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Tierschutzrelevante Züchtungen

Warum man keine Bengal- oder Savannah-Katze kaufen sollte

Bengalkatze spielt auf der Fensterbank
Bengalkatzen gingen aus der Kreuzung einer wilden asiatischen Leopardkatze und einer Hauskatze hervor Foto: Getty Images
Porträtbild Mareike Schmidt
Werkstudentin

29. Februar 2024, 6:24 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Bengal- und Savannah-Katzen sind aufgrund ihres exotischen Aussehens beliebt. Die bewegungsfreudigen Tiere sehen aus wie kleine Raubkatzen und gelten als freundliche, aufgeschlossene Gefährten, die aber hohe Ansprüche an ihre Halter haben. Wieso ihre Haltung aber keine gute Idee ist, verrät PETBOOK.

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Welcher Katzenliebhaber hätte nicht gerne einen kleinen Leoparden im hauseigenen Wohnzimmer? Mit einer Bengal- oder einer Savannah-Katze könnte man sich diesen Wunsch erfüllen. Doch Tierschützer raten von der Haltung dieser beiden Katzenrassen ab. Aus gutem Grund.

Was sind Bengal- oder Savannah-Katzen?

Die Bengalkatze entstand durch die Kreuzung einer schwarzen Hauskatze und einer asiatischen Leopardkatze – einer Wildkatzenart. Die Leopardkatze hat zwar nichts mit dem Leoparden an sich zu tun, trotzdem ist die Kleinkatze durch und durch Wildtier.

Die Savannah-Katze ist ursprünglich unbeabsichtigt aus der Kreuzung einer einheimischen Katzenrasse und der Raubtierkatzenart Serval entstanden. Eine Züchterin lieh sich einen männlichen Deckkater für ihre weiblichen Servals aus. Dieser verpaarte sich allerdings mit ihrer Siamkatze, die im selben Gehege gehalten wurde. Eine neue Rasse entstand und wurde daraufhin auch weiter bewusst gezüchtet.

Bei beiden Rassen steht im Fokus, Tiere zu züchten, die die äußerlichen exotischen Merkmale der Wildkatzen mit den charakterlichen Eigenschaften und dem Verhalten der Hauskatze vereinen.

Erst die 5. Generation der Zucht darf als Haustier gehalten werden

Wenn eine asiatische Leopardkatze oder ein Serval mit einer Hauskatze gekreuzt wird, wird die erste Generation als F1 (filial 1 generation) bezeichnet. Kreuzt man dann die weiblichen Tiere der F1 dann mit einer Hauskatze – denn die männlichen Hybride sind in dieser Generation steril –, bezeichnet man den daraus entstehenden Nachwuchs als F2. Der Nachwuchs, der aus der Kreuzung der F2 und einer Hauskatze hervorgeht, ist die Generation F3 und so weiter. In den ersten vier Generationen (F1-F4) spricht man noch von Hybriden, die rechtlich als Wildtiere gelten. Erst ab der fünften Generation gelten die Katzen als Haustierrasse.

Gefährliche Zucht: Hohes Risiko für Muttertiere und viele Früh- und Totgeburten

Für die Zucht der ersten Generationen werden domestizierte Hauskatzen als Mütter eingesetzt, da die Züchter so die Geburt und die Aufzucht der Kitten besser kontrollieren können. Die Verpaarung – insbesondere bei Servalen – kann für die körperlich deutlich kleinere Katze verheerende Folgen haben. Zunächst ist der Wildkater deutlich größer, kräftiger und schwerer als sie, was bei der Fortpflanzung zu Stress und körperlichen Schmerzen der Katze führen kann. Bei der Paarung von Katzen kommt es zudem zum Nackenbiss. Wildtiere gehen dabei grober vor als domestizierte Tiere, was zu teils schweren Verletzungen führen kann. Bei diesem kann es aufgrund der Größenunterschiede in der Hybridzucht insbesondere mit Servalen auch zu Todesfällen kommen.

Aber nicht nur der Akt an sich birgt große Risiken für das Muttertier. Auch die Geburt kann problematisch verlaufen. Die Jungkatzen der ersten Generationen sind oft zu groß für die Mutter und das Risiko für Fehl- und Totgeburten steigt daher an. Bei der Kreuzung zwischen Servalkater und Hauskatze kommt es häufig vor, dass die Kitten unreif zur Welt kommen, da die Hauskatze etwa 63 Tage lang trächtig ist. Die Trächtigkeit bei Servalen dauert aber zehn Tage länger an. Damit also geeignete Hauskatzen ab der fünften Generation entstehen können, erleiden die Muttertiere der vorherigen Generationen großes Leid.

