
26. Februar 2025, 19:49 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Die Vogelgrippe ist eine Viruserkrankung, die vor allem Geflügel befällt, aber auch auf andere Tiere und den Menschen übergehen kann. In Deutschland kommt es immer wieder zu Ausbrüchen – aktuell im Emsland, wo 11.500 Tiere getötet werden müssen. Doch nicht nur Vögel, auch Katzen können erkranken – und das mit fatalen folgen, wie jüngst Fälle aus den USA zeigen. Warum die die Gefahr auch für deutsche Hauskatzen groß ist und wie man erkennt, ob das eigene Tier Vogelgrippe hat, erklärt Tierärztin Dr. Vanessa Herder.
Die Vogelgrippe bricht überwiegend in Mastbetrieben aus. Menschen erkranken vor allem bei engem Kontakt zu infizierten Tieren. Doch die Viren können auch auf Wildvögel übergehen. Damit ist die Wahrscheinlichkeit gegeben, dass sich auch Katzen mit Vogelgrippe infizieren können. Doch aktuelle Fälle aus den USA zeigen zwei weitere – bisher unterschätzte – Infektionsquelle: rohes Fleisch und infizierte Menschen.
Zudem zeigt eine US-amerikanische Studie vom Juli 2024, dass sogar Kühe das Virus auf Katzen übertragen können. Doch was bedeutet das für unsere Katzen in Deutschland? Was passiert, wenn sich die Tiere infizieren und wie kann man Freigänger schützen? Tierärztin Dr. Vanessa Herder ist auf Zoonosen spezialisiert, also Krankheiten, die von Tieren auf den Menschen übertragen werden. Für PETBOOK erklärt sie, welche Folgen Vogelgrippe für Katzen hat und warum Tierbesitzer die Gefahr ernst nehmen sollten.
Was ist Vogelgrippe?
Die Vogelgrippe ist in erster Linie eine Erkrankung bei Vögeln, die durch sogenannte Influenza-A-Viren ausgelöst wird. Diese können unter Umständen auch Erkrankungen bei Menschen und anderen Tieren wie Katzen hervorrufen, was ebenfalls als Vogelgrippe bezeichnet wird. 1
Die Krankheit ist vor allem in Asien weitverbreitet. Doch auch in Europa kommt es immer wieder zu Ausbrüchen, meist im Winter. Seit 2022 tritt das Vogelgrippe-Virus allerdings auch im Sommer auf – zuletzt im Landkreis Rostock, wo rund 6500 Tiere getötet werden mussten, wie das Nachrichtenmagazin „NDR“ am 14. August berichtete.
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Wie infizieren sich Katzen mit der Vogelgrippe?
Katzen können sich auf verschiedene Weise mit dem Influenza-Virus H5N1 anstecken. Zum einen, indem sie mit frischen Ausscheidungen infizierter Tiere in Kontakt kommen, zum anderen, wenn sie erkrankte Vögel fressen. Daher sollten vor allem Freigängerkatzen besonders genau auf mögliche Symptome untersucht werden, rät Dr. Herder im Gespräch mit PETBOOK. „Hier ist es wichtig, dass der Halter seinen Tierarzt informiert, sollte die Katze Kontakt zu Wildvögeln gehabt haben.“
Eine bisher unterschätzte Gefahr ist die Infektion über Rohfutter. Ein Trend, der auch in der Katzenernährung verbreitet ist. In den USA starben nach Angaben der ood and Drug Administration (FDA) 13 Hauskatzen sowie eine unbekannte Zahl von Tieren in zwei Auffangstationen für Großkatzen an einer Infektion mit dem H5N1-Virus, wie unter anderem die britische Tageszeitung „The Guardian“ berichtete. Alle Tiere hatten rohes Rind oder Huhn sowie Rohmilch erhalten. 2
Kann das Virus der Katze schaden?
Kommt es zu einer Infektion mit Vogelgrippeviren, können Katzen schwer erkranken. Dabei verursacht nicht nur das Virus selbst Schäden im Körper der Katze. Auch die durch das Virus hervorgerufenen Entzündungen und Immunreaktionen schaden dem Tier.
