20. November 2024, 17:37 Uhr | Lesezeit: 9 Minuten
Vielen Katzenrassen werden Attribute zugeschrieben wie „familienfreundlich“, „intelligent“ oder auch „unabhängig“. Auch stellt sich häufig die Frage, welche Katzen denn ganz besonders gern mit ihren Haltern kuscheln. Auf diese Frage hat Katzensitterin und PETBOOK-Redakteurin Louisa Stoeffler aus ihrer persönlichen Erfahrung eine Antwort parat.
Seit vielen Jahren arbeite ich als Katzensitterin. Zunächst vor allem in meiner Nachbarschaft, später auch über eine Plattform für Tierpfleger und Katzensitter. Über die Jahre habe ich schon diverse Katzencharaktere und verschiedene Rassen erlebt. Für mich ist es während der Pflege der Tiere natürlich am schönsten, wenn die Katzen, die ich besuchen gehe, gern kuscheln und mich als Sitter gut annehmen. Dann weiß ich, dass es dem Tier auch während der Abwesenheit der Halter an nichts fehlt und ich ihnen über einen kurzen Zeitraum die normalen Sozialpartner ersetzen kann. Im Folgenden verrate ich, welche elf Katzenrassen meiner Erfahrung nach am meisten kuscheln wollen.
11. Deutsch Langhaar
Die Deutsch Langhaar ist eine ziemlich selten gehaltene Rasse, die nach dem Zweiten Weltkrieg fast in Vergessenheit geriet. Mittlerweile findet sie jedoch wieder viele Liebhaber und ich bin schon einigen beim Katzensitting begegnet. Neben ihrem prächtigen Fell sind diese Katzen sehr verspielt, aber kuscheln auch ziemlich gern.
10. Burma
Auch die Burma mit ihrem seidenweichen Fell zählt definitiv zu den Katzen, die gern kuscheln. Manchmal kam es schon vor, dass sich Burma, auf die ich aufgepasst habe, einfach auf meinem Schoß eingerollt und Aufmerksamkeit und Streicheleinheiten verlangt haben. Dies geschah entweder über ein kurzes Miau, oder sogar über erhobene Pfoten, die erst abgelegt wurden, wenn wieder gestreichelt wurde.
9. American Curl
In Deutschland noch relativ selten vertreten, aber wirklich sehr liebebedürftig ist die American Curl. Diese Katzenrasse hat, im Gegensatz zur Scottish Fold, nach außen gerollte Ohren, die sie noch immer gut benutzen kann. Alle American Curls, auf die ich aufgepasst habe, haben mich bereits an der Wohnungstür begrüßt und wollten eine ausgiebige Kuscheleinheit, nachdem ich sie gefüttert hatte.
8. Britisch Kurzhaar
Die Britisch Kurzhaar gilt als besonders ausgeglichene und ruhige Katzenrasse. Dies könnte einerseits daher rühren, dass einige von ihnen ziemlich kurze Köpfe haben, weil für viele dieser Züchtungen Perserkatze eingekreuzt wurde. Daher bedienen sie mit ihrem kurzen Kopf und ausgeprägter Schnauzenpartie das niedliche Kindchenschema, leiden dafür aber unter Atemnot und ist schon deshalb eher ruhig.
Als Katzensitterin habe ich leider schon sehr kranke Britisch Kurzhaar erlebt, die zwar gern kuscheln wollten, aber ansonsten nicht besonders viel Lebensqualität hatten und permanent außer Atem waren oder schnarchten. Andererseits können auch gesunde Züchtungen der Britisch Kurzhaar sehr kuschelbedürftig sein. Entscheidet man sich für diese Rasse, sollte man auf einen seriösen Züchter setzen. Wie eine nicht überzüchtete Britisch Kurzhaar aussieht, zeigt das untere Bild.
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7. Ragdoll
Die Ragdoll gehört zweifelsohne zu den Katzenrassen, die besonders gern kuscheln. Meist sind sie sehr menschengebunden und begrüßen Katzensitter auch schon beim ersten Kennenlernen mit Aufgeschlossenheit. Besonders bei Familien mit Kindern sind sie beliebt, da sie auch sonst eher ruhig und gelassen sind. Allerdings benötigen sie auch viel Beschäftigung und leben nicht einfach so neben dem hektischen Familienalltag her. Bekommt eine Ragdoll nicht ausreichend Aufmerksamkeit, kann sie in ihrem Kuschelbedürfnis regelrecht aufdringlich werden.
