29. November 2024, 14:58 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Die American Ringtail ist eine neue Katzenrasse, die ein ungewöhnliches Merkmal trägt: Ihr Schwanz krümmt sich über ihren Rücken. PETBOOK sprach mit Experten darüber, was dies für die Tiere bedeuten könnte.
In der Haustierbranche werden beständig neue Rassen gezüchtet. Viele von ihnen verlassen nie das experimentelle Stadium. Denn einige der begehrten Merkmale entstehen aufgrund von Mutationen, die weitere Konsequenzen für die Tiere haben. Ein Beispiel für eine Zucht dieser Art sind die Ojos Azules, die eine ganz ungewöhnliche Augenfarbe haben, die aber auch zum frühzeitigen Aussterben der Katzenrasse führten (PETBOOK berichtete). Ein weiteres Beispiel ist die Dwelf, eine kurzbeinige Nacktkatze, die mit ihrer muskelbepackten Optik der Hunderasse American Bully ähneln soll. Auch die American Ringtail zählt zu diesen neuen Katzenrassen. Sie trägt ihren Schwanz wie Spitze oder Huskys über dem Rücken. PETBOOK sprach mit Experten darüber, ob dies auch unter die Definition der Qualzucht fällt.
Experten uneins, woher die Mutation stammt
Jana Hoger, Senior-Fachreferentin im Bereich Tierische Mitbewohner bei der Tierrechtsorganisation Peta, ordnet die American Ringtail für PETBOOK klar als Qualzucht ein.
„Der gekringelte Schwanz entsteht bei den Katzen durch eine genetische Mutation, die die Struktur und Form der Schwanzwirbel beeinflusst und sich in der charakteristischen Form krümmt.“ Nicht selten könne auch bei Inzuchtkatzen hierzulande eine Schwanzkrümmung beobachtet werden. „Der gekringelte Schwanz der American Ringtail Katze wird durch eine genetische Mutation hervorgerufen, welche die Form der Schwanzwirbel beeinflusst.“
Dr. Diana Plange, Gründerin des Qualzucht-Evidenz-Netzwerks (QUEN), führt die Optik der American Ringtail eher auf andere Ursachen zurück. Denn im Standard der „International Cat Association“ (kurz: TICA), bei der die American Ringtail registriert wird, steht: „Wenn sie geboren werden, ist ihr Schwanz gerade, aber wenn sie wachsen, beginnt sich der Schwanz sanft über den Rücken zu wölben.“
Der Schwanz sei muskulös und breit, aber verfüge über gut entwickelte Knochen, die nicht miteinander verschmolzen seien. Er sei völlig beweglich und könne sogar gerade gehalten werden, wenn die Katze ihn entrollen möchte. „Diese Eigenschaft verursacht keine Schmerzen oder Behinderungen für die Katze.“
Schränkt der Schwanz die Tiere bei Kommunikation mit Artgenossen ein?
Allerdings ist Plange, die vier Jahre Tierschutzbeauftragte des Landes Berlin war, was das betrifft, nicht so sicher. „Wenn diese Tiere wirklich am Anfang einen geraden Schwanz haben, muss eine muskuläre oder sehnenmäßige Verspannung sein, die sich später herausstellt. Ob das in Ordnung ist, kann ich nicht beurteilen, weil ich solche Katzen nicht kenne. Ich glaube, dass dazu auch noch wenige Veröffentlichungen existieren. Man muss es aber prinzipiell hinterfragen.“
Plange wünsche sich eine objektive Einschätzung der Tiere, lässt sie PETBOOK wissen. Auch Bilder sowie Röntgenaufnahmen, um die American Ringtail weiter bewerten zu können, bräuchte es. „Denn wenn sich Muskeln und Sehnen durch die ständige Haltung verkürzen, können die Tiere den Schwanz gar nicht mehr gerade ausrichten. Das ist rein physiologisch undenkbar. Und wenn das so ist, handelt es sich definitiv um eine Qualzucht.“
Jana Hoger fügt hinzu, dass der Schwanz einer Katze eine wichtige Rolle bei der Balance, beim Springen und beim Klettern spiele. „Bisher gibt es keine wissenschaftlich fundierten Aussagen, inwieweit der gekringelte Schwanz diese wichtige Rolle beeinträchtigt.“
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»Mit Mutationen nicht weiterzüchten!
Möglich sei zudem, dass ein gekringelter Schwanz die Kommunikation mit Artgenossen einschränke oder beeinflusse. Denn Katzen drückten darüber „Angst, Aggression aber auch Zufriedenheit oder einen Erregungszustand aus.“
Plange sagt PETBOOK weiter, dass es, selbst wenn die Tiere ihren Schwanz tatsächlich auch gerade halten könnten, keine gute Idee sei, eine solche Zucht zu forcieren. „Wenn es eine genetische Mutation ist, ist es ja nicht das, womit man weiter züchtet.“
Doch im Moment gibt es noch wenig sichere Informationen über die American Ringtail. Um mehr sagen zu können, müssten Veterinärämter Zuchtstätten überprüfen und Katzen dieser Rasse in einer Tierklinik vorgestellt werden.