20. Oktober 2023, 16:56 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Eine Katze mit Wollknäuel ist wohl der Inbegriff des spielenden Kätzchens. Doch Schnüre können für Katzen zur tödlichen Gefahr werden. PETBOOK-Redakteurin und Expertin für Katzenverhalten Saskia Schneider erklärt, warum das Spielen mit Schnüren für Katzen lebensgefährlich sein kann.
Katzen lieben Schnüre und diese Liebe geht anscheinend schon lange zurück. Denn noch bevor es Katzenspielzeug gab, wurden Katzen mit Wollknäueln abgebildet. Noch heute findet man das beliebte Motiv auf Postkarten, Kleidung oder in Comics. Für viele ist es der Inbegriff des glücklich spielenden Kätzchens. Dabei sind Wollknäuel alles andere als harmlos. Sie können für Katzen schnell zur tödlichen Gefahr werden. Nicht etwa, weil sich die Tiere mit der Schnur strangulieren. Vielmehr ist eine anatomische Besonderheit der Katze der Grund, warum ihnen Schnüre schnell zum Verhängnis werden.
Warum Katzen so gern mit Schnüren spielen
Schnüre scheinen auf Katzen eine besondere Anziehungskraft auszuüben. In der Luft hin und her schwingend oder über den Boden gezogen, versetzt sie viele Katzen sofort in den Jagdmodus. Aber auch wenn die Katze allein mit der Schnur spielt und damit pfötelt, gerät diese schnell in Bewegung.
Bei Wollknäueln kommt hinzu, dass diese wie ein Ball durch die Gegend kullern und sich auch hervorragend zum Rangeln und Treten mit den Hinterpfoten eignen. Daher ist es kaum verwunderlich, dass Katzen in Zeiten, in denen es noch nicht hunderte Spielartikel extra für Haustiere gab, von Wollknäueln fasziniert waren. Schließlich bewegen sich diese auch noch beim Stricken oder Häkeln, was das Ganze noch mal attraktiver macht.
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Warum es gefährlich ist, wenn Katzen mit Schnüren spielen
Viele haben Angst, dass die Katze sich mit der Schnur strangulieren könnte. Das ist durchaus auch eine berechtigte Sorge. Denn vor allem, wenn die Schnur recht lang ist und die Katze sich beim Spielen darin verwickelt, besteht ein Risiko, dass sich das Tier beim Spielen darin verfängt, in Panik gerät und sich die Schnur fester und fester um den Hals zieht. Tatsächlich gibt es aber noch eine viel größere Gefahr, wenn die Katze mit Schnüren spielt: den Darmverschluss.
Ein Darmverschluss tritt auf, wenn der normale Fluss von Darminhalten blockiert wird. Unbehandelt kann dies zu schwerwiegenden Komplikationen, einschließlich Tod, führen. Der häufigste Grund für eine Blockade sind Fremdkörper – vor allem Zopfgummis, Gummibänder und Schnüre. Aber wie kommt es dazu, dass Katzen Schnüre fressen?
Anatomie der Katzenzunge macht Schnüre für sie gefährlich
Katzen nehmen Spielzeug gern mal in den Mund, um es zu erkunden. Schnüre mit rauer Oberfläche wie Wolle bleiben dabei an der rauen Zunge der Katze gut hängen. Diese ist besetzt mit vielen kleinen Widerhaken, die nach hinten zum Schlund der Katze gerichtet sind. Sie helfen unter anderem dabei, Haare zu schlucken, machen es Katzen aber auch unmöglich, eine Schnur, die sich einmal in Richtung Schlund bewegt, wieder auszuspucken.
So bleibt den Tieren nur noch die Möglichkeit, diese weiter abzuschlucken. Je nachdem, wie lang die Schnur ist, kann das schnell lebensbedrohlich werden. So gab es schon Fälle, in denen Katzen nahezu ganze Wollknäuel geschluckt haben. Aber auch kurze Schnüre können im Darm zu einem Verschluss führen.
Katze hat Schnur gefressen? Das ist zu tun
Beim Verdacht, dass die Katze Schnur gefressen hat, heißt es: Lieber einmal mehr zum Tierarzt, als das Leben des Tieres zu riskieren. Leider bekommt man es oft gar nicht mit, dass Katzen Fremdkörper fressen. Daher ist es wichtig, die Symptome eines Darmverschlusses zu kennen. Zu den häufigsten gehören:
- Erbrechen
- Appetitlosigkeit
- Depression
- Lethargie
Bei vollständigen Darmverschlüssen erbrechen die Tiere nahezu schwallartig und sehr häufig, bei partiellen Darmverschlüssen kommt es nur zu sporadischem Erbrechen.
Oft ist bei einem Darmverschluss eine Operation notwendig, bei der der Darm aufgeschnitten und der Fremdkörper entfernt wird. Da dieser Eingriff mit hohen Risiken verbunden sein kann, sollte man es also unbedingt im Vorfeld vermeiden, dass die Katze Schnüre verschluckt.
Vorbeugung ist der beste Schutz
Heute haben wahrscheinlich die wenigsten Leute noch Wollknäuel offen Zuhause liegen. Und auch unter den modernen Katzenspielzeugen finden sich keine einzelnen Schnüre. Sie sind höchstens Teil einer Spielangel.
Doch Katzen suchen sich ja bekanntermaßen selbst gern ihr Spielzeug. Geschenkbänder, die auch noch schön glitzern oder an denen vielleicht noch Deko wie Glöckchen hängen, ziehen Katzen magisch an. Aber auch Paketbänder oder Schnüre an Kleidungsstücken können eine Gefahr darstellen.
Daher ist es wichtig, diese Dinge unzugänglich für Katzen zu machen – vor allem, wenn jungen Katzen im Haus wohnen. Spielangeln gehören nach dem Spiel in die Schublade oder den Schrank. Aber auch Paketbänder oder Schleifen von Geschenken, die zeitweise herumliegen können, sollte man möglichst schnell entsorgen oder katzensicher verstauen.
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Quellen
- Tierarzt-karlsruhe-durlach.de, „Darmverschluss bei Katzen: Ein detaillierter Leitfaden“ (aufgerufen am 20.10.2023)
- Tierklinik-stp.at, „Darmverschluss bei Hund und Katze“ (aufgerufen am 20.10.2023)