14. Dezember 2023, 18:11 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Katzen sind freiheitsliebende Tiere, die auch in Haustierhaltung ihren Jagdtrieb ausleben wollen. Welche gravierenden Folgen dies jedoch für viele Arten und Ökosysteme hat, hat nun eine Studie herausgefunden, die sich mit der Ernährungsweise von Freigänger-Katzen beschäftigt hat.
Freigänger-Katzen nutzen ihre Streifzüge, um sich selbst Nahrung zu erjagen und sich artgerecht zu beschäftigen. Allerdings ist diese dem Verhalten der Tiere angepasste Haltungsform nur die eine Seite der Medaille. Denn nicht immer bleibt es bei der Jagd auf Maus oder Hase, die sich schnell vermehren und deren Bestände nicht bedroht sind. Eine groß angelegte Studie untersuchte nun Daten zu diesem Thema und kommt zu erschreckenden Ergebnissen darüber, wie sehr Freigänger-Katzen geschützte Arten und Ökosysteme tatsächlich weltweit gefährden.
Freigänger-Katzen erbeuten mindestens 347 bedrohte Arten
Forscher rund um Christopher Lepczyk, Professor für Wildtier-Biologie und -Konservation von der Auburn University im US-amerikanischen Bundesstaat Alabama, haben herausgefunden, dass Katzen ein viel größeres Problem für Ökosysteme darstellen, als bisher angenommen. Und das in einem globalen Ausmaß.
Dabei untersuchten die Wissenschaftler 533 Studien, die sich während der letzten 150 Jahre mit der Ernährung von wildlebenden Katzen und Tieren mit Freigang beschäftigten. Dabei stießen sie nicht nur auf Nahrungsreste von Spatz und Maus, sondern auf ganze 2084 verschiedene Arten, die ihren Weg in und aus dem Verdauungssystem von Katzen als Beuteüberreste oder verstoffwechselten Kot fanden.
Darunter waren 981 Vogelarten, 463 Reptilienarten und 431 verschiedene Arten von Säugetieren. Diese stellten etwa 90 Prozent der Nahrung von frei jagenden Katzen dar. Insekten und Amphibien waren jeweils mit 119 sowie 57 Arten vertreten.
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Katzen auf der ganzen Welt „invasive Fleischfresser“
Die „weltweit verbreiteten invasiven Fleischfresser“ als die Freigänger-Katzen in der Studie bezeichnet werden, beeinträchtigten demnach die Vielfalt der Arten auf allen Kontinenten erheblich. 347 der von Katzen gefressenen Arten hatten eine Bedeutung für den Naturschutz, stehen auf der Roten Liste oder sind sogar ausgestorben. Das entspricht einem Anteil von 16,6 Prozent der erjagten Beute.
Besonders auf Inseln mit isolierten Populationen sei diese Lage bedenklich und teilweise dreimal so hoch wie auf größeren Kontinenten. Außerdem halten sich Katzen nicht ausschließlich an Beute, die kleiner als sie ist. 97 Prozent der Freigänger-Beute wiege weniger als 5 Kilogramm, der Rest stamme jedoch auch von schwereren und größeren Arten. So konnten die Studien auch Überreste der 133 Kilogramm schweren Grünen Meeresschildkröte und 760 Kilogramm schweren Hausrindern aufzeichnen.
Problem könnte sogar noch größer sein
Lepczyk und Kollegen gaben an, dass das Problem mit wildernden Katzen jedoch sogar noch größer sein könnte, als ihre Daten bisher ergaben. Denn es sei im Gegensatz zu eindeutigen Beweisen wie Federn oder Knochen schwierig, Überreste von Insekten, Reptilien und Spinnentieren im Verdauungstrakt einer Katze zu entdecken. Dort gehen die Wissenschaftler von einer hohen Dunkelziffer aus.
Zudem waren einige Gebiete der Erde in der Untersuchung unterrepräsentiert oder zeigten nur sehr wenige Daten auf. Belastbare Zahlen seien zum Beispiel für Regionen in Südamerika, Afrika und Asien teilweise nicht zu erheben gewesen. Also gerade in solchen Gebieten wie den Tropen oder unzureichend untersuchten Orten mit hoher Biodiversität, an denen jagende Katzen großen Schaden anrichten könnten.
Mit ihrer Untersuchung konnten die Forscher beweisen, dass Katzen viel mehr Spezies als Nahrung nutzen als bisher angenommen und im Wesentlichen jede Art von Tier fressen, derer sie habhaft werden könnten. Sie hoffen jedoch, mit dieser Untersuchung mehr Aufmerksamkeit dafür zu schaffen, was freilebende Katzen in der Umwelt anrichten können. Diese Information sei wichtig, wenn es um den Schutz und das Management von Lebensraum, aber auch um politische Entscheidungen ginge.
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Quelle
- Lepczyk, C.A., Fantle-Lepczyk, J.E., Dunham, K.D. et al. A global synthesis and assessment of free-ranging domestic cat diet. Nat Commun 14, 7809 (2023).