24. September 2024, 6:25 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Ihre Katze entwickelt auf einmal einen wackligen Gang, torkelt immer häufiger umher und ihr Kopf wippt immer häufiger? Das könnten erste Anzeichen einer Ataxie sein.
Wenn die Katze offensichtliche Bewegungs- und Koordinationsprobleme hat, ist man als Halter schnell besorgt und alarmiert. In vielen Fällen steckt eine Ataxie dahinter. Dabei handelt es sich um eine neurologische Störung, die unterschiedlich stark ausgeprägt sein kann und eine Beeinträchtigung im Zusammenspiel von verschiedenen Muskelgruppen beschreibt. Was die Ataxie verursachen kann und wie Behandlungsmöglichkeiten aussehen können, erklärt PETBOOK.
Was ist eine Ataxie?
Ataxie ist keine Krankheit, die von einem Erreger oder durch eine bestimmte Ursache ausgelöst wird wie etwa Katzenschnupfen. Vielmehr handelt es sich um einen Sammelbegriff verschiedener Störungen des Bewegungsapparates. Bei der Ataxie unterscheidet man zwischen drei verschiedenen Haupttypen:
- Vestibuläre Ataxie: Die vestibuläre Ataxie führt bei Katzen oft zu einer Kopfneigung, einer generellen Neigung zum Fallen oder Rollen. Betroffene Katzen verlieren die Orientierung, weil ihr vestibuläres System gestört ist. Dieses sorgt im Innenohr im Hirnstamm dafür, dass die Katze ein Gleichgewicht und ein Gefühl von oben und unten hat.
- Sensorische Ataxie: Bei der sensorischen Ataxie weiß die Katze nicht, wo sich ihre Pfoten im Raum befinden. Verantwortlich dafür sind Läsionen im Rückenmark, die durch Rückenmarkkompression verursacht werden. Betroffene Katzen überkreuzen häufig ihre Beine oder knicken die Zehen ab.
- Zerebellare Ataxie: Das Kleinhirn, welches die motorischen Bewegungen und die motorische Kraft kontrolliert, ist beeinträchtigt. Als Folge daraus kommt es bei der Katze zu unkontrollierten Bewegungen der Gliedmaßen, des Kopfes und des Rumpfes. Auch Kopf- und Körperzittern kann auftreten. Oft haben die Katzen eine breite Standposition und machen ungewöhnlich große Schritte.
Welche Symptome zeigt eine Katze mit Ataxie?
Je nach Grad der Ausprägung sind folgende Symptome typisch:
- steife, unbeholfene Bewegungen
- breiter Gang
- unsicheres Laufen, Wanken, Torkeln
- Stolpern, Abknicken der Pfoten
- Wegrutschen und Umfallen
- Kopfwackeln, Augenzittern
- verzögerte Wahrnehmung
Ursachen
Ataxie kann durch eine Vielzahl von Faktoren ausgelöst werden. Zu den häufigsten Ursachen gehören:
- Zerebellare Hypoplasie: Hierbei handelt es sich um eine angeborene Erkrankung, bei der das Kleinhirn der Katze unvollständig entwickelt ist, was zu einer beeinträchtigten Bewegungskoordination führt. Diese Erkrankung tritt oft bei Kitten auf, deren Mütter während der Schwangerschaft mit Katzenseuche infiziert waren. Aber durch eine Impfung kann die Katze vor der meist tödlich verlaufenden Krankheit geschützt werden.
- Toxische Neuropathien: Durch den Kontakt mit Chemikalien oder giftigen Pflanzen können die Katzen mit bestimmten Toxinen in Kontakt treten, die das Nervensystem schädigen und eine Ataxie verursachen. Daher sollte man Vorsicht vor Schwermetallen, Pestiziden und bestimmten Medikamenten wahren.
- Infektionskrankheiten: Bestimmte Krankheiten, wie etwa feline Leukämie (FeLV) und Toxoplasmose, können das Nervensystem der Katze beeinträchtigen und Ataxie auslösen.
