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Erfahrungsbericht

Das zeichnet einen guten Katzensitter aus

Louisa Stoeffler
Redakteurin

31. Mai 2024, 12:06 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten

Wer in den Urlaub fährt, will die Seele baumeln lassen, den Alltagsstress vergessen. Aber was ist, wenn man die Katzen zu Hause lassen musste? PETBOOK-Redakteurin und Katzensitterin Louisa Stoeffler erklärt, woran man einen guten Dienstleister erkennt und berichtet über ihre Erfahrung, worauf sie selbst bei der Betreuung fremder Katzen achtet.

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„Die Gerda* ist ganz lieb und ruhig, wenn sie genug Futter bekommt“, sagte mir eine Katzenbesitzerin, auf deren Tier ich drei Wochen als Katzensitter aufpassen sollte. Ich nickte und hockte mich vor dem Tier hin, wollte es an meiner Hand schnüffeln lassen, damit wir uns kennenlernten. Die stark übergewichtige Katze kam zunächst näher und schnupperte, dann verengte sie die Augen, fauchte und verschwand hinter ihrem Kratzbaum, ohne mich eines weiteren Blickes zu würdigen. Eindeutig kein Interesse.

„Oh, das wird schon, wenn wir erst weg sind“, versicherte mir die Besitzerin. „Ansonsten muss ich sie wohl wieder in die Tierpension bringen.“ Ich schluckte, denn ich wusste zu diesem Zeitpunkt bereits, dass die Katze aus dem Tierschutz und schlechter Haltung stammte. In dieser Situation wäre es somit das schlimmste, sie aus ihrer mittlerweile vertrauten Umgebung zu reißen. „Alles gut“, nickte ich der Besitzerin zu, „wir werden schon klarkommen“.

Zwischen Katzensitter und Tier entsteht eine Bindung

Gerda und ich kamen tatsächlich klar: Nach einer Woche fauchen und Abstand halten begann sie, gegen meine Beine zu schlenzen, während ich ihre Toilette reinigte und ihr Essen zubereitete. Ich respektierte ihre Grenzen, machte ihr aber auch klar, dass ich nur für sie und ihre Bedürfnisse da war und mich durch Fauchen nicht vertreiben ließ. Das konnte sie akzeptieren und taute mir gegenüber nach und nach auf und nutzte jede Gelegenheit zur Interaktion mit mir.

Nach der Rückkehr fragte mich die Halterin ganz verdutzt, weshalb ihre Katze so verändert und entspannt sei. Anschließend fragte sie mich nach Haltungstipps für Katzen mit schwerer Vergangenheit. Ich gab ihr gern einige. Gerda ist heute nicht mehr übergewichtig und faucht nicht mehr, wenn ich durch die Tür komme. Ich habe noch viele weitere Male gern auf sie aufgepasst.

*Name von der Redaktion geändert

Erfahrungen einer Betreuerin: So wird man ein guter Katzensitter

Ich arbeite seit Jahren als Katzensitterin und habe schon die unterschiedlichsten Charaktere erlebt. Viele Katzen verhalten sich ganz anders als beim ersten Kennenlernen, sobald die Besitzer im Urlaub sind. Einige sind ängstlich und verstecken sich. Andere möchten am liebsten die ganze Zeit auf dem Schoß sitzen und gekrault werden, weil ihnen die Aufmerksamkeit der Halter fehlt.

Der erste Besuch, nachdem die Besitzer in den Urlaub gefahren sind, ist immer der entscheidendste. Ein erfahrener Katzensitter weiß das und geht auf die Bedürfnisse des Tieres ein. Zuerst lässt man sich ausgiebig beschnuppern. Man lässt das Tier aber auch in Ruhe, wenn es das möchte. Sobald die Katzen wissen, dass ich da bin, um sie zu versorgen und um sauberzumachen, entspannen sie sich meist sehr schnell. Ich spreche auch mit mir selbst, während ich die vertrauten Handgriffe ausführe. Vielleicht mag das albern klingen, aber es hilft den Katzen, die an menschliche Geräusche und Stimmen gewöhnt sind, diese auch zu hören, wenn ihre Halter gerade nicht da sind.

Ich persönlich bin der Meinung, dass ein Katzensitting in gewohnter Umgebung vielen anderen Betreuungsoptionen vorzuziehen ist, allerdings gibt es natürlich noch weitere Möglichkeiten. Mehr darüber lesen Sie in diesem Artikel: Wer kümmert sich um meine Katze, wenn ich im Urlaub bin?

Von vornherein alle Fragen klären

Das Schöne am Katzensitting zu Hause ist jedoch, dass die Tiere ihr gewohntes Revier nicht verlassen. Außerdem schuldet man am Ende keinem Verwandten einen Gefallen und das Tier ist von jemandem versorgt, der sich gut mit der Betreuung auskennt und dies auch mit Leidenschaft tut.

Allerdings brauche ich jedoch auch klare Anweisungen, welche die Pflege der Tiere betreffen. Am liebsten habe ich es, wenn Halter mir einen Zettel mit allen wichtigen Infos hinterlegen. Auch kläre ich immer im Vorfeld ab, ob kleine Tätigkeiten, wie Blumen gießen oder Post holen ebenfalls zu meinen Aufgaben zählen. Ich mache sie gern, möchte darüber aber vorab Bescheid wissen. So vermeidet man beiderseitige Missverständnisse, um am Ende des Besuches keine Nachrichten wegen der verdorrten Orchidee zu erhalten, die im geschlossenen Schlafzimmer stand. Denn auch solche Absprache ist wichtig: Welche Räume sollen den Tieren zugänglich sein, welche nicht? Sind sie tabu, öffne ich sie während meiner Betreuung der Katze auch nicht.

