28. Mai 2024, 14:34 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten
Fährt man länger in den Urlaub, können Pension oder Katzensitter schnell teuer werden. Viele greifen dann auf Familie oder Freunde zurück, bei denen die Katze unterkommt. Aber ist das auch gut für das Tier? PETBOOK-Redakteurin und Expertin für Katzenverhalten erklärt, was es dabei zu beachten gibt.
Katzen können in der Regel gut alleine bleiben oder zumindest besser als Hunde. Der Grund dafür ist, dass für Katzen das eigene Revier eine entscheidende Rolle dabei spielt, ob sich die Tiere sicher und geborgen fühlen. Hier liegt aber auch ein Problem, denn während man Hunde in der Regel gut in Pensionen oder bei anderen Leuten unterbringen kann, ist das für Katzen der pure Stress. Aber was, wenn man mal drei Wochen oder länger weg ist? Hier werden Pensionen oder Katzensitter schnell kostspielig. Besser ist es dann, die Katze im Urlaub zu Familie oder Freunden zu geben. Das klappt allerdings nur gut, wenn man vorher einiges beachtet.
Katze möglichst früh an andere Menschen und Wohnungen gewöhnen
Weiß man schon vorher, dass die Katze irgendwann auch mal bei Freunden oder Familie bleiben soll, sollte sie die Personen, die später auf die Katze aufpassen, so früh wie möglich kennenlernen. Am besten funktioniert das mit sehr jungen Kätzchen, deren Prägungsphase noch nicht abgeschlossen ist. So ist es in dieser Zeit sogar möglich, das Kätzchen einfach in die Wohnung von Freunden oder Familie mitzunehmen. So lernt das Tier, dass es neben dem eigenen Heim noch viele andere gibt und hat später weniger Stress bei einem Revierwechsel.
Allerdings endet die Prägungsphase bei Katzen bereits mit der zwölften Lebenswoche. Zwar kann man dem Kätzchen auch danach noch ohne Probleme viele neue Eindrücke vermitteln, doch die wenigsten Katzenhalter haben oder nutzen diese Gelegenheit.
Daher sollte bei älteren Katzen der erste Schritt darin bestehen, diese an andere Menschen zu gewöhnen. Am besten, kommen Eltern oder beste Freundin einfach öfter zu Besuch. Dann kann man schon einmal schauen, wie Mensch und Tier miteinander harmonieren.
Positive Verknüpfungen schaffen
Manche Katzen sind recht scheu, wenn Besuch kommt und verstecken sich zunächst. Hier ist wichtig, dass Freunde oder Familie, die die Katze kennenlernen soll, nicht gleich versuchen, das Tier hervorzulocken oder auf es zugehen. Das könnte die Katze als Bedrohung empfinden.
Besser ist, man wartet, bis die Katze selbst herauskommt. Dann sollte sie die Erfahrung machen: Wenn diese Personen in der Nähe sind, passiert immer etwas Tolles. Das müssen nicht immer nur Leckereien sein. Vor allem ein gemeinsames Spiel kann dabei helfen, eine Beziehung aufzubauen. Denn hier können beide spielerisch die Bewegungen des anderen lernen und so Vertrauen aufbauen.
Sitting im eigenen Haus üben
Bevor man die Katze im Urlaub zu Familie oder Freunden bringt, sollte man erst einmal schauen, ob dies im eigenen Haus oder der eigenen Wohnung klappt. Dafür sollte man ein Probe-Sitten vereinbaren. Das kann für einen Abend oder einen Tag sein. Beim Probe-Sitten geht es darum zu schauen:
- Wie verhält sich die Katze?
- Frisst sie in Anwesenheit der Freunde oder des Familienmitglieds?
- Lässt sie sich auf ein Spiel ein?
Sollte die Katze sich zurückziehen, bitte nicht gleich aufgeben. Katzen mögen in der Regel keine Veränderungen und brauchen Zeit, um sich an neue Dinge zu gewöhnen. Hier helfen viele kleine Wiederholungen.
Vor dem Urlaub Eingewöhnung mit Katze bei Familie machen
Klappt das Katzensitting gut, geht es in die nächste Runde. Wie bei Kindern in der Kita sollte man auch mit der Katze im neuen Zuhause auf Zeit eine Eingewöhnung machen. Am besten funktioniert das zusammen mit ihren Menschen. Denken Sie daran: Katzen tun sich schwer mit Veränderungen, daher sollte man nicht zu viele Komponenten auf einmal ändern.
Da die Tiere Zeit brauchen, um sich an die neue Situation zu gewöhnen, sollte man für die Eingewöhnung mindestens zwei bis drei Tage einplanen. Kurze Besuche für ein paar Studen bringen hier in der Regel nichts. Denn manchmal kann es Stunden oder sogar Tage dauern, bis sich die Katze in der neuen Wohnung aus ihrem Versteck traut, um die Umgebung zu erkunden.
Am besten richtet man dem Tier hierfür ein sogenanntes „Kernrevier“ ein. Das kann ein Zimmer sein, indem die Katze alles hat, was sie braucht, wo sie sich sicher fühlt und Ruhe hat. Von dort kann sie dann den Rest der Wohnung oder des Hauses erkunden.