Weitere Ursachen für Ataxie bei Katzen sind zum einen degenerative Erkrankungen, wie etwa Myelopathie oder spinale Muskelatrophie, und zum anderen Verletzungen oder Traumata, die durch Schädigungen des Gehirns oder Rückenmarks bei Kopf- oder Wirbelsäulenverletzungen verursacht werden.1
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Diagnose
Um Ataxie diagnostizieren zu können, bedarf es verschiedener Diagnosemöglichkeiten. Mithilfe neurologischer Untersuchungen können etwa die genauen Symptome festgestellt, die Muskelstärke geprüft und weitere Anzeichen anderer neurologischer Erkrankungen gesucht werden. Zudem kann das Blut der Katze auf Anzeichen von Infektionen, Entzündungen oder Anomalien untersucht werden. Auch besondere toxikologische Testverfahren können Klarheit schaffen.
Wie kann ich meine Katze mit Ataxie im Alltag unterstützen?
Um das Leben der Katze und besonders ihren Alltag so einfach wie möglich zu gestalten, kann man als Halter einiges unternehmen. Besonderes Augenmerk sollte dabei auf ihrem Umfeld, ihrer Ernährung und der Unterstützung in ihrer Koordinations- und Bewegungsfähigkeit liegen.
Je nach Ausprägung der Ataxie kann man das Umfeld der Katze umgestalten. Aufstiegshilfen wie Katzenleitern oder platzierte Stühle oder Hocker vor Möbelstücken können der Katze helfen, höhergelegene Plätze zu erreichen, ohne große Sprünge tätigen zu müssen. Dabei sollte man darauf achten, dass man die Katzenleitern ausreichend absichert, damit die Katze nicht von diesen herunterfallen kann. Katzentoiletten mit niedrigem Einstieg und Futternäpfe aus Silikon oder anderem weichen Material, um die Zähne zu schonen, können den Alltag einer eingeschränkten Katze außerdem erleichtern.
Um die Muskulatur und Koordination der Katze zu unterstützen, kann man gemeinsam mit ihr gezielte physiotherapeutische Übungen in den Alltag und in die gemeinsamen Spiele integrieren. Dies sollte aber niemals im Alleingang geschehen. Ein ausgebildeter Tierphysiotherapeut kann geeignete Übungen zusammenstellen, die Ausführung zeigen und bestimmte Hilfsmittel nennen, die für die Übungen genutzt werden können.
Auch mit einer angepassten Ernährung kann man die Katze mit ihrer Erkrankung unterstützen und die Ataxie positiv beeinflussen. Besonders Omega-3-Fettsäuren können entzündungshemmend wirken und neurologische Funktionen unterstützen. Enthalten sind die Fettsäuren zum Beispiel in Fischöl, das unter das Futter gemischt werden kann. Auch verschiedene Enzyme und Vitamine können sich positiv auf die Gesundheit der Katze auswirken. Bevor man der Katze diese aber füttert, empfiehlt es sich, in Absprache mit dem behandelnden Tierarzt zu gehen.2
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Wie hoch ist die Lebenserwartung einer betroffenen Katze?
Je nach Ursache der Erkrankung variiert die Lebenserwartung der Katze. Bestehen keine weiteren Erkrankungen, wird die Lebenserwartung der Katze durch Ataxie nicht weiter eingeschränkt.
Die Frage, ob das Leben der Katze mit Ataxie lebenswert ist, ist schwer zu beantworten. Je nach Schwere der Erkrankung ist die Katze in ihrem Alltag unterschiedlich stark beeinträchtigt. Zu Beginn kann es schwerfallen, mitanzusehen, wenn die Katze kaum einen Schritt machen kann, ohne ins Straucheln zu kommen oder gar umzufallen. Doch oft fällt uns der Anblick schwerer, als die Situation für die Katze ist. Viele lassen sich nicht aus dem Konzept bringen und bestreiten auch mit den Einschränkungen ihren Alltag – in ihrem Tempo.
Zugutekommt den Tieren, dass sie nicht darüber nachdenken, was sie nicht können. Sie nehmen ihre Gegebenheiten an und machen das Beste daraus. Und mit den beschriebenen kleinen Hilfestellungen kann man viel dazu beitragen, dass die Katzen ihren Alltag bestmöglich meistern können. Wichtig ist es, den Katzen Liebe, Mitgefühl und auch etwas mehr Geduld entgegenzubringen und sie zu unterstützen.3