Direkt zum Inhalt wechseln
logo Das Magazin für alle Tierbesitzer und -liebhaber
Essstörung

Katze frisst auf einmal Gegenstände! Ursachen und Behandlung des Pica-Syndroms

Katze kaut auf Plastikdeckel.
Katze mit dem Pica-Syndrom essen oft nicht essbare Gegenstände. Foto: Getty Images/Serhii Ivashchuk
Porträtbild Mareike Schmidt
Werkstudentin

28. August 2024, 15:08 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Das Pica-Syndrom ist eine Essstörung, die bei Katzen auftreten kann. Betroffene Tiere fressen häufig nicht essbare Materialien, was zu gesundheitlichen Problemen führen kann. Wie man das Syndrom erkennt und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt, erklärt PETBOOK.

Artikel teilen

Viele Katzenhalter kennen es: Oft sind andere Gegenstände wie etwa Socken oder Kartonmüll viel interessanter für Katzen als ihr eigentliches Spielzeug. Sie beißen darauf herum, spielen mit ihnen und verstecken sie manchmal sogar. Wenn die Katze aber auffällig oft Gegenstände anknabbert und versucht diese zu fressen, kann es sich um Anzeichen des Pica-Syndroms handeln. Doch wie genau erkennt man diese Störung, wie wird sie diagnostiziert und kann sie behandelt werden?

Was versteht man unter dem Pica-Syndrom bei Katzen?

Beim Pica-Syndrom handelt es sich um eine Verhaltensstörung, genauer gesagt um eine ungewöhnliche Essstörung, bei der Katzen untypische Gegenstände anlecken oder gar zu sich nehmen, die nicht zum Verzehr geeignet sind. Häufig konsumieren sie Textilien, Papier, aber auch Plastik. Die unkontrollierbare Aufnahme nicht essbarer Substanzen kann schnell zu gesundheitlichen Problemen wie Verdauungsstörungen, Blockaden im Magen-Darm-Trakt bis hin zu Vergiftungen führen.

Das Pica-Syndrom gibt es nicht nur bei Tieren. Auch bei Menschen ist diese Essstörung bekannt. Mehr dazu erfahren Sie in diesem Artikel von FITBOOK: Pica-Syndrom – die seltene Störung, bei der Betroffene ungenießbare Dinge essen

Anzeichen für das Pica-Syndrom

Das Pica-Syndrom kann sich durch eine Vielzahl von unterschiedlichen Verhaltensweisen der Katze bemerkbar machen. Zu den häufigsten Anzeichen gehören:

  • Vermehrtes Kauen und Lutschen: Katzen mit dem Pica-Syndrom entwickeln oft eine zwanghafte Tendenz, auf nicht essbaren Gegenständen herumzukauen und an diesen zu lutschen.
  • Wiederholtes Ablecken von Oberflächen: Zwanghaftes und obsessives Ablecken von Oberflächen wie Böden, Wänden oder Möbeln, an denen keine Nahrung klebt.
  • Verzehren von nicht essbaren Gegenständen: Betroffene Katzen zeigen ein besonders starkes Interesse an nicht essbaren Materialien wie etwa Papier, Plastik, Textilien oder Metall und lecken diese Gegenstände an, kauen auf ihnen und schlucken sie in manchen Fällen sogar.
  • Verändertes Trink- und Essverhalten: Beim Pica-Syndrom handelt es sich zwar um eine Essstörung, dennoch kann es auch dazu führen, dass betroffene Katzen keinen Appetit mehr haben und weniger bis gar nichts mehr zu sich nehmen möchten.
  • Durchfall und Erbrechen: Durch das Verschlucken von nicht essbaren Substanzen kann die Katze an Verdauungsstörungen leiden. Erbrechen, Durchfall oder Verstopfungen sind dann häufige Symptome.1

Auch interessant: Gastritis bei der Katze erkennen und behandeln

Welche Katzen sind betroffen?

An sich kann jede Katze vom Pica-Syndrom betroffen sein. Bestimmte Rassen wie etwa Burma oder Siamkatzen tendieren allerdings häufiger dazu, unter Essstörungen zu leiden. Warum, ist bisher nicht bekannt.

