
2. Februar 2025, 8:12 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Um eine ungeplante Fortpflanzung seines Haustiers zu vermeiden, denkt man meist über eine Kastration oder Sterilisation nach. Worum genau es sich bei den unterschiedlichen Eingriffen handelt, erfahren Sie hier.
Die meisten denken bei einer Kastration an ein männliches Tier, dass sich dem Eingriff unterziehen muss. Doch dass auch Weibchen kastriert werden können, wissen die wenigsten. Doch worin genau der Unterschied zwischen Kastration und Sterilisation liegt und was bei welchem Tier am meisten Sinn ergibt, verrät PETBOOK.
Übersicht
Warum sollte ich mein Tier kastrieren oder sterilisieren?
Wer sich ein Tier anschafft, muss in den meisten Konstellationen früher oder später darüber nachdenken, ob dieses fortpflanzungsfähig bleiben soll oder nicht. Viele Kleintiere etwa können sich in Gruppenhaltung andernfalls unkontrolliert vermehren.
Auch Freigänger-Katzen sind schlecht zu kontrollieren und können so schnell für viele Katzenbabys sorgen. Hundehalter hingegen entscheiden oft nach Bedarf, ob ein Tier zeugungsfähig bleiben soll oder nicht. Zuchttiere müssen natürlich zweifelsohne fruchtbar bleiben.
Allerdings sollte jeder Tierhalter auch an die unzähligen herrenlosen Tiere in den Tierheimen und Auffangstationen denken, die kein Zuhause finden und sich fragen, ob Nachwuchs vom eigenen Haustier nicht unbedingt vermieden werden sollte.
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Unterschied zwischen Kastration und Sterilisation
Viele denken, dass die Kastration nur bei männlichen Tieren vorgenommen wird und die Sterilisation nur bei weiblichen. Die Methoden haben aber nichts mit dem Geschlecht zu tun, sondern sind einfach verschiedene Vorgehensweisen, um ein Tier zeugungsunfähig zu machen.
Grob vereinfacht bedeutet die Kastration die vollständige operative Entfernung von Eierstöcken oder Hoden. Bei der Sterilisation hingegen werden nur Eileiter und Samenleiter abgebunden, sodass keine Keimzellen mehr aus dem Hoden bzw. den Eierstöcken gelangen können. 1
Beide Eingriffe erfordern eine Vollnarkose und sind deshalb auch mit Risiken verbunden. Gleichzeitig gehören sowohl Kastration als auch Sterilisation zu den Standardeingriffen in der Tierarztpraxis und verlaufen in der Regel ohne Komplikationen.
Der Preis für Kastration und Sterilisation variiert sehr stark. Je nach Tierart und Größe können die Kosten ganz unterschiedlich ausfallen. Bei Katzen können bis zu 270 Euro anfallen, bei Hündinnen bis zu 600 Euro. Die Kastration eines Katers geht hingegen bei 30 Euro los. Krankenversicherungen für Tiere übernehmen meist einen Teil oder die gesamten Kosten.
Wann ergibt welche Methode für welches Tier am meisten Sinn?
Welche Methode besser für das Haustier geeignet ist, hängt von der Tierart und dessen Lebensumständen ab.
Katzen, wenn möglich, kastrieren lassen
Katzen, die als Freigänger gehalten werden, sollten zwingend kastriert werden. Nur so kann eine unkontrollierte Vermehrung ausgeschlossen werden. Viele Kommunen haben sogar eine Kastrationspflicht für Freigänger-Katzen erlassen. Bei reinen Wohnungskatzen ist eine Kastration also nicht zwingend notwendig. Allerdings sind unkastrierte Kater häufiger in Revierkämpfe mit gemeinsam gehaltenen Katzen verwickelt und neigen zum Markieren der Wohnung mit Urin.
Kätzinnen zeigen unkastriert weiterhin die Zeichen der Fruchtbarkeit, auch als „Rollig sein“ bekannt. Dies kann Haltern auf Dauer einiges an Nerven kosten. Denn rollige Katzen nehmen keine Rücksicht auf Tages- oder Nachtzeit und können mit ihrem Miauen sehr laut und eindringlich werden. Hier würde also auch keine Sterilisation helfen, da zwar die Zeugungsfähigkeit aufgehoben wäre, die hormonproduzierenden Organe wie Eierstock und Hoden aber weiterhin im Körper verbleiben.
Einzelfallentscheidung bei Hunden
Hunde werden inzwischen nicht mehr pauschal kastriert oder sterilisiert. Untersuchungen haben ergeben, dass eine Kastration den Stoffwechsel und das Verhalten von Hunden stark beeinträchtigen kann. So neigen viele Hunde nach der Kastration zu Fettleibigkeit, außerdem können einige Tumorerkrankungen häufiger auftreten.2
Kleintiere in Gruppenhaltung immer kastrieren
Kleintiere in Gruppenhaltung sollten hingegen immer kastriert werden. Denn gerade Nager können sich in rasanter Geschwindigkeit vervielfachen und alle paar Wochen neuen Nachkommen zeugen. Bei Meerschweinchen wird oft der sogenannte Harem als Gruppenkonzept empfohlen. Hierbei lebt ein Männchen mit mindestens zwei Weibchen zusammen. Das Männchen sollte zwingend kastriert sein, damit keine Meerschweinchen-Flut droht.

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Was man bei Kastration oder Sterilisation bedenken sollte
Ein operativer Eingriff ist immer mit Kosten und Risiken verbunden. Dennoch ist die Vermeidung unkontrollierter Vermehrung in vielen Fällen unabdingbar. Während der Fall bei Freigänger-Katzen und Kleintieren immer klar ist, sieht es bei Wohnungskatzen und Hunden oft anders aus.
Hier hilft ein Abwägen der Vor- und Nachteile, eine Beratung beim Tierarzt oder auch der Austausch mit anderen Tierhaltern. Wer testen möchte, ob sich etwa das Verhalten seines Hundes nach einer Kastration grundlegend ändert, kann dem Haustier für einige Wochen oder Monate einen sogenannten Kastrationschip einsetzen lassen. Hier wird mittels Hormonen im Chip das Verhalten nach einer Kastration simuliert.
Wie auch immer ein Tierhalter sich entscheidet: Das Thema Kastration oder Sterilisation sollte immer im Sinne des Tieres und im Einklang mit Moral und Ethik entschieden werden. Im Zweifel kann durch unkontrollierte Vermehrung viel Tierleid entstehen, denn schon jetzt gibt es in den überfüllten Tierheimen nicht mehr für jedes Tier ein Zuhause.

Meine Erfahrung mit der Kastration von Katzen
Sowohl meine erste Katze als auch mein jetziger Kater – beides Wohnungskatzen – wurden kastriert. Bei meiner Katze Ginger wurde der Eingriff durchgeführt, da sie stark unter ihrer Rolligkeit gelitten hat. Nach dem Eingriff machte sie einen deutlich entspannteren Eindruck. Auch mein Kater Archie wurde wegen seines Verhaltens und nicht wegen der Gefahr der Fortpflanzung kastriert. Nach der Kastration hörte sein Markieren in der Wohnung schlagartig auf und er machte einen ausgeglicheneren Eindruck. Beide Eingriffe wurden damals vom Tierarzt gut abgewogen und mit Rücksicht auf die Gesundheit der Tiere durchgeführt.