8. August 2023, 17:32 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Viele Katzen schlafen in bestimmten Phasen mit offenen Augen. Was im ersten Moment etwas gruselig wirkt, hat jedoch in der Regel harmlose Gründe. Welche das sind und wann man doch mit dem Tier zum Arzt sollte, erklärt PETBOOK.
Wenn ich im Home-Office arbeite, will mein Kater Remo immer ganz nah bei mir sein. Das Arbeitszimmer enthält bei mir daher einen eigenen Katzenhaushalt, damit Remo dort in Ruhe mit mir „arbeiten“ kann. Er hat mittlerweile ein Arbeitszimmer-Katzenklo sowie spezielle Plätze für Wasser- und Futternäpfe. Wichtig für den „Arbeitstag“ meines Katers ist auch sein Lieblingsspielzeug, dass er morgens vor der Konferenz auf seinem Ruheplatz ablegt und manchmal auch darauf einschläft. Diese Kuscheldecke – Remos Ruheort – liegt auf meinem Schreibtisch. So kann ich ihn nachmittags gut dabei beobachten, wie er ein Nickerchen macht und mir fiel dabei auf: Oft schläft Remo zeitweise mit offenen Augen. Dem wollten wir einmal auf dem Grund gehen und erklären im folgenden Artikel, woran das liegen kann und wann es bedenklich wird.
Warum Katzen manchmal mit offenen Augen schlafen
Das Schlafverhalten von Katzen unterscheidet sich deutlich von dem der Menschen. Zum Beispiel brauchen junge, alte oder kranke Katzen bis zu 20 Stunden Schlaf am Tag. Der normale Bedarf liegt in der Regel bei 12 bis 16 Stunden. Diese Zeit braucht die Katze, um ihre Energie zu konservieren und ihre Nahrung zu verstoffwechseln.
Allerdings sind nicht alle Phasen dieses Katzenschlafes reine Tiefschlafphasen, sondern auch Zustände, in denen die Katzen träumen oder sich im Halbschlaf befinden. Ganz oft dösen die Tiere aber auch und konservieren so ihre Energie. Ein bemerkenswerter Zustand ist, dass Katzen manchmal auch mit halb geöffneten Augen oder auch nur einem offenen Auge schlafen.
Sind beide Augen noch offen, kann es sein, dass die Katze gerade erst eingeschlafen ist. Dies hängt mit den verschiedenen Schlafphasen der Tiere zusammen. Zum einen dösen sie im Leichtschlaf oder erleben eine REM-Phase, in der sie wie Menschen träumen können. Allerdings haben Wissenschaftler herausgefunden, dass Katzen noch zwei weitere Schlafphasen haben. Zum einen durchleben die Tiere zwei Arten des tieferen Schlafes, in dem die Hirnaktivität langsam und in gleichen Wellen verläuft. Beide Schlafphasen werden häufig auch als Tiefschlaf bezeichnet, obwohl die Tiere in dieser Phase relativ häufig aufgeweckt werden können. Daher existiert auch die Bezeichnung Langwellenschlaf, in dem sich häufig die Augen öffnen.
Wahrnehmung im Langwellenschlaf und Tiefschlaf mit einer Gehirnhälfte
In dem leichteren Tiefschlaf sind die Katzen meist sehr entspannt und ruhen das Gehirn aus, ohne zu träumen. In diesem Zustand öffnen sich auch die Augen. So können sie noch immer visuelle Reize der Umgebung aufnehmen und auch schnell aufwachen. Sie befinden sich jedoch gerade in einem sehr erholsamen, tiefen Schlafstadium. Dies ist in etwa vergleichbar mit dem Schlaf bei Menschen, bei dem die meiste Entspannung für das Gehirn in den ersten Tiefschlafphasen der Nacht passiert.
Hier hört der Vergleich zum Menschen aber auf, denn Katzen haben dieses Verhalten wahrscheinlich im Laufe der Evolution im Umgang mit Fressfeinden und Beute entwickelt. So können Sie zwar direkt ihr Gehirn entspannen, aber auch noch immer blitzschnell reagieren. Dies hat sogar zu der Annahme geführt, dass Katzen gar nicht wirklich schlafen, sondern nur so tun als ob, um unerwartet zuschlagen zu können. Die Wissenschaft konnte jedoch anhand von EEG-Tests nachweisen, dass die Tiere tatsächlich fest schlafen und sich mental erholen.