Ursachen

Das Pica-Syndrom ist zwar schon lange bei Katzen bekannt, dennoch sind die genauen Auslöser bis heute nicht ganz klar. Forschungen weisen aber darauf hin, dass es sowohl genetische als auch psychologische Ursachen haben kann. Zu den psychologischen Ursachen gehören etwa psychisches Unwohlsein der Katze und fehlende Sozialisierung.

Da es sich beim Pica-Syndrom um eine Verhaltensstörung handelt, spielt die Psyche der Katze oft eine entscheidende Rolle. Katzen, die an Langeweile, Stress, mangelnder Aufmerksamkeit oder Einsamkeit leiden, tendieren eher zu Verhaltensauffälligkeiten. Auch die zu frühe Trennung von der Mutter oder von Geschwistern kann dazu führen.

Doch auch Grunderkrankungen können das Pica-Syndrom bei Katzen verursachen. Manche Tiere versuchen durch das Lecken an Gegenständen oder das Kauen auf ihnen, ihre Beschwerden zu mildern. Daher ist es ratsam, betroffene Katzen auf Grunderkrankungen wie etwa Blutarmut, Leber- oder Nierenschäden beim Tierarzt untersuchen zu lassen.

Das Bedürfnis, an Dingen zu lecken, kann auch auf körperliche Mangelerscheinungen zurückzuführen sein. In diesem Fall haben die Tiere oft das Gefühl, durch das Lecken an die fehlenden Nährstoffe zu gelangen.

Oft ist eine Kombination aus verschiedenen Faktoren für das Pica-Syndrom verantwortlich. Daher ist eine gründliche Untersuchung beim Tierarzt wichtig, um etwaige körperliche Probleme der Katze auszuschließen und eine individuelle Therapie zu entwickeln.

Diagnose

Zeigt Ihre Katze Anzeichen für ein gestörtes Essverhalten, sollten Sie schnell einen Tierarzt aufsuchen. Dieser kann die Katze zunächst körperlich auf Grunderkrankungen untersuchen. Blutuntersuchungen können Aufschluss über Blutarmut und Nierenprobleme geben. Mithilfe von Kotproben kann man Verdauungsprobleme feststellen. In manchen Fällen können auch bildgebende Verfahren wie Röntgenaufnahmen oder Ultraschall helfen, Probleme im Magen-Darm-Trakt festzustellen.

Um psychischen Ursachen auf den Grund zu gehen, kann eine Verhaltensanalyse durch einen Tierarzt mit Schwerpunkt auf Verhaltensmedizin durchgeführt werden. In der Regel wird die Katze dabei in ihrer gewohnten Umgebung beobachtet und ihr Umfeld, die Interaktionen mit anderen Familienmitgliedern sowie potenzielle Stressfaktoren untersucht. Häufig suchen sich Halter auch Hilfe bei Katzenpsychologen. Dies ersetzt allerdings keinen Besuch beim Tierarzt. Wichtig ist daher, dass man zunächst körperliche Ursachen ausschließt.

Wie kann das Pica-Syndrom bei Katzen behandelt werden?

Verhaltensstörungen sind oft nicht schnell behandelt, sondern bedürfen viel Geduld und Ausdauer. Besonders schwierig ist es, wenn die genauen Ursachen nur vermutet werden können. Oft muss ein mehrdimensionaler Ansatz verfolgt werden, der medizinische und verhaltensändernde Strategien kombiniert, um das Wohlbefinden der Katze zu verbessern.

Ein erster Schritt ist es, Gegenstände, die die Katze potenziell essen könnte, zu entfernen. Im Zuge dessen kann man seiner Katze andere Möglichkeiten bieten, ihr Kaubedürfnis auszuleben, um das Kauverhalten umzuleiten. Dafür eignen sich Kauspielzeuge und härtere Kaustangen.

Um gegebenenfalls Stress und Langeweile der Katze zu reduzieren, sollte man sich regelmäßig mit ihr beschäftigen. Dazu gehören tägliche Spieleinheiten und das Bereitstellen von Beschäftigungsmöglichkeiten, um die Aufmerksamkeit der Katze von nicht essbaren Gegenständen abzulenken. Besonders interaktive Spiele oder Intelligenzspielzeug können helfen, die Katze geistig zu stimulieren. Auch positive Verstärkung kann sich positiv auf das Verhalten auswirken. Belohnen Sie sie für angemessenes Verhalten und ignorieren Sie mögliches Fehlverhalten oder, noch besser: Leiten Sie das unerwünschte Verhalten um.

