2. Dezember 2022, 11:06 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Die Zucht von Katzen hat verschiedenste Rassen in einer Vielzahl von Farbtönen, Größen und Charaktertypen hervorgebracht. Leider setzt die Zucht den Fokus auch immer wieder auf Merkmale, die dem Wohlbefinden und der Gesundheit der Katze schaden. PETBOOK gibt eine Übersicht, welche Qualzuchtmerkmale es bei Katzen gibt und auf was künftige Halter beim Kauf einer Rassekatze achten sollten.
Während die Zucht von Hunden bei einigen Rassen über Jahrhunderte zurückverfolgt werden kann, sind die meisten Katzenrassen noch relativ „jung“. Erst im 20. Jahrhundert nahm die gezielte Zucht von Katzen signifikant zu. Aber woran liegt das? Die meisten Hauskatzen wurden bis vor wenigen Jahrzehnten als Freigänger gehalten und sie versorgten sich über Mäuse, Ratten und Vögel weitgehend selbst. Dies sorgte einerseits dafür, dass sich die freilaufenden Katzen wild verpaarten und der Genpool ständig neu gemischt wurde. Andererseits ermöglichte erst die verstärkte Wohnungshaltung von Hauskatzen im Laufe des vergangenen Jahrhunderts, dass auch weniger resistente Katzen überlebten. Diese konnten gezielt gekreuzt werden, um bestimmte Merkmale hervorzuheben. Darunter waren und sind aber auch teilweise skurrile optische Eigenschaften, die den Katzen gesundheitlich zu schaffen machen können. PETBOOK stellt die schlimmsten Qualzuchtmerkmale bei Katzen vor.
Übersicht
Kurzköpfigkeit
Insbesondere bei Perserkatzen tritt dieses Merkmal bis heute sehr häufig auf. Bei der Kurzköpfigkeit, auch Brachyzephalie genannt, wirkt der Schnauzenbereich der Katze fast eingedrückt, in Extremfällen kann sogar eine Stupsnase vorliegen. Der Kopf ist darüber hinaus sehr groß und rund. Viele dieser Katzen haben Atemprobleme und leiden nicht selten unter Atemwegsinfekten oder Entzündungen der Tränenkanäle.
Vielzehigkeit
Eine Katze trägt normalerweise fünf Zehen an den Vorder- und vier Zehen an den Hinterpfoten. Eine Genmutation kann allerdings dazu führen, dass mehr Zehen ausgebildet werden. Ins Guinnessbuch der Rekorde hat es ein Kater mit sagenhaften 28 Zehen geschafft. Die Polydaktylie, wie die Vielzehigkeit oder Vielfingerigkeit auch genannt wird, tritt zufällig auf, bei der Rassekatze Maine Coon allerdings besonders häufig.
In Deutschland ist die Zucht mit vielfingerigen Katzen verboten. Die Tiere gelten hierzulande als Träger eines Gendefekts und sollen deshalb keine Nachkommen zeugen. In den USA ist die Zucht mit polydaktylen Katzen jedoch erlaubt und die Sichtweise auf Hauskatzen mit diesem Merkmal ist eine andere: Sie könnten sich mit den breiteren Pfoten besser im Schnee fortbewegen und hätten eine größere Pfotenoberfläche, die das Jagen erleichtern könnte. Gegner sehen häufigere Krallenbettentzündungen und eine Verunstaltung der Katze als Gegenargument.
Schwanzlosigkeit oder Kurzschwänzigkeit
Bei der Manx Katze, der Japanese Bobtail oder auch der Rasse Kurilen Bobtail treten Stummelschwänze oder gar Schwanzlosigkeit in Folge der Zucht gewünscht auf. Dies geht teilweise aber auch häufig mit Fehlbildungen der Wirbelsäule oder sogar neurologischen Schäden einher. Darüber hinaus ist der Schwanz ein extrem wichtiges Gleichgewichtsorgan für die Katze, der ihr zum Beispiel das Balancieren und Klettern ermöglicht. Katzen untereinander kommunizieren außerdem viel über Schwanzbewegungen, was schwanzlosen Katzen nicht möglich ist.
Fehlendes Haarkleid
Sogenannte „Nacktkatzen“ wie die Sphinx tragen kaum oder nur sehr wenig Fell. Dies macht die Katzen einerseits sehr anfällig dafür schnell zu frieren oder auch für Sonnenbrände. Diesen Katzen fehlen zudem die Tasthaare am Kopf. Ohne diese kann sich das Tier schlecht orientieren, vor allem in der Dunkelheit benötigt es die Schnurrhaare als Unterstützung. Neben haarlosen Katzen gibt es auch solche mit gekräuselten Fellhaaren. Hierbei sind die Tasthaare am Kopf zusätzlich gekräuselt und haben damit keine Funktion mehr. Davon betroffen sind zum Beispiel Devon Rex, Cornish Rex und andere Rex-Rassen.
Kurzläufigkeit
Dieses Merkmal, auch als Chrondrodyplasie bekannt, tritt bisher hauptsächlich bei der Munchkin Katze, auch Dackelkatze genannt, auf. Diese weist einen Zwergenwuchs mit extrem verkürzten Vorder- und Hinterläufen auf. Katzen dieser Rasse sind in ihrer Bewegung eingeschränkt und können unter Bandscheibenproblemen leiden.
Kippohr oder Faltohr
Es gibt einige Rassen mit dem Beinamen „Fold“, die nach vorne oder hinten gekippte Kippohren aufweisen. Bei diesen Faltohrkatzen können Gelenk- oder auch Knochendeformationen auftreten, außerdem erfüllen Faltohren nicht mehr ihre volle Funktion als Signalempfänger. Zudem ist die natürliche Reinigung des Innenohres bei Rassen, wie der Scotish Fold sehr eingeschränkt und kann ohne zusätzliche Pflege zu regelmäßigen Ohrentzündungen führen.
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Manx Katze
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Qualzuchtmerkmale bei Katzen bei Kaufentscheidung vermeiden
Die Qualzucht bei Rassekatzen entstand in vielen Fällen aus ästhetischen Gründen. Viele Katzenliebhaber schätzen eine ganz besondere oder auffällig schöne Katze. Und Schönheit liegt erwiesenermaßen im Auge des Betrachters. Jedoch haben gezielte Zuchtanstrengungen zu nicht artgerechten und teilweise tierquälerischen Merkmalen bei manchen Katzenrassen geführt. Mit dem Kauf einer Katze beim Züchter, die diese Eigenschaften trägt, wird die Qualzucht indirekt unterstützt.
Es gilt also schon bei der Wahl des Züchters auf Zertifikate und den Ausschluss von extremen Zuchtmerkmalen zu achten. Hauskatzen ohne extreme Eigenschaften sind häufig sehr viel robuster. Viele davon warten in den Tierheimen und wer sich für eine solche Katze entscheidet, gibt ihr nicht nur die Chance auf ein neues Zuhause, sondern leistet indirekt auch seinen Beitrag gegen Qualzucht von Katzen.