28. November 2024, 17:36 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Katzenspielzeuge mit Matatabi gelten als Wundermittel für viele Probleme, die die Tiere entwickeln können. Unter anderem soll es wirksamer als Katzenminze sein, die Zähne reinigen oder gar entgiftend wirken. PETBOOK hat verschiedene Produkte auf ihre vollmundigen Versprechen getestet.
Im Fachhandel und in diversen Onlineshops werden Katzenhaltern immer häufiger Produkte aus oder mit Matatabi angepriesen. Diese gibt es zumeist als kleine Sticks oder auch in Kombination mit einem Katzenminzeball oder wie auf dem Bild oben, in Scheiben aufgeklebt, an einem baumelnden Spielzeug mit Federn. Doch was ist Matatabi eigentlich, welche Wirkung hat es auf Katzen und sollte man des den Tieren bedenkenlos geben? PETBOOK-Redakteurin Louisa Stoeffler und ihr Kater Remo haben es ausprobiert.
Was ist Matatabi?
Das unter dem Namen Matatabi verkaufte Produkt nennt sich auch Silberwein und stammt vom Japanischen Strahlengriffel (Actinidia polygama). Dabei handelt es sich um eine Kletterpflanze, die ausschließlich in Asien vorkommt. Die fünf bis sechs Meter hohen Pflanzen finden sich vor allem in Gebirgsregionen in Ländern wie Japan, China, Korea und im Osten Sibiriens.
Aus dem Japanischen stammt auch das Wort Matatabi, dass so viel bedeuten soll wie „wiederum reisen“ oder „Wanderleben eines Spielers“. Hierzulande kennt man Matatabi vor allem als die hölzernen Bestandteile der Pflanze, die gern als Sticks für Katzen verkauft werden. Aber auch die Blüten und Früchte der Matatabipflanze sind käuflich erhältlich.
Welche Wirkung hat es auf Katzen?
Die auch als Japanische Katzenminze beworbene Pflanze hat eine ähnlich starke Wirkung auf Katzen wie die herkömmliche Katzenminze. Allerdings wird bei Matatabi damit geworben, dass auch Katzen, die unempfindlich auf Katzenminze reagieren, auf den Silberwein anspringen. Zudem soll es insgesamt besser verträglich als Katzenminze sein. Angeblich soll Matatabi als Stick auch zur Zahnreinigung von Katzen dienen, weil sie an den Stöcken nagen, diese bespeicheln oder zerkauen.
Mein Kater Remo hat schon jahrelang mehrere Spielzeuge aus Matatabi, die er von Freunden geschenkt bekommen hat. Wir haben sowohl die Sticks, als auch den Ball, der zusätzlich Katzenminze enthält, ausprobiert. Der Katzenminze-Lolli war bislang sein absoluter Favorit, er rieb sich so lange an der grünen Kugel, bis sein halbes Gesicht dieselbe Farbe angenommen hatte.
Aktuell nutzt Remo am liebsten den Ball mit aufgeklebten Matatabi-Stückchen, der mit Federn versehen ist. Allerdings konnten wir – also meine Tierärztin und ich – bislang keinen Effekt auf seine Zahngesundheit feststellen. Denn Katzen sind keine Hunde, die sich ein Stöckchen oder einen Kauknochen nehmen und mit Gusto darauf herumkauen. Zum „Zähneputzen“ nutzt Remo die Matatabi-Sticks nicht. Allenfalls reißt er ein Stück Rinde ab und spuckt es auf den Boden.
Auch die vollmundigen Versprechen einiger Hersteller, Matatabi würde auf Katzen entgiftend wirken oder den Appetit fördern, wenn sie abgeschlagen wirken, kann ich nicht bestätigen. Häufig findet sich auch in der Beschreibung, Matatabi würde Stress reduzieren und die Arteriengesundheit von Katzen fördern. Dazu habe ich auch keine wissenschaftlichen Belege gefunden. Ich persönlich sehe es eher als nettes Spielzeug, dass eine anregende und gleichzeitig entspannende Wirkung auf mein Tier hat.
Macht Matatabi Katzen süchtig?
Häufig wird von Matatabi gesagt, dass es für Katzen wie eine Droge ist oder sie high macht. Viele fragen sich daher, ob es auch einen Suchtdruck gibt, wenn es Anwendung findet. Allerdings scheint dies, nach allem was man weiß, nicht der Fall.
Die Matatabi-Wirkstoffe sind auch nicht so penetrant, dass ich die Spielzeuge verstecken muss. Remo hat auch nach ein paar Minuten offensichtlich genug und lässt davon von selbst ab. Auch lässt sich nicht erkennen, dass das Beschnüffeln oder Belecken bei ihm einen Gewöhnungseffekt zeigt. Hole ich seine Spielzeuge ein paar Tage später wieder hervor, nimmt er sie mit derselben Begeisterung an wie zuvor.
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Ist Matatabi ein nachhaltiges Produkt?
Matatabi wird zudem häufig als besonders nachhaltig beworben, da es ein natürlich hergestelltes Produkt ist. Allerdings sollte man sich bewusst sein, das es eine Pflanze mit sehr speziellen Pflegebedarf ist, die in wenigen Gebieten Asiens und fast ausschließlich im Hochgebirge vorkommt.
Daher hat sie oft einen sehr weiten Transportweg hinter sich, bevor sie als Matatabi-Sticks hierzulande verkauft wird. Wie weit bereits in empfindliche Ökosysteme eingegriffen wird, um den wachsenden Bedarf nach der Alternative für Katzenminze zu decken, lässt sich ebenfalls nicht verifizieren. Wirklich nachhaltig oder das absolute Wundermittel, als das es angepriesen wird, ist das Hype-Produkt der Haustierszene also nicht.