29. August 2024, 17:25 Uhr | Lesezeit: 9 Minuten
Ob Entwurmung, Antibiotika oder Medikamente gegen chronische Krankheiten. Irgendwann muss fast jede Katze einmal Tabletten nehmen. Leider tun die wenigsten Tiere dies freiwillig und nicht selten muss der Tierarzt verzweifelte Halter hierbei unterstützen. Doch was, wenn die Katze dauerhaft Medikamente bekommen soll? . PETBOOK erklärt, worauf Besitzer achten müssen, damit auch eine langfristige Tablettengabe bei der Katze stressfrei gelingt.
Jeder Katzenbesitzer, der seinem Tier schon einmal eine Tablette geben musste, weiß, wie schwierig das sein kann. Solange sich es nur um eine einmalige Gabe wie bei einer Entwurmung handelt, kann hier der Tierarzt unterstützen. Aber was, wenn die Katze längere Zeit oder sogar dauerhaft Medikamente nehmen muss? Dies ist zum Beispiel bei einer Gabe von Antibiotika oder einer Behandlung von Giardien der Fall.
Vor allem ältere Tiere leiden laut dem Bundesverband für Tiergesundheit e. V. an Krankheiten wie Schilddrüsenüberfunktion, Diabetes oder einer Verdickung des Herzmuskels, die es erfordern, dass die Katze täglich Tabletten bekommt.
Oft gehen Besitzer und Tier dann durch eine Phase des Ausprobierens. In Haustierforen im Internet finden sich dazu zahlreiche Tipps und Erfahrungsberichte. Leider sind nicht immer alle hilfreich und manche Ratschläge können sogar dazu führen, dass die Katze das Vertrauen in ihren Menschen verliert und Angst entwickelt. Im Folgenden erklären wir, wie auch eine dauerhafte Gabe von Tabletten bei Katzen funktioniert und was man dabei beachten sollte.
Übersicht
- Das Wichtigste zuerst: Die Tabletten dürfen nicht bitter schmecken!
- Tabletten in Leckerli verstecken – das sollten Sie beachten
- Tabletten in Leckerli geben – so gehen Sie vor
- Was ist, wenn meine Katze die Tablette aussortiert?
- Niemals Tabletten unter Zwang geben!
- Was tun, wenn die Katze nur Trockenfutter frisst?
- Was, wenn die Katze die Tablette plötzlich nicht mehr nimmt?
- So haben Sie dauerhaft Erfolg
Das Wichtigste zuerst: Die Tabletten dürfen nicht bitter schmecken!
Egal, welche Tipps und Tricks Sie versuchen – nichts wird langfristig erfolgreich sein, wenn die Tabletten für die Katze bitter schmecken. Genau wie wir können auch Katzen Bitterstoffe wahrnehmen. Das heißt: Was für uns bitter schmeckt, wird die Katze widerlich finden, denn Bitterstoffe sind meist ein Warnsignal in der Natur. Während dies bei Hunden eher weniger das Problem ist, weil sie ihr Futter herunterschlingen, kauen die meisten Katzen ihr Futter. Manche machen sogar bei Pasten Kaubewegungen. Beißen die Tiere dann auf die bittere Medizin, kann das dazu führen, dass sie diese – selbst in Thunfisch versteckt – nicht mehr annehmen. Prüfen Sie daher immer vorab, ob die Tabletten bitter schmecken und fragen Sie Ihren Tierarzt nach Alternativen.
Zum Glück sind die meisten Tabletten im Haustierbereich in Geschmacksrichtungen wie Huhn oder Rind vorhanden. Doch einige Medikamente wie etwa Levetiracetam, das bei Katzen zur Behandlung von Epilepsie eingesetzt wird, schmeckt bitter und ist nur als Humanpräparat vorhanden. Mittlerweile gibt es dies aber auch in überzogenen Globuli, sodass die Katze den Geschmack – versteckt in Leckerlis – nicht mehr wahrnimmt und diese auch nicht zerbeißen kann.
