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Tierärztin erklärt

Symptome und Behandlung von Epilepsie bei Katzen

Epilepsie ist eine neurologische Störung und kann auch Katzen betreffen. Bei ihnen kann dies beunruhigend und oft schwer zu diagnostizieren sein.
Epilepsie ist eine neurologische Störung und kann auch Katzen betreffen. Bei ihnen kann dies beunruhigend und oft schwer zu diagnostizieren sein. Foto: Getty Images
Dennis Agyemang
Redakteur

27. Mai 2024, 18:23 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Epilepsie gibt es nicht nur bei uns Menschen, sondern auch bei Hunden und Katzen. Wobei letztere nicht ganz so oft davon betroffen sind wie Hunde. Dennoch handelt es sich hier um eine ernst zu nehmende neurologische Erkrankung, die bei Katzen beunruhigend und oft schwer zu diagnostizieren ist. PETBOOK sprach mit Tierärztin Dr. Vanessa Herder über Epilepsie bei Katzen und worauf Halter achten sollten.

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Es passiert scheinbar wie aus heiterem Himmel: Die Katze verkrampft plötzlich am ganzen Körper, wirkt unruhig, speichelt und kann sogar die Kontrolle über Blase und Darm verlieren. Ein epileptischer Anfall bei Katzen kann durchaus ein schrecklicher Anblick für die Halter sein, der sie meist hilflos zurücklässt. Aber nicht nur das: So ein Anfall kann auch für das Tier gefährlich sein.

Was passiert bei einem epileptischen Anfall?

„Prinzipiell kann jedes Lebewesen – ganz egal, ob Mensch, Hund oder Katze – einen epileptischen Anfall entwickeln“, erklärt Tiermedizinerin Dr. Vanessa Herder im Gespräch mit PETBOOK. Wenn man sich das Gehirn einer Katze – stark vereinfacht – wie einen Computer vorstellt, dann kann es aus unterschiedlichen Gründen zu einem „Kurzschluss“ kommen. Dabei sendet das Gehirn plötzlich falsche und auch viel zu viele Signale an den Körper. Das überfordert den Rechner. Diese fehlerhaften Signale können dann dazu führen, dass die Katze unkontrollierte Bewegungen macht, zittert oder sogar das Bewusstsein verliert.

Während eines solchen Anfalls sind bestimmte Bereiche des Gehirns überaktiv, was dann zu den beobachtbaren Symptomen führt. Hier spricht man dann von einem epileptischen Anfall. Allerdings können diese unterschiedlich schwer sein und unterschiedliche lange dauern: von einigen Sekunden bis hin zu wenigen Minuten ist alles möglich.

Dabei hängt es von Länge und Schwere ab, wie viel dabei im Gehirn zerstört wird und welche gesundheitlichen Folgen daraus entstehen. „Allerdings wurde bei der Katze bisher noch nicht so viel Forschung gemacht. Daher weiß man deutlich weniger, als beispielsweise bei Hunden“, sagt Dr. Herder. Wie bei Menschen kann es auch bei Katzen vorkommen, dass es nur einmal im Leben zu einem Anfall kommt und danach nie wieder.

Diese Symptome können bei einem epileptischen Anfall auftreten

Zwar ist Epilepsie bei Katzen verhältnismäßig selten, gehört aber dennoch zu den häufigsten neurologischen Krankheiten unter Katzen. Schätzungsweise drei Prozent aller Katzen in Deutschland, die in einer Tierpraxis vorgestellt werden, sind von dieser Erkrankung betroffen. Da Anfälle auch sehr mild verlaufen können, ist es durchaus möglich, dass Halter diese gar nicht erst bemerken. In einigen Fällen können sie kaum sichtbar oder so „banal“ sein, dass sie übersehen werden. Offensichtlichere Symptome sind aber folgende:

  • Ungewöhnliche Bewegungen
  • Sabbern
  • Zuckungen im Gesicht
  • Schwanzjagd
  • Laute Vokalisationen
  • Aggressives Verhalten
  • Glasiger Blick
  • Sehstörungen

Das weiß man über die Ursachen und Auslöser

Die genauen Ursachen für epileptische Anfälle bei Katzen lassen sich mangels fehlender Forschung oft nur schwer bestimmen. Meist wisse man den Grund nicht. Eine Möglichkeit kann sein, dass das Gehirn bei einem Unfall ein Trauma abbekommen hat. Wenn es zu Blutungen kommt, kann es dann zu Epilepsie kommen. Aber auch Tumore und Infektionskrankheiten bei der Katze, insbesondere die feline infektiöse Peritonitis ist eine relativ häufige Erkrankung, die auch im Gehirn und Rückenmark Entzündungen verursacht. Diese können dann auch zu epileptischen Anfällen führen.

Bekannt ist, dass es bestimmte Reize gibt – auch „Stimuli“ genannt – die bei Epileptikern einen Anfall auslösen können, sagt Dr. Herder. Stimuli seien in der Regel visuell, erklärt die Tierärztin. „So wie man das vielleicht auch schon mal bei Menschen gehört hat. Blinkende Lichter oder auch bestimmte Reize über das Hören. Also ungewöhnliche oder bestimmte Geräusche können einen Anfall triggern. Es können aber auch Berührungen sein. Das sind so die wichtigsten drei Stimuli, die – je nach Patient – den epileptischen Anfall auslösen können.“

So habe sie bereits von Katzen gehört, die Anfälle bekommen hätten, wenn sie von ihren Haltern gestreichelt wurden oder beim Spielen mit einem Laserpointer. Sollte es dann mal zu einem Anfall kommen, gibt es ein paar wichtige Dinge, die Halter berücksichtigen sollten, um ihrem Haustier in der Situation beizustehen.