„Die Symptome können sehr variabel sein“, sagt Dr. Vanessa Herder. „Sie reichen von milden, manchmal nicht vom Tierbesitzer bemerkbaren Symptomen, bis zu schweren Verläufen, die mit dem Tod des Tieres einhergehen.“
Symptome bei Katzen mit Vogelgrippe
Wenn sich Katzen mit Vogelgrippe-Viren infizieren, können bereits nach kurzer Zeit erste Symptome auftreten. Dazu gehören:
- Appetitlosigkeit
- Bindehautentzündung des Auges
- Abgeschlagenheit oder Teilnahmslosigkeit
„Schwere Verläufe können sich im Anfangsstadium als Fieber, Unwohlsein und insgesamt sehr unspezifisch darstellen“, ergänzt Dr. Herder. Im weiter fortgeschrittenen Stadium könne es zu Entzündungen des Gehirns und der Hirnhäute kommen. Auch Lungen- und Augenentzündungen sowie Herzmuskelentzündungen würden beschrieben. „Sollte die Katze Symptome entwickeln, sollte man sofort einen Tierarzt aufsuchen und mitteilen, falls die Katze Kontakt zu Wildvögeln hatte.“
Gefahr der Mutation
Die Gefahr durch die Vogelgrippe besteht aber nicht nur, weil Katzen schwer erkranken können. Wissenschaftler befürchten, dass die Übertragung von Vögeln auf Säugetiere weitere Mutationen des Virus auslösen und es damit auch für den Menschen gefährlicher machen könnten. 3
Dr. Herder erklärt dazu: „Bei Influenza-Viren, zu denen das Vogelgrippevirus gehört, wird zwischen zwei verschiedenen Mechanismen der Veränderung des Virusgenoms unterschieden: ‚Drift‘ und ‚Shift‘.“ Bei einem „Drift“ komme es im Genom des Virus kleinen Veränderungen über längere Zeit. Beim „Shift“ allerdings komme es oft zu großflächigen Veränderungen des Virusgenoms, bei denen ganze Gensegmente zwischen Viren ausgetauscht werden. „Hierbei entstehen neue Virusvarianten mit neuen, unbekannten Eigenschaften, wie etwa, dass das neue Virus eine andere Spezies infizieren kann“, so die Tierärztin.
Kann meine Katze mich mit Vogelgrippe anstecken?
Menschen erkranken an Vogelgrippe vor allem in Betrieben bei engem Kontakt zu infizierten Tieren. Aber was, wenn auch unsere Katze infiziert ist? Schließlich haben wir zu dem Tier regelmäßig und engen Kontakt. Trotzdem sei die Wahrscheinlichkeit, dass sich das Virus vom Haustier auf den Menschen übertrage, gering, sagt Dr. Herder.
Ausschließen kann man es jedoch nicht. So gab es einen neuen Bericht, der Vogelgrippefälle bei zwei Hauskatzen in Michigan beschreibt, deren Besitzer in der Milchindustrie arbeiten, wie das Wissenschaftsmagazin „Live Science“ berichtet. Demnach haben sich zwei „reine Hauskatzen“ aus zwei verschiedenen Haushalten in Michigan sich mit der Vogelgrippe H5N1 infiziert und seien schließlich gestorben. Die Fälle legen die Möglichkeit nahe, dass die Menschen im Haushalt der Katzen das Virus an ihre Haustiere weitergegeben haben, heißt es. Bisher fehlen aber Daten, um die Fälle zweifelsfrei zu belegen.
„Zuvor gab es Berichte über Freigängerkatzen von US-Milchfarmen, die mit dem hochpathogenen Vogelgrippevirus A (H5N1) infiziert wurden und anschließend starben“, sagte ein CDC-Sprecher in einer E-Mail gegenüber „Live Science“. „Dies ist der erste dokumentierte Fall von ausschließlich im Haus gehaltenen Hauskatzen mit H5N1 bis heute.“
Kann man Katzen gegen Vogelgrippe-Viren impfen?
Eine Impfung gegen Vogelgrippe für Katzen gibt es nicht.4 Bisher bestehen Impfstoffe für infizierte Hühner und auch für Menschen. Das Problem sei allerdings, dass die Vogelgrippeviren sehr unterschiedlich seien und auch geimpfte Tiere Viren ausscheiden können, wie Dr. Herder erklärt.

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Um die Ansteckungsgefahr zu minimieren, haben Städte in der Vergangenheit beim Fund infizierter Wildvögel Sperrzonen errichtet. Katzenhalter sollten ihre Tiere dann nicht mehr aus dem Haus lassen.
„Sollten die Katzen Freigänger sein und tote Vögel mit nach Hause bringen, bitte die Vögel niemals ohne Handschuhe, Mundschutz, Schutzbrille und Plastikschürze anfassen“, ergänzt Dr. Vanessa Herder. So müsse immer eine gründliche Reinigung erfolgen. Details zur korrekten Reinigung und Entsorgung des Vogels können beim lokalen Veterinäramt erfragt werden.
Zwar sind in Deutschland noch keine Fälle bekannt geworden, in denen Katzen durch die Gabe von rohem Fleisch gestorben sind. Wer jedoch auf Nummer sicher gehen will, sollte von einer Rohfütterung seiner Tiere absehen, sobald Ausbrüche der Vogelgrippe in Tierhaltungsbetrieben gemeldet werden. Dass Katzen keine Rohmilch bekommen sollten, versteht sich von selbst.