Auch in der tieferen Form des Langsamwellenschlafes kann es vorkommen, dass Katzen ein Auge öffnen. Dies geschieht, wenn die Tiere nicht mit beiden Gehirnhälften gleichzeitig im Tiefschlaf sind. Das Phänomen dahinter nennt sich einseitiger Langsamwellenschlaf oder Hemisphärenschlaf. Dieser kommt bei vielen Tieren und auch bei Menschen vor. Bei diesem einseitigen Schlaf entspannen die Gehirnhälften nacheinander und das entsprechende Auge ist geschlossen, während das andere offen bleiben kann.
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Wie hält die Katze ihr Auge feucht, wenn es im Schlaf offen bleibt?
Außer, dass es etwas gruselig aussieht, wenn die Katze einen im Schlaf im Blick behält, macht man sich als Halter auch darüber Gedanken, ob es gesund ist, wenn die Katze mit offenen Augen schläft. Dies ist in der Regel aber unbedenklich, denn Katzen müssen auch nicht wie wir blinzeln, um das Auge feucht zu halten. Dies übernimmt das dritte Augenlid, auch Nickhaut genannt.
Diese dünne, transparente Membran befindet sich an der Ecke des Katzenauges, das zur Nase hinzeigt. Dieses Extra-Lid dient nicht nur der Befeuchtung des Auges, sondern auch zu dessen Schutz. Durch die Nickhaut wird der Tränenfilm auf dem Korpus des Auges aufrechterhalten und hilft somit auch, wenn Fremdkörper wie Haare, Staub oder Katzenstreu hineingeraten. Auch im Schlaf übernimmt das dritte Augenlid diese Funktion.
Wann es bedenklich ist, wenn Katzen mit offenen Augen schlafen
Es ist also meist vollkommen normal, wenn eine Katze während der verschiedenen Schlafphasen leicht die Augen öffnet. Wenn sich jedoch plötzliche Veränderungen im Schlafverhaltens zeigt, können geöffnete Augen auch ein Warnzeichen sein. Vor allem bei Augenentzündungen und vermehrtem Tränenfluss, aber auch bei neurologischen Problemen bleiben die Augen von Katzen im Schlaf häufiger offen. Insbesondere Rötungen und Schwellungen am Auge werden dann sichtbar. Putzt die Katze sie zudem überdurchschnittlich oft, kann dies ebenfalls auf ein Problem hindeuten.
Weitere Anzeichen für Krankheiten von Katzen, die plötzlich viel mit offenen Augen schlafen, sind:
- Verlust von Appetit
- Wesensveränderungen, wie zum Beispiel Reizbarkeit oder Apathie
- Auffällige Müdigkeit oder Schwäche, wenn die Katze wach ist
- Verändertes Trinkverhalten oder vermehrtes Wasserlassen
- sowie Veränderungen im Fell, wie Haarausfall oder ein plötzlich struppiges Fell
Bemerkt man diese Anzeichen, ist es ratsam, das Tier bei einem Arzt vorzustellen, denn sie könnten auf schwerwiegende Krankheiten hindeuten.
Mögliche Gründe und Krankheiten
Die Symptome können auf verschiedenes zurückzuführen sein. Unter anderem auf eine Veränderung der Nickhaut oder eine Bindehautentzündung. Aber auch funktionelle Störungen der Iris, der Pupille oder der Hornhaut und Linse können vorliegen. Zudem könnten erste Anzeichen von Grauen sowie Grünen Star vorliegen, wenn das Auge der Katze beim Schlafen häufiger offen bleibt als gewohnt. Eine veränderte Nickhaut oder Veränderungen der Haut um die Augen kann bei Katzen aber auch ein Anzeichen für Leishmaniose und Katzenschnupfen sein. Aber auch andere schwerwiegende Erkrankungen wie Diabetes und FeLV zeigen sich sichtbar an der Augenpartie.
In diesen Fällen kann man nicht davon ausgehen, dass Katzen ihre Augen, selbst wenn sie beim Schlafen offen sind, von selbst gut versorgen können. Zudem gibt es auch Situationen, bei denen die Nickhaut ihre Funktion nicht erfüllen kann. Mein Kater Remo ist sehr ängstlich, wenn es zum Tierarzt geht. Spätestens, wenn ihm Blut abgenommen wird, muss er sediert werden. In diesem Zustand bleibt das Auge im schlafähnlichen Modus ebenfalls offen, aber die Funktionsweise ist eingeschränkt. Er kann es also nicht selbst reinigen und braucht Unterstützung durch Augentropfen.
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Quellen
- Ursin, R. (1968). Relation between deep slow wave sleep and REM-sleep in cats: A short term cycle study. Psychophysiology.
- Chauvette, S., Crochet, S., Volgushev, M., & Timofeev, I. (2011). Properties of slow oscillation during slow-wave sleep and anesthesia in cats. Journal of Neuroscience, 31(42), 14998-15008.