Das braucht die Katze im neuen Zuhause auf Zeit
In der Regel fehlen bei Freunden und Familie, bei der die Katze während des Urlaubs bleiben soll, Dinge wie Kratzmöglichkeiten oder Verstecke. Damit das Tier diese nicht selbst wählt und bei den Pflegeeltern für Unmut sorgt, sollte im neuen Revier alles wichtige Vorhanden sein. Dazu gehören:
- Kratzbaum und andere Kratzmöglichkeiten (je mehr, desto besser)
- Ausreichend Futter
- Schlafplätze und Versteckmöglichkeiten
- Rückzugsorte bzw. Zimmer, in denen die Katze ungestört sein kann (wichtig, wenn Kinder im Haushalt wohnen)
- Katzentoiletten
Dabei sollte man auf einen Mix aus neuen und bekannten Dingen setzen. Vor allem Schlafplätze sollten gewohnte Gerüche enthalten. Dafür eignet sich etwa die Transportbox, denn die braucht man ohnehin. Auch die Toilette sollte die eigene sein oder zumindest ein Teil benutzter Streu aus dem gewohnten Katzenklo enthalten. Kratzbretter oder Spielzeug können hingegen auch neu und so besonders spannend sein.
Zeitplan für die Eingewöhnung
Für eine erfolgreiche Eingewöhnung ist es wichtig, in kleinen Schritten voranzugehen. Hier ein Vorschlag, wie es klappen kann:
- Übernachtung gemeinsam mit der Katze für ein bis zwei Tage im neuen Zuhause auf Zeit. Am zweiten Tag für mehrere Stunden die Wohnung verlassen und das Tier mit Freunden oder Familie allein lassen.
- Beim zweiten Besuche die Katze am besten vormittags vorbeibringen und mit ihr den Tag bis abends verbringen, dann nach Hause fahren, sodass das Tier über Nacht bleibt. Am nächsten (oder übernächsten Tag) wieder abholen.
- Bei den nächsten Besuchen die Zeit zwischen Bringen und Abholen ausdehnen.
Wie schnell man von der ersten in die zweite oder dritte Phase wechselt, hängt von der Katze ab. Der nächste Schritt sollte immer erst dann erfolgen, wenn die Katze die Zeit möglichst stressfrei übersteht, also frisst, spielt und die Umgebung erkundet.
Zwischen den drei Phasen sollte genügend Zeit (mindestens eine Woche) liegen, damit der Stress für die Katze nicht zu hoch ist. Idealerweise beginnt man mehrere Monate vor dem geplanten Urlaub damit, die Katze bei Freunden oder Familie einzugewöhnen.
Rituale beibehalten
Wichtig ist, dass Rituale wie Fress- oder Spielzeiten möglichst auch im neuen Zuhause beibehalten werden – zumindest anfangs. Denn oft entwickeln die Tiere in der neuen Umgebung mit ihren neuen Menschen eigene Rituale – und das ist gut!
Auch Regeln sollte man vorher mit Freunden oder Familie absprechen. Darf die Katze zu Hause aufs Sofa oder den Tisch, sollte sie das im neuen Haus auch dürfen.
Was, wenn andere Katzen im Haushalt leben?
Leben andere Katzen im Haushalt, macht dies die ganze Sache um einiges aufwendiger. Vor allem, wenn sich beide Tiere nicht kennen. Hier gibt es zwei Möglichkeiten:
- Man macht eine Vergesellschaftung: Dabei versucht man, beide Tiere Stück für Stück miteinander vertraut zu machen. Dies kann aber mehrere Wochen bis Monate in Anspruch nehmen und hat keine Garantie auf Erfolg. Mehr dazu erfahren Sie in diesem PETBOOK-Artikel: Katzen vergesellschaften – mit diesen Tipps klappt’s
- Man trennt die Katzen konsequent: Hierbei ist wichtig, dass beide Tiere ausreichend Platz und Zugang zu wichtigen Ressourcen wie Futter, Toiletten, Kratz- und Schlafmöglichkeiten und natürlich auch zu den Menschen haben.
Wichtig: Auch wenn die Vergesellschaftung der Katzen einmal funktioniert hat, bedeutet dies nicht, dass es im nächsten Jahr wieder klappt. Anfangs sollte man daher immer eine Mini-Vergesellschaftung machen oder die Tiere zumindest die erste Stunden trennen, damit die neue Katze Zeit hat, im Revier anzukommen.
Freigang – ja oder nein?
Ist die eigene Katze Freigänger, sollte man die ganze Sache noch mal gründlich überdenken. Denn man reißt die Katze nicht nur aus ihrem gewohntem Kernrevier (das Haus oder die Wohnung). Man nimmt ihr auch den Zugang zum Streifgebiet.
Ist die Katze gewohnt, viel Zeit draußen zu verbringen, kann es sein, dass eine reine Wohnungshaltung zu Verhaltensauffälligkeiten führt wie Unsauberkeit, Aggression oder gar Depression.
Freigang im neuen Zuhause ist ebenfalls keine gute Option, denn die Katze kennt weder die Umgebung noch andere Katzen, die dort Reviere innehalten könnten. Die Gefahr, von einem Auto erfasst zu werden oder in einen Kampf mit anderen Katzen zu geraten, ist dann relativ hoch. Ein gesicherter Balkon oder Garten sind dagegen kein Problem und können auch für Katzen, die sonst reine Wohnungshaltung gewohnt sind, eine Bereicherung darstellen.
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Klingt alles ganz schön aufwendig …
Die Katze im Urlaub zu Familie oder Freunden zu bringen mag kostengünstiger sein als einen Sitter zu arrangieren. Allerdings ist es mit viel Aufwand verbunden. Doch gerade für anhängliche und menschenbezogene Katzen lohnt sich die Mühe. Denn diese leiden meist sehr darunter, lange alleine zu sein, während andere Katzen kein Problem damit haben und es wahrscheinlich bevorzugen, im eigenen Revier zu bleiben.
Wichtig ist immer, dass die Tiere anfangs Zeit bekommen, im neuen Revier anzukommen. Auch, wenn die Katze schon zum zehnten Mal den Urlaub bei Familie oder Freunden verbringt.