Auch das Ernährungsmanagement kann eine Rolle spielen. Achten Sie darauf, dass die Ernährung Ihrer Katze alle wichtigen Nährstoffe abdeckt und keine Mängel entstehen, die das Pica-Syndrom begünstigen könnten.
In schweren Fällen, in denen verhaltensverändernde Strategien nicht ausreichend wirken, kann eine medikamentöse Behandlung durch Psychopharmaka der Katze helfen.2

Mehr zum Thema

Kann man dem Pica-Syndrom vorbeugen?

Es ist nicht möglich, einen Ausbruch des Pica-Syndroms zu verhindern. Allerdings kann das Risiko der Katze für psychische Erkrankungen durch eine artgerechte Haltung und Fütterung reduziert werden. Beschäftigen Sie sich ausreichend mit Ihrer Katze, achten Sie auf ihre Bedürfnisse und lassen Sie ihre Gesundheit regelmäßig beim Tierarzt kontrollieren.

Meine Erfahrungen mit Pica bei Katzen

„Einer meiner beiden Kater ist eine aufgeweckte und total zutrauliche und liebenswerte Handaufzucht. Er ist deshalb bereits von klein auf bei uns, weil er als kränkstes und schwächstes Glied im Wurf scheinbar vom Muttertier aussortiert und ausgesetzt wurde. Wir haben ihn im Alter von circa einer Woche bekommen und mit der Flasche aufgezogen. Tatsächlich zeigte sich dabei schon recht früh das Problem, dass er den Flaschenkopf zerkaute, sobald er die ersten winzigen Zähnchen hatte – ein Verhalten, das bis heute anhält.
 
Egal, ob Schnürsenkel, Papiertaschentücher, Holzstücke oder Glasscherben, man muss immer höllisch aufpassen, dass der inzwischen knapp dreijährige Kater nichts davon frisst. Unser Zuhause wirkt wahrscheinlich wie eine einzige große Kindersicherung, aber auf der Suche nach Sachen zum Fressen öffnet er schon auch mal einen Rucksack, Schränke und Schubladen – von Türen ganz zu schweigen. Wie gesagt, wir reden hier nicht mehr ‚nur‘ von Kabeln oder Haargummis, die er natürlich auch sehr liebt, die aber tendenziell auch für andere Katzen spannend sein können.
 
Wahrscheinlich ist der Grund für das Verhalten des Tiers die frühe Trennung von seiner Mutter und den Geschwistern, genau kann das aber natürlich niemand sagen. Hoffentlich verwächst es sich noch, denn es ist durchaus belastend, weil jede Unaufmerksamkeit sofort ‚bestraft‘ wird. Zum Glück frisst er nach wie vor auch gerne normales Katzenfutter, sodass zumindest Mangelernährung kein Problem darstellt. Trotzdem stelle ich es mir auch für den Kater selbst belastend vor, scheinbar ständig den Drang zu haben, alles in den Mund nehmen und gegebenenfalls fressen zu müssen. Und es wäre auch einfach schön, mal wieder auf einem Stuhl zu sitzen, dessen Lehne nicht angenagt ist.“

Themen Katzenverhalten

Quellen

  1. agila.de, „Das Pica-Syndrom bei Katzen“ (aufgerufen am 28.08.2024) ↩︎
  2. tierarzt-karlsruhe-durlach.de, „PICA-Syndrom bei Katzen: Umfassende Einblicke und Managementstrategien“ (aufgerufen am 28.08.2024) ↩︎

Sie haben erfolgreich Ihre Einwilligung in die Nutzung unseres Angebots mit Tracking und Cookies widerrufen. Damit entfallen alle Einwilligungen, die Sie zuvor über den (Cookie-) Einwilligungsbanner bzw. über den Privacy-Manager erteilt haben. Sie können sich jetzt erneut zwischen dem Pur-Abo und der Nutzung mit Tracking und Cookies entscheiden.

Bitte beachten Sie, dass dieser Widerruf aus technischen Gründen keine Wirksamkeit für sonstige Einwilligungen (z.B. in den Empfang von Newslettern) entfalten kann. Bitte wenden Sie sich diesbezüglich an datenschutz@axelspringer.de.