So sollten sich Halter während eines Anfalls ihrer Katze verhalten

Zunächst sollten Halter „ganz vorsichtig sein, dass Sekundärschäden bei einem starken Anfall nicht gewährleistet sind. Das heißt, wenn die Katze unkontrolliert krampft, die Umgebung so zu sichern, dass das Tier nirgendwo herunterfallen und gegen knallen kann.“ Das sei notwendig, um den Anfall so geschützt wie möglich passieren zu lassen.

Halter sollten unbedingt davon absehen, während des Anfalls die Katze anzufassen, festzuhalten oder die Situation irgendwie zu stören, da dies im Zweifelsfalls nicht nur den Halter in Gefahr bringen kann, von der krampfenden Katze verletzt zum werden, sondern auch den Anfall zu verschlimmern.

„Manchmal machen die Tiere dabei so unkontrollierte Bewegungen, dass Hunde oder Katzen dabei um sich beißen. Das machen sie nicht böswillig, sondern sie sind mitten im Anfall, weil das Nervensystem einfach unkontrolliert feuert und dann schnappen sie um sich. Dabei kann es passieren, dass der Besitzer, der eigentlich nur helfen und die Katze beruhigen will, dann gebissen wird.“ Zwar sollten Halter die Umgebung sichern, damit das Tier nicht noch weiter verletzt werden kann. Doch eine Decke auf die krampfende Katze legen, wie es wohl einige Halter tun, empfiehlt Vanessa Herder nicht.

Darum sollte man keine Decke auf eine krampfende Katze legen

Auch eine Decke oder Handtuch sollte man nicht auf die Katze legen. „Das machen einige, um eine ruhigere und dunklere Umgebung zu schaffen. Das birgt aber auch Risiken in sich. Wenn die Katze krampft, weiß man nie, wie unkontrolliert sie sich bewegt.“ Es bestände die Möglichkeit, dass sich die Katze in dieser Decke verheddert oder noch mehr krampft.

Besonders für die Halter sei diese Epilepsie ein sehr schlimmer Zustand, weiß die Tierärztin. „Epilepsie ist nicht nur eine Erkrankung des Tieres. Es ist auch eine ‚Erkrankung‘ des Besitzers, weil man da oft so hilflos dasteht. Man will helfen, aber man kann nichts tun.“

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So wird Epilepsie bei Katzen behandelt

Gefährlich – und auch lebensbedrohlich – kann Epilepsie bei Katzen sein, wenn die Anfälle stark sind und mehrere Minuten gehen. „Natürlich kann ein Anfall ab einer gewissen Länge lebensbedrohlich sein. Nur innerhalb von fünf Minuten ist in der Regel kein Tierarzt da.“ Daher sollten Halter, die von der Erkrankung ihrer Katze wissen, stets auf Veränderungen im Verhalten des Tieres achten, da diese ein Anzeichen für einen bevorstehenden Anfall sein können. Auffällig ist, dass sich das Tier einige Tage bis Stunden vor dem Anfall unruhig verhält oder versteckt. Mediziner bezeichnen diese Zeit als „Prodomalphase.“1

„In der glücklichen Situation, dass dein Haustier den Anfall in der Tierarztpraxis bekommt, würde der Tierarzt ein Medikament spritzen, das die Nervenerregung mildert. In der Regel ist das Diazepam.“ Da es sich hier um ein verschreibungspflichtiges Medikament handelt, das bei Menschen gerne als Droge missbraucht wird, ist es Haltern von betroffenen Katzen in der Regel nicht möglich, es vorrätig zu Hause zu lagern. Doch es gibt in einigen Fällen die Möglichkeit einer medikamentösen Langzeitbehandlung, welche die Lebensumstände der Katze durchaus verbessern kann. Vorbeugen können Halter durch bestimmte Impfungen oder Nahrung leider nicht.

Porträt Saskia Schneider auf dem PETBOOK Relaunch
Redaktionsleiterin

Meine Erfahrungen mit Epilepsie bei der Katze

„Vor etwa drei Jahren entwickelte unsere Katze Nairobi kurz vor Vollendung ihres dritten Lebensjahres eine Epilepsie. Dabei handelte es sich um Cluster-Anfälle – also Krämpfe, die in sehr kurzen Abständen von zehn Minuten kamen. Die Diagnose war aufwendig und teuer, da andere Ursachen wie Vergiftung oder Hirntumore zunächst ausgeschlossen werden mussten. Schließlich bekamen wir die Diagnose ‚idiopathische Epilepsie‘ – also eine Epilepsie ohne genaue Ursache.
Seitdem bekommt Nairobi zweimal am Tag spezielle Medikamente, die sie zum Glück gut verträgt und ist seit drei Jahren anfallsfrei. Aber ihr Charakter hat sich durch die Krankheit verändert. Sie ist ängstlicher und wirkt an manchen Tagen sehr bedrückt. Trotzdem sind wir froh, dass sie ein einigermaßen normales Katzenleben führen kann und hoffen, dass die Epilepsie nicht mehr ausbricht.“

Quellen

  1. fressnapf.de, „Epilepsie bei Katzen – richtig handeln beim Krampfanfall“, (aufgerufen am 27.05.2024) ↩︎
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