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Tabletten in Leckerli verstecken – das sollten Sie beachten
Zum Verstecken von Tabletten eignen sich nicht alle Leckerli. Am besten wählt man etwas mit einer weichen, aber relativ stabilen Konsistenz, damit die Tabletten nicht gleich wieder herausrutschen. Gut funktionieren etwa Snack-Stangen. Je nach Feuchtigkeitsgehalt lassen sich hier gut Tabletten eindrücken. Es gibt auch spezielle Pasten, in denen man die Leckerlis gut einkneten kann. Diese eignen sich auch hervorragend, wenn die Tablette zermörsert wird, da sie sich mit dem Pulver gut vermischen lassen. Die Pasten erhält man beim Tierarzt, sie sind allerdings vergleichsweise teuer.
Aber auch gekochtes Huhn oder Käsewürfel eignen sich gut, um darin Tabletten zu verstecken. Wichtig ist, dass man die Teile anfangs nicht zu groß macht, denn Katzen sind Meister darin, diese auszusortieren und wieder auszuspucken. Daher ist es auch wichtig, dass das Leckerli möglichst hochbegehrt ist. Allerdings sollte es nicht das absolute Lieblingsessen sein, denn wenn doch mal etwas schiefgeht und die Katze dies in Zukunft verschmäht, kann es schwer werden, eine Alternative zu finden.
Tabletten in Leckerli geben – so gehen Sie vor
Oft wird geraten, die Tabletten in Leckerli zu verstecken. Das ist an sich auch eine gute Idee, aber leider kann man dabei viele Fehler machen, die dann den gegenteiligen Effekt haben und dazu führen, dass die Katze die Leckerlis gar nicht mehr will – auch ohne Tablette nicht. Deshalb lohnt es sich, die Tablettengabe zu üben und dabei nach einem bestimmten Schema vorzugehen. Dafür sind zunächst folgende Voraussetzungen wichtig:
- Die Katze sollte leichten Hunger und nicht gerade erst gefressen haben.
- Für das Verstecken der Tablette eine der Lieblingsspeisen nutzen, aber nicht die allerliebste.
- Vorher sicherstellen, dass die Tablette nicht bitter schmeckt.
- Tablette zunächst in so kleine Teile wie möglich teilen.
Sind alle Vorbereitungen getroffen, ist es wichtig, die Tablette nicht gleich im ersten Leckerli zu verstecken. Allein die Nervosität der Menschen kann Katzen dazu veranlassen, beim Fressen skeptisch zu werden. Die Gabe sollte daher in gelockerter Atmosphäre stattfinden. Und so gehen Sie vor:
- Rufen Sie ihre Katze und tun Sie so, als hätten sie den tollsten Snack der Welt in der Hand.
- Bieten Sie ihrer Katze ein Stück an, ziehen Sie es wieder ein wenig weg, wenn die Katze offensichtlich Interesse zeigt.
- Warten Sie kurz und lassen Sie die Katze das Leckerli dann fressen. Die meisten Tiere machen sich bei der Gelegenheit gierig über den Snack her.
- Im zweiten Leckerli befindet sich dann ein Stück Tablette. Die meisten Katzen nehmen auch dieses gierig auf und bemerken es nicht einmal.
- Im dritten Stück ist dann wieder keine Tablette und so weiter.
Sie können die Reihenfolge immer mal variieren. Sobald die Aufnahme gut funktioniert, können Sie auch schon im ersten Stück eine Tablette verstecken. Alternativ kann man die Leckerlis mit den Tabletten auch spielerisch über den Boden rollen lassen, sodass ein kleines Jagdspiel daraus entsteht. Die meisten Katzen finden das so spannend, dass sie ihre „Beute“ schnell verschlingen.
Was ist, wenn meine Katze die Tablette aussortiert?
Als Erstes gilt: Ruhe bewahren und Geduld zeigen. Auch wenn es völlig verständlich ist, dass man genervt ist, wenn die Katze die Tablette zum zehnten Mal ausspuckt: Schimpfen oder merklicher Ärger führt dazu, dass die Katze sich in der Situation unwohl fühlt und misstrauisch wird. Lieber sollte man eine Pause machen und die Tablettengabe später noch einmal versuchen.
Sollte es generell nicht klappen, kann man versuchen, die Tabletten zu zermörsern und entweder in etwas hineinkneten (Schafskäse oder Hüttenkäse eignen sich hier ganz hervorragend, sofern die Katze diesen mag). Oder man vermischt das Tablettenpulver in Vitaminpaste oder Creme-Snacks, die die meisten Katzen gerne annehmen. Aber auch hierbei ist es wichtig: Die Tablette darf nicht bitter schmecken! Sonst nimmt die Katze die Paste nicht auf oder speichelt im schlimmsten Fall alles wieder aus.