6. Birma
Die Birma-Katze, manchmal auch heilige Birma genannt, ist eine Katzenrasse mit Point-Zeichnung im Gesicht, die wegen ihrer Optik bei vielen Haltern beliebt ist. Die Katzenrasse gilt auch als ruhig, entspannt und als besonders menschengebunden sowie zum Kuscheln aufgelegt. Das stimmt auch, besonders, wenn sie gut sozialisiert sind. Wenn man als Katzensitter auf eine Heilige Birma aufpasst, sollte man allerdings eine Fusselrolle parat haben, damit man nach der ausgiebigen Streicheleinheit, die die Tiere einfordern, die losen Haare wieder aus der Kleidung bekommt.
5. Europäisch Kurzhaar
Die Europäisch Kurzhaar ist eine auf dem ganzen Kontinent verbreitete Katzenrasse. Viele Tiere haben die Angabe EKH in ihrem Haustierpass vom Tierarzt, auch wenn sie nicht gezüchtet wurden, sondern eine Hauskatze ohne Rassezucht sind. Daher ist es nicht besonders leicht, zu unterscheiden, ob die Tiere, die in allen möglichen Farben und Fellstrukturen vorkommen können, tatsächlich gezüchtete Tiere sind oder nicht. Ihrem Bedürfnis nach Kuscheln tut dies aber keinen Abbruch.
4. Siam und Thai-Katze
Immer wieder findet sich auch die Siam-Katze auf der Liste der Katzenrassen, die am liebsten kuscheln. Das kann ich tatsächlich auch bestätigen. Aber auch ihre nahe Verwandte, die Thai-Katze, die etwas ursprünglicher aussieht als die Siam (und auch nicht so viele vererbbare Krankheit bekommen kann) ist ähnlich verschmust.
Allerdings haben die Thai und die Siam auch ihren ganz eigenen Kopf. Gerade saß man noch mit ihnen auf dem Sofa, schon öffnen sie eine Schublade und fischen Mützen und Schals heraus, um es sich darin bequem zu machen. Diese Katzenrassen haben definitiv ihren ganz eigenen Kopf.
3. Norwegische Waldkatze
Nach meiner Erfahrung ist die Norwegische Waldkatze eine der kuscheligsten Katzenrassen überhaupt. Aufgrund der auffällig dicken und flauschigen Fellstruktur der Tiere reicht ihnen zudem ein leichtes Streicheln über den Kopf nicht aus, sondern sie wünschen sich eine regelrechte Massage. Ein Kater, auf den ich über mehrere Jahre immer wieder aufgepasst habe, stellte sich sogar auf die Hinterbeine und paddelte mit den Vorderpfoten so lange durch die Luft, bis er noch weiter gestreichelt wurde.
2. Maine Coon
Ein ganz besonderer Fall sind Maine-Coon-Katzen. Ausnahmslos alle, die ich in meiner ganzen Zeit als Katzensitterin erlebt habe, wollten sehr viel und ausgiebig kuscheln. Wenn ich mit Haltern einer Maine Coon einen Sitting-Job vereinbare, weiß ich genau, dass ich für jeden Besuch mindestens eine Stunde Kuscheleinheit einplane.
Dabei kommt es außerdem nicht darauf an, ob es sich um eine reinrassige Maine Coon oder einen Mix handelt. Die großen, meist sehr sanftmütigen Katzen lieben es, auf dem Schoß zu sitzen und ganz ausgiebig gestreichelt zu werden. Sind sie daran gewöhnt, gebürstet zu werden, steigert sich das Bedürfnis noch mehr. Manche fordern sogar aktiv Fellpflege ein, wenn man als Sitter zu Besuch kommt.
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1. Hauskatze
Platz 1 der Katzenrassen, die besonders gern kuscheln, geht an die Hauskatze. Denn Katzen, die keiner besonderen Rasse entspringen, brauchen genauso viel Aufmerksamkeit und Liebe wie Rassekatzen. Auch eine Norwegische Waldkatze oder Maine Coon wird nicht gern kuscheln, wenn ihre Menschen sich nicht ausreichend mit ihr beschäftigen.
