katze auch nach dem Spiel mit dem Laserpointer nicht zur Ruhe, sucht nervös nach dem Punkt oder beginnt sogar zu knurren oder zu fauchen, dann sind das klare Anzeichen für Frust. Dieser kann in Aggression umschlagen. So kenne ich Tiere, die nach dem Spiel so frustriert waren, dass sie Artgenossen in der Nähe angriffen oder nach ihren Menschen schlugen – selbst noch Minuten danach.
Es gibt aber auch Tiere, die tatsächlich Spaß an dem Spiel mit dem Laserpointer haben und sich danach zufrieden ablegen und beginnen zu putzen. Ein Zeichen, dass die Katze entspannt. Und dann gibt es Exemplare, die erst gar nicht auf solche „digitale“ Beute reagiert. Ganz nach dem Motto: kann man nicht riechen und nicht berühren – ist also nichts zum Jagen.
Hier muss man seine Katze also genau beobachten. Ab wann zeigt sie Zeichen der Frustration? Wie reagiert sie, wenn das Spiel beendet ist? Ein nach meiner Erfahrung sicheres Zeichen, an dem man erkennt, dass die Katze zu viel Energie und damit auch Frustpotenzial bei solchen Spielen aufbaut, ist bereits die Reaktion auf das „Klicken“, das entsteht, wenn man den Laserpointer bedient. Beginnt das Tier allein schon beim Geräusch damit, wild in der Gegend herumzusuchen, wo der kleine glühende Punkt sein mag, sollte man solche Spiele besser vermeiden.
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So spielen Sie richtig mit der Katze
Wer seine Katze unbedingt mit dem Laserpointer beschäftigen möchte, sollte dem Tier ermöglichen, den Punkt nicht nur zu jagen, sondern am Ende auch etwas „in den Pfoten zu halten“. Zum Beispiel, indem man den Punkt auf einem Leckerli enden lässt, das die Katze dann erbeuten und fressen kann.
Oder man powert sein Tier im Anschluss noch mit der Spielangel aus. Allerdings kann es sein, dass manche Katzen dies nicht annehmen, weil sie lieber weiter den Punkt jagen möchten. Das Glühen des Pointers scheint auf einige eine besondere Faszination auszuüben, ähnlich wie Lichtspiegelungen. Hier sollte man als Besitzer abwägen, ob man nicht lieber generell auf solche Spiele mit dem Tier verzichtet.
Übrigens: Wer einen eingefleischten Laserpointer-Junkie bei sich hat, sollte seiner Katze Zeit bei der Umstellung geben und anfangs möglichst viele verschiedene Spielzeuge anbieten. Für Katzen zählt dabei auch, dass ihr Mensch sich aktiv am Spiel beteiligt. Das Tier also einfach vor das Tablet oder den Bildschirm zu setzen, ist höchstens eine nette Ergänzung oder Abwechslung – ein Spiel ist es aber nicht.