Bei der Bengalkatze ist die Tragzeit und Größe eher miteinander vereinbar als beim Serval, allerdings ist auch hier das Größenverhältnis der Tiere nicht ausgewogen und geht für die Hauskatze meist mit Schmerzen einher. Und das nur für ein besonderes Fellmuster.

Generell ist die Haltung von Bengalkatzen und Savannah-Katzen in Deutschland legal und nicht meldepflichtig, sofern es sich bei ihnen um Tiere ab der fünften Generation einer Zuchtlinie handelt.

Leopardkatzen und Servale, sowie Hybridtiere (Generationen F1-F4) hingegen sind laut des Washingtoner Artenschutzübereinkommens (CITES) geschützte Tierarten. Sowohl die Beschaffung als auch ihre Haltung ist geregelt. Im- und Export in die Europäische Union ist jeweils nur mit einer Genehmigung möglich. Die Haltung unterliegt gewissen Anforderungen, die im Paragraf § 2 des deutschen Tierschutzgesetzes festgelegt sind.

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Eine Safarikatze soll in etwa so aussehen wie eine Savannah
Savannah-Katzen haben unglaublich schöne Fellmuster – allerdings auf Kosten des TIerwohls Foto: Getty Images / ajr_images

Tiergerechte Haltung – ein Ding der Unmöglichkeit

Sowohl Bengal- als auch Savannah-Katzen gelten zwar ab der F5-Generation als Hauskatzen und dürfen legal gehalten werden, allerdings bedeutet dies nicht, dass der Wildtiercharakter gänzlich herausgezüchtet ist. Viele Tiere haben noch einen extrem ausgeprägten Bewegungsdrang, sind nachtaktiv und zeigen einen auffällig starken Jagdtrieb. Einige von ihnen entwickeln mit der Zeit Verhaltensprobleme, weil ihre Halter ihren Bedürfnissen nicht gerecht werden können. Daher eignen sie sich nicht als Wohnungskatzen.

Bei beiden Rassen hängt das Verhalten stark von der jeweiligen Generation des Tieres ab. Besonders frühere Generationen erinnern charakterlich noch stark an Wildtiere und verstehen sich prinzipiell auch nach Sozialisierung nicht gut mit Menschen. Sie sind eher scheue Einzelgänger und bevorzugen wenn überhaupt den Umgang mit anderen Tieren. Häufig sind sie impulsiv und temperamentvoll, was es für den Halter schwierig macht, ihr Verhalten richtig einzuschätzen. Viele Halter sind daher schnell überfordert. Auch dem starken Bewegungsdrang der Katzen werden sie kaum gerecht.

Wer versucht seiner Katze genügend Bewegungsdrang durch Freigang zu ermöglichen, erweitert das Portfolio der Probleme. Sowohl Bengal- als auch Savannah-Katzen sind normalen Freigängerkatzen deutlich überlegen und können diesen in Revierkämpfen schnell gefährlich werden und sie schwer verletzen. Mit ihrem stark ausgeprägten Jagdtrieb können sie außerdem den Kreislauf der Natur stören und den Bestand von Vögeln und kleineren Säugetiere dezimieren. Während ihrer Freigänge kann es auch zur ungewollten Verpaarung mit der Europäischen Wildkatze kommen, was ihren Fortbestand gefährden kann – eine weitere potenzielle Gefahr.

Auch die Ernährung der beiden Rassen kann sich schwierig gestalten, da viele Tiere recht anspruchsvoll sind und die reine Ernährung durch Dosenfutter bei vielen zu Mangelerscheinungen führt. Dies ist vielen Haltern nicht bewusst. Dies alles sind Gründe, die deutlich aufzeigen, dass eine Haltung der Tiere absolut nicht empfehlenswert und tierfreundlich ist. Tierschützer raten daher dringlichst von der Haltung der beiden Rassen ab. Auch der Kauf der Rassen unterstützt die weiteren Verpaarungen mit Wildtieren. Daher sollte man, wenn der Wunsch nach einem dieser Tiere groß ist, sie aus dem Tierschutz adoptieren.

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Quellen

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