Es gibt daher auch keine Blaupause, nach der man sich Katzenrassen aussucht, die gern kuscheln. Auch Nacktkatzen wie die Sphynx oder die Peterbald haben einen Hang zum Kuscheln. Allerdings werden viele dieser Tiere ohne Schnurrhaare geboren und erfüllen dann die Merkmale einer Qualzucht. Man muss also immer im Blick behalten, dass die Gesundheit des Tieres über allem stehen sollte, weswegen sich diese Tiere auch nicht in meinem Ranking wiederfinden.
Denn am Ende kommt es nämlich nicht auf eine bestimmte angezüchtete Veranlagung des Tieres an, sondern darauf, wie man als Halter mit dem Tier umgeht. Daher kommen hier noch ein paar Tipps, wie man eine Bindung zu Katze aufbaut und sie dadurch zu wahren Kuschelmonstern werden können.
Ruhig bleiben und laute Geräusche vermeiden
Viele Katzen mögen laute Geräusche oder aufgeregte, aufgedrehte Menschen nicht. Daher achte ich auch als Katzensitterin darauf, das Tier zu mir kommen zu lassen – anstatt andersherum. Denn Katzen sind häufig sehr neugierig und wollen die neue Person selbst beschnüffeln.
Ich knie mich daher immer vor sie hin und lasse sie an meiner Hand schnuppern, damit wir uns kennenlernen können. Meist reiben sich die Tiere dann bereits an meinen Knöcheln und lassen sich auf den neuen Menschen ein.
Viele Katzen mögen auch keine lauten Geräusche. Für eine erste Bindung mit Katzen ist es also wichtig, nicht zu hektisch und laut zu sein. Katzen schätzen es, selbst die Initiative übernehmen zu dürfen, aber sind auch leicht abgelenkt von äußeren Einflüssen.
Körpersprache der Tiere verstehen
Wenn eine Katze gerade keine Lust auf Kuscheln hat, dann sollte man dies als Mensch auch respektieren. Denn wenn man immer wieder die Katze beim Schlafen stört, um sie zu kraulen, hat sie darauf später überwiegend gar keine Lust mehr.
Auch, wenn man eine Katze bei ihren Tätigkeiten unterbricht – wie Fressen oder Putzen – ist ihnen dies überhaupt nicht recht. Stellen Sie sich mal vor, jemand durchwuschelt Ihnen die Haare, wenn Sie unter der Dusche stehen oder am Essenstisch sitzen …
Für Routinen sorgen und Bindungen aufbauen
Nicht nur als Katzensitter ist es wichtig, stets eine Routine zu haben. Zum Beispiel begrüßt man beim Hereinkommen erst einmal das Tier, dann verbindet man diese Erfahrung mit etwas Positiven, nämlich dem Futter. Während das Tier beschäftigt ist, erledigt man das Grobe, wie die Säuberung der Katzentoilette.
Sobald das Tier mit Fressen fertig ist, darf es alle Aufmerksamkeit bekommen, die es haben will. Dies kann ein Spiel sein, Leckerligabe oder eben eine Kuscheleinheit. Dieser Tipp ist nicht nur wichtig für Katzensitter, sondern auch für den Alltag jedes Katzenhalters. Katzen lieben Routine und bauen darüber eine gute Bindung mit Menschen auf.
Geduldig sein
Es gibt Katzen, die einfach weniger kuscheln wollen als andere. Dies kenne ich auch aus meiner eigenen Erfahrung als Katzenhalterin. Mein Kater Remo hat schlimme Erfahrungen machen müssen und ließ sich zwar streicheln, aber hielt es nicht lange aus, zu kuscheln.
Nach und nach legte er jedoch sein Trauma ab. Mittlerweile legt er sich auf meinen Schoß und will gestreichelt werden oder legt sich sogar unter die Decke. Als ich ihn 2019 zu mir holte, war dies noch undenkbar und löste bei ihm Panikreaktionen aus.
Möchte man also, dass Katzen sich wohlfühlen, gehört dazu in der Regel noch viel mehr als sich eine Katzenrasse auszusuchen, die dafür bekannt ist, gern zu kuscheln. Unter den richtigen Voraussetzungen kann dies nämlich fast jedes Tier.