Es gibt viele weitere Dinge, die ich auch am liebsten vorab gründlich erläutert haben möchte. Zudem muss ich für den Notfall vorbereitet sein. Eine Vollmacht für den Tierarzt ist ratsam, wenn Wehwehchen oder chronische Krankheiten bei dem Tier bekannt sind. Einige Fakten klopfe ich daher vor jeder Buchung ab und rate auch Haltern, diese Punkte für eine entspannte Betreuung mit Sittern abzuklären.

Checkliste einer Katzensitterin:

  • Stimmt die Chemie zwischen Sitter und den Tieren?
  • Kann man die Katze beim Vorbesuch anfassen oder ist sie zumindest an einer Interaktion interessiert?
  • Wird genügend Katzenfutter und Streu vorhanden sein?
  • Weiß der Sitter, wo Leckerli, Bürsten und Spielzeug sind?
  • Ist die Entsorgung der Katzenstreu klar und weiß man, wo Putzutensilien und Müllplatz sind?
  • Wie oft am Tag soll ein Besuch stattfinden?
  • Weiß der Sitter, ob die Katze Medikamente braucht und hat Informationen über den behandelnden Tierarzt?
  • Sind Notfallnummern und Kontakte hinterlegt?
  • Haben die Katzen Freigang und wann war die letzte Entwurmung?
  • Wann findet die Schlüsselübergabe statt und wie kommt er zum Katzenbesitzer zurück?
  • Beliebte Verstecke und spezielle Eigenarten/Rituale der Tiere

Auch interessant: Expertin verrät wichtige Tipps rund um das Katzenklo

Freigang während des Urlaubs?

Freigang während der Betreuung ist tendenziell immer ein Drahtseilakt für Katzensitter. Man möchte dem Tier nicht die Routine nehmen, aber man hat doch ein komisches Bauchgefühl, wenn ein Freigänger nach dem Spaziergang nicht da ist, wenn man wieder geht. Man will natürlich auch nicht Terassen- oder Haustür offen stehen lassen, weil die Pflegekatze noch nicht wieder Zuhause ist. Eine Katzenklappe, durch die der Freigänger selbst wieder hereinkommen kann, ist daher ratsam.

Sollte das Tier jedoch mehrere Tage hintereinander nicht auftauchen und das bereitgestellte Futter im Napf antrocknen, werde ich auch Tiersammelstellen und Tierheime in der Nähe kontaktieren. Daher freue ich mich immer, wenn Halter daran denken, mir Tasso-Informationen, hilfreiche Nummern oder Chip-Informationen ihrer Tiere dazulassen. Gerade, wenn man nicht weiß, wie erfahren der Katzensitter ist, ist es auch für Halter eine Versicherung und für den Sitter hilfreich, diese Notfallnummern vorab auszudrucken, damit man im Ernstfall nicht panisch das Internet durchsuchen muss.

Was tut ein guter Katzensitter, wenn die Katze traurig ist? Anrufen!

Wenn es dem Tier schlecht geht, erkennt dies ein erfahrener Katzensitter. Dann kann es hilfreich sein, wenn man miteinander telefoniert. Dabei sollte der Lautsprecher an sein, damit das Tier die Stimme der Halter hört und sich wieder entspannt. Ist der Empfang jedoch schlecht, kann es sein, dass dies nichts bringt und das Tier nicht die erhoffte Erleichterung durch eine bekannte Stimme verspürt. Dann kommt wieder der Trick des lauten Selbstgespräches zum Einsatz, während man auf die Tiere aufpasst.

Was den Tieren auch immer hilft, sind zurückgelassene, getragene Kleidungsstücke. Diese sollten Halter auf den Lieblingsschlafplätzen ihrer Katze verteilen, damit sie den vertrauten Geruch um sich haben, wenn sie es wollen. Gern halte ich mich auch an Rituale, welche Halter und Katze etabliert haben. So war es etwa eine Katze gewohnt, dass man ihr das Wasser in der Badewanne nach dem Abendessen zum Trinken aufdreht. Ich tat es gern und schickte dem Halter Videos davon, wie sehr die Katze ihr Ritual genoss.

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„Nimmst du auch Katzen mit zu dir?“

Zieht die Katze zum Katzensitter um, verhält sich die Sache anders. Das Tier benötigt eine Eingewöhnung. Außerdem ist es möglich, dass es bei dem Katzensitter auch auf andere Tiere trifft, auf die gerade aufgepasst wird. Da Katzen sehr territorial sind und sich in der Regel nicht ohne eine Phase der Eingewöhnung mit fremden Artgenossen verstehen, kann dies zu Problemen führen. Sind Möbel und Einrichtungen für Katzen vorhanden, muss das Tier diese auch benutzen. Gerade in einer fremden Umgebung und wenn das Katzenklo nach anderen Tieren riecht, ist dies keine Selbstverständlichkeit.

Ich persönlich nehme bei mir Zuhause keine Pflegekatzen auf. Mein Kater Remo stammt aus dem Tierschutz und lebt nun seit 5 Jahren bei mir als Einzelkater. Er wurde mir vermittelt, mit der Bemerkung er würde lieber allein leben und sei unverträglich mit anderen Katzen, insbesondere Katern.

Als Katzenbesitzer kennt man die Gegebenheiten vor Ort des Katzensitters nicht und reißt die Tiere völlig aus ihrer Routine, wenn sie ihr angestammtes Zuhause verlassen müssen. Da hilft es meist auch nichts, dass sie dann nicht allein sein müssen.

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