
17. Juli 2024, 6:02 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Wenn ihre Katze abgeschlagen ist, deutlich mehr schläft als zuvor und sich ihre Extremitäten kalt anfühlen, könnte dies auf eine Anämie – also eine Blutarmut – hindeuten. PETBOOK informiert über die Symptome, Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten.
Rote Blutkörperchen – sogenannte Erythrozyten – transportieren Sauerstoff zu den Zellen der Organe. Im Fall einer Anämie befinden sich deutlich weniger rote Blutkörperchen im Blut als gewöhnlich. Als Folge steht der Katze weniger Sauerstoff zur Verfügung, was schlimme Folgen haben kann. Umso wichtiger ist es, die Anämie bei der Katze möglichst früh zu erkennen und für eine Behandlung die Ursache herauszufinden.
Diese Symptome deuten auf eine Anämie hin
Aufgrund des geringeren Sauerstoffgehaltes im Blut ist eine Katze mit Anämie oft antriebslos und schläft deutlich mehr als gewöhnlich. Auch kann man oft feststellen, dass das Tier kältere Extremitäten und Ohren hat. Häufig sind auch die Schleimhäute blasser. Ein weiteres Anzeichen für eine mögliche Anämie ist ein erhöhter Puls der Katze. Dieser kommt durch die erhöhte Pumpfunktion des Herzens zustande, das versucht, den Blutmangel auszugleichen.
Neben diesen typischen Symptomen der Anämie können noch weitere hinzukommen, die von der Ursache der Erkrankung abhängig sind. Sollten Ihnen die oben genannte Symptome bei ihrer Katze bereits auffallen, ist es wichtig einen Tierarzt aufzusuchen. Je schneller man eine Diagnose stellt, desto schneller kann man der Katze helfen.1
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Ursachen der Anämie
Als Ursache für eine Anämie bei der Katze kommen viele verschiedene Auslöser infrage. Grundsätzlich unterscheidet man bei der Anämie zwischen regenerativ und nicht-regenerativ. Je nachdem, um welche Form der Erkrankung es sich handelt, kommen unterschiedliche Auslöser infrage.
Regenerative Anämie
Bei der regenerativen Anämie ist das Knochenmark noch aktiv und bildet Erythrozyten. Diese werden aber deutlich schneller abgebaut als gewöhnlich oder gehen gar verloren. Dafür kann es verschiedene Gründe geben.
Ein Auslöser ist der Blutverlust. Wenn die Katze viel Blut verliert, kann dies schnell zu einem Blutmangel führen. Ursachen dafür können Gerinnungsstörungen, Verletzungen und Gefäßrupturen oder Blutungen im Magen/Darmtrakt, verursacht durch Parasiten oder Tumore, sein. Aber auch Vergiftungen mit Cumarinderivaten (in Rattengift enthalten) können Blutungen verursachen und zu einem Blutmangel führen.
Neben dem Blutverlust kann die Hämolyse auch eine Ursache für die regenerative Anämie sein. Bei dieser lösen sich die roten Blutkörperchen durch die Zerstörung der Zellmembran auf. Dies kann unter anderem durch Grunderkrankungen wie FeLV/FIV oder FIP, Polyarthritis oder Nephritis, Tumore (Leukämie oder Lymphome) ausgelöst werden. Medikamente und Giftstoffe können auch eine Hämolyse hervorrufen.
