8. Januar 2025, 12:27 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Im hessischen Butzbach hält eine mysteriöse Katzenkrankheit Behörden und Katzenhalter in Atem. So ist im Tierheim Butzbach eine regelrechte Epidemie ausgebrochen, die bereits mehrere Katzen qualvoll verenden ließ. PETBOOK fässt die wichtigsten Fakten zusammen und fragte Tierärztin Dr. Vanessa Herder, wie gefährlich die Krankheit wirklich ist.
Das Tierheim im hessischen Butzbach kämpft aktuell gegen eine mysteriöse Katzenkrankheit. Innerhalb weniger Wochen sind dort 21 Tiere erkrankt, von denen bereits elf qualvoll gestorben sind. Demnach ist fast die Hälfte des Katzenbestandes im Tierheim betroffen. Der Grund dafür könnte ein mutiertes Coronavirus sein. So titelte bereits die Hessenschau besorgt: „Dem Tierheim in Butzbach sterben die Katzen weg“. Nun wächst die Angst, dass sich diese Krankheit weiter ausbreiten und andere Katzen befallen könnte.1
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„Kein Arzt, niemand konnte uns helfen“
Konkret geht es hier wohl um eine Variante der Felinen infektiösen Peritonitis (FIP). Diese wird von speziellen Coronaviren ausgelöst, die im Katzenkörper mutieren können. Laut Medienberichten gab es bereits Ende Oktober den ersten Fall dieser Erkrankung, doch ab Mitte November nahm die Krankheitswelle wohl so richtig Fahrt auf. „Es war eigentlich von Anfang an klar, dass hier irgendwas Seltsames vor sich geht“, erinnert sich Tierheimleiterin Claudia Maid zurück. „Kein Arzt, niemand konnte uns helfen.“
So musste die Tierschützerin mitansehen, wie eine Katze nach der anderen erkrankte und „elendig starb“. Und dabei gilt FIP eigentlich als nicht ansteckend. Um einen weiteren Ausbruch bestmöglich zu verhindern, ist das Katzenhaus im Tierheim seit Ende November geschlossen. Zudem befinden sich alle Katzen in Quarantäne und die Mitarbeiter tragen Schutzanzüge.
„Wenn es zu einem Ausbruch einer neuen Viruserkrankung in einem Katzenbestand kommt, sind Vorsichtsmaßnahmen essenziell“, ordnet Tierärztin Dr. Vanessa Herder die Situation für PETBOOK ein. „Insbesondere so lange, bis die Identität des Virus geklärt ist und genauere Angaben über die Infektionswege gemacht werden können.“ Um andere Bestände vor dem Eintrag des Virus zu schützen, könne gar nicht vorsichtig genug vorgegangen werden und strikte Hygiene sei in diesen Fällen besonders wichtig.
Erkrankung wird direkt von Katze zu Katze übertragen
Der Anblick, den die Tierpfleger seither täglich zu sehen bekommen, ist schrecklich. So kauerten die Tiere apathisch in den Ecken oder ihren Schlafnischen, atmeten schwer und verweigerten oft das Fressen. Ein Zustand, den Tierärztin Susanne Konschewski aus Butzbach so auch noch nicht erlebt hat. Zudem FIP auch in den letzten Jahren gar kein Thema gewesen sei. „Ungewöhnlich daran ist, dass diese Erkrankung plötzlich direkt von Katze zu Katze übertragen wird.“
Dieses Phänomen, so die Veterinärin, gebe es in Deutschland zwar, aber noch nicht offiziell. Die Butzbacher Tiere seien zwar auf eine in Zypern nachgewiesene Variante getestet worden, das Ergebnis sei aber negativ gewesen. In Labortests konnte die mutmaßliche Virusmutation, die in Butzbach grassiert, zwar angezüchtet, aber noch nicht identifiziert werden.
»Wir sind ratlos und versuchen zu retten, was zu retten ist
Daher versuchen die Mitarbeiter und Veterinäre nun zu retten, was zu retten ist, wie Tierärztin Konschewski im Interview mit der „Hessenschau“ mitteilte. Daher impfe man vor Ort aktuell nun alle nicht infizierten Tiere gegen Caliciviren. Diese Viren wurden nämlich zusätzlich bei den kranken Katzen nachgewiesen. Und besonders spannend: Sie rufen ähnliche Symptome hervor, wie sie in Butzbach auftreten.
Auf Nachfrage, ob auch eine Impfung auf die in Verdacht stehenden Coronaviren möglich sei, antwortet Tierärztin Dr. Herder: „Das Besondere an Felinen Coronaviren ist, dass eine herkömmliche Impfung, die etwa in den Muskel verabreicht wird, um im Blut die Antikörper zu bilden, bei diesen Virusinfektionen nicht funktioniert.“ Zwar gebe es eine Impfung, die in die Nase verabreicht wird, um die Schleimhautimmunität zu erhöhen, diese biete aber nur einen geringen Schutz und auch nur dann, wenn die Tiere noch keinen Kontakt zu Felinen Coronaviren hatten.
Doch dank Antibiotika und einem in Deutschland noch nicht zugelassenen, antiviralen Medikament namens GS-441524, konnte sich bisher der Zustand der erkrankten Katzen leicht verbessern. Dennoch kann von einer schnellen Heilung nicht die Rede sein. Denn die Therapie dauert etwa drei Monate und kostet viel Geld. „Allein die Medikamente sind wahnsinnig teuer. Die ständigen Tierarztbesuche mit Blutbildern kommen natürlich noch on top. Es sind immense Kosten für den Tierschutzverein“, sagt Tierheimleiterin Claudia Maid.
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»Wir gehen davon aus, dass das ein deutschlandweites Ding wird
Laborergebnisse sollen nun Klarheit bringen. Doch schon jetzt zeichnet man düstere Prognosen. „Wir erhoffen uns Aufklärung über die Übertragungswege und Inkubationszeiten, damit wir wissen, womit wir es zu tun haben. Wir gehen aber leider schon davon aus, dass das ein deutschlandweites Ding wird.“
Auch Dr. Vanessa Herder schätzt die Situation ähnlich ein: „Sollte es sich bei den beschriebenen Fällen um eine leicht veränderte Variante des Felinen infektiösen Peritonitis Virus, welches auch in Zypern aufgetreten ist, handeln, kann eine Verbreitung des Virus nicht ausgeschlossen werden“, so Dr. Vanessa Herder. Bis dies nicht geklärt ist, sollte der Kontakt zu Tieren mit Infektionszeichen unbedingt vermieden werden.“
Und wie geht es jetzt mit den Katzen aus dem Katzenhaus im Tierheim Butzbach weiter? Bis auf Weiteres zieht weder ein Tier ein noch aus. Und das, obwohl einige Katzen bereits adoptiert wurden. Man gehe aber davon aus, dass ab Frühling der Betrieb wieder aufgenommen werden könnte.