Niemals Tabletten unter Zwang geben!
Man liest immer wieder, dass man der Katze die Tablette auch einfach ins Maul geben kann. Dafür muss man die Katze fixieren, und das Mäulchen öffnen. Dann wird die Tablette möglichst tief in den Rachen geschoben und das Mäulchen anschließend zugehalten, bis die Katze die Medizin sicher geschluckt hat. Von dieser Methode sollte man aber nur im absoluten Notfall Gebrauch machen. Die meisten Katzen wehren sich und es kann so zu Verletzungen von Mensch und Katze kommen.
Vor allem, wenn man diese Methode länger anwendet, kann es das Vertrauen der Katze in ihren Menschen stark erschüttern, denn die meisten Katzen empfinden diese Prozedur als sehr übergriffig. Trotzdem wird diese Mehlode immer wieder von Haltern und sogar von Tierärzten empfohlen, eignet sich aber für eine dauerhaft erfolgreiche Tablettengabe nur für wenige Katzen und sollte auf jeden Fall zusammen mit dem Tierarzt geübt werden. Gleiches gilt auch für den Einsatz von sogenannten Pilleneingebern, die der Katze in den Mund geschoben werden, um so die Tablette zu verabreichen.
Was tun, wenn die Katze nur Trockenfutter frisst?
In Trockenfutter lassen sich Tabletten nur schwer verstecken. Aber auch hier gibt es ein paar Möglichkeiten. Eine davon ist, die Tabletten zu zermörsern und das Pulver über das Trockenfutter zu streuen. Dabei sollte man jedoch sicher gehen, dass die Katze die ganze Portion aufnimmt und nicht die Hälfte für später im Napf lässt. Auch sollten die Tabletten möglichst geruchs- und geschmackslos sein oder zumindest einen Geschmack besitzen, der die Katze nicht irritiert.
Eine andere Möglichkeit ist das Verstecken in Leerkapseln. Diese gibt es sogar in Hühnchengeschmack und man kann sie mit den Tabletten befüllen. Da sie ähnlich wie Kroketten im Trockenfutter knacken, fressen die meisten Katzen sie ohne Weiteres einfach mit. Am besten funktioniert es, wenn man ein Teil der Leerkapseln zusammen mit dem Trockenfutter mischt und ein paar Tage darin aufbewahrt, sodass die Kapseln den Geruch des Futters annehmen.
Was, wenn die Katze die Tablette plötzlich nicht mehr nimmt?
Manchmal passiert es, dass die Katze plötzlich die Einnahme verweigert. Hier sollte man als Erstes prüfen, ob die Katze generell Futter verweigert. Dies kann etwa zur Zeit des Fellwechsels auftreten, wenn sich im Magen der Katze Haarballen befinden. Dann haben viele Katzen einen verringerten Appetit. Im Notfall sollte man dann zum Tierarzt gehen. Der kann die Tablette per Hand verabreichen und einen Appetitanreger spritzen. Meist reicht es aber, wenn man eine Weile wartet oder einen attraktiveren Snack wählt, den die Katze doch noch nimmt.
Manchmal fehlt den Tieren aber auch die Abwechslung und sie nehmen das Leckerli inklusive Tablette deshalb nicht mehr. Es lohnt sich also, immer mal wieder neue Snacks zu probieren, damit man im Notfall auch wechseln kann. Aber auch hier muss man abschätzen, ob die Katze das Leckerli wirklich nicht mehr mag oder einfach nur Theater macht, damit vielleicht etwas Besseres im Napf landet.
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So haben Sie dauerhaft Erfolg
Katzen lieben Rituale. Das kann man sich auch bei einer dauerhaften Gabe von Tabletten zunutze machen. Etwa, indem man die Katze immer auf eine bestimmte Art und Weise ruft, wenn es die Medikamente gibt. Verbinden Sie diese Gabe mit so viel positiven Elementen wie möglich. Etwa, indem Sie die Katze danach regulär füttern oder ein Spiel mit ihr machen. Auch Kuscheln und Loben kommen bei den meisten Katzen gut an und führt dazu, dass die Tiere gerne und in freudiger Erwartung kommen, um ihre Tabletten zu nehmen.