Nicht-regenerative Anämie
Im Fall einer nicht-regenerativen Anämie bildet das Knochenmark keine neuen roten Blutkörperchen. Dafür können Knochenmarkkrankheiten die Ursache sein, für die es unterschiedliche Auslöser gibt:
- Infektionen
- Myelodysplastisches Syndrom
- Verabreichung bestimmter Medikamente oder Gifte
- Ionisierende Strahlung
Wenn die Ursache der Erkrankung außerhalb des Knochenmarks liegt, spricht man von einer extramedullären Erkrankung. Diese wird durch chronische Krankheiten wie Nieren- oder Lebererkrankungen, Infektionen und Tumore verursacht und kann auch zu einer nicht-regenerativen Anämie führen.2
Diagnose
Um eine Anämie bei der Katze festzustellen, kann der Tierarzt zunächst die kapilläre Rückfüllzeit testen, die einen Hinweis auf eine Anämie darstellen kann. Bei dieser drückt man mit dem Finger auf das Zahnfleisch der Katze und zieht diesen dann ruckartig weg. Durch den Druck entsteht ein weißer Fleck auf der Schleimhaut. Nun wird gezählt, wie lange es dauert, bis der Fleck verschwindet und sich das Gewebe wieder mit Blut füllt. Dauert der Prozess länger als zwei Sekunden, ist dies ein Anzeichen für eine mögliche Blutarmut.
Um eine Anämie richtig festzustellen, wird das Blut der Katze untersucht. Dabei wird auf den Hämatokrit-Wert geachtet. Dieser zeigt an, wie viele rote Blutkörperchen sich im Blut befinden. Ist der Wert erniedrigt, liegt eine Anämie vor.
Für eine Behandlung ist die weitere Diagnostik wichtig. Diese kann oft Geduld erfordern und aufwendige und teure Tests beinhalten. Häufig werten Tests über mögliche Infektionen (FIV,FeLV oder FIP) und auf Blutparasiten veranlasst. Auch bildgebende Verfahren wie Ultraschall oder CT sind möglich bis hin zur Probenentnahme von veränderten Organen. Eine genaue Diagnostik ist wichtig. Je nach Ursache erfolgt die passende Behandlung.
Mögliche Behandlungen
Je nach Ursache gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten. Bei Infektionen müssen diese mit geeigneten Antibiotika behandelt werden. Im Fall eines Blutverlusts durch eine Verletzung oder eines Traumas muss der Auslöser der Blutung gefunden und gestoppt werden. Bei der Behandlung einer hämolytischen Anämie kommen oft verschiedene Immunsuppressiva über einen längeren Zeitraum zum Einsatz. Einige Tumore, die eine Anämie verursachen können, können durch Chemotherapie in ihrem Wachstum verlangsamt werden.
Bei schwereren Fällen von Anämie benötigen einige Katzen manchmal auch eine Bluttransfusion. Dafür muss zunächst die Blutgruppe des Tieres bestimmt und nach einem geeigneten Spender gesucht werden. Oft ist diese Suche langwierig und die Bluttransfusion mit einigen Risiken und hohen Kosten verbunden. Daher sollte man sich im Vorfeld ausreichend mit dem behandelnden Tierarzt beraten.
Blutbildende Mittel kommen in der Regel bei Katzen eher selten zum Einsatz. Ausnahmen bilden Katzen, die aufgrund einer Nierenerkrankung ein Defizit in der Blutbildung oder einen Eisenmangel aufweisen.3

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Prognose
Die Prognose und die Lebenserwartung bei einer Katze mit Anämie sind von der Diagnose und der Ursache abhängig. So ist die Anämie, ausgelöst durch Blutungen, wie etwa durch ein Trauma, oft gut zu behandeln, wenn die Blutung gestoppt und der Blutverlust ausgeglichen werden kann. Bei Vergiftungen ist die Prognose dagegen abhängig davon, wie viel Gift aufgenommen und wann mit der Behandlung begonnen wurde.
Eine durch eine Infektion bedingte Anämie ist oft schwieriger zu behandeln und in manchen Fällen auch nicht heilbar. Der Erfolg der Behandlung einer immunbedingten hämolytischen Anämie ist davon abhängig, wie gut die Katze auf die Therapie anspricht. Schwieriger kann die Prognose bei Tumoren sein.
Das Einschläfern einer kranken Katze sollte immer die letzte Instanz sein und nur bei besonders schwerwiegenden Fällen durchgeführt werden, wenn der Leidensdruck des Tieres zu groß ist. Bei dieser Einschätzung und Abwägung steht Ihnen der Tierarzt beratend zur Seite.4