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Genanalyse

Studie zeigt, wie viel Wildtier tatsächlich noch in der DNA der Bengal-Katzen steckt

Eine Bengal-Katze liegt im Bett
Bengal-Katzen punkten bei vielen Fans mit ihrer Optik. Doch wie viel von der Verpaarung mit einer Wildkatze steckt tatsächlich noch in der DNA der Tiere? Foto: Getty Images
Louisa Stoeffler
Redakteurin

26. März 2024, 17:58 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Bengal-Katzen sind wegen ihrer Optik bei vielen beliebt. Doch trägt die Katze noch mehr von der wilden Leopard-Katze als nur das Fellmuster – oder stammt es überhaupt von ihr? Eine Studie hat untersucht, wie viel Wildtier-DNA noch in der Hybridrasse steckt.

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Seit in den 1960er-Jahren die ersten Hauskatzen mit der Leopard-Kleinkatze aus Asien gekreuzt wurden, lässt sich die entstandene Bengal-Katze aus den Rasselisten nicht mehr wegdenken. Die Internationale Katzen-Association (TICA) führt sie sogar als eine der beliebtesten. Und das kommt wohl nicht von ungefähr. Nicht nur bestechen die Tiere mit ihrem Aussehen, auch ihr Wesen gilt als aufgeweckt, aber auch freundlich. Doch wie viel von einem Wildtier steckt eigentlich noch in der DNA der Bengal-Katze? Eine Studie hat es untersucht und kommt zu bahnbrechenden Erkenntnissen, was das besondere Fell der Tiere angeht.

Züchter von Bengal-Katzen stellten Proben der DNA zur Verfügung

Chris Kaelin und Kelly McGowan vom Hudson Alpha Institut für Biotechnologie in Alabama und der Medizinischen Fakultät der Stanford Universität in Kalifornien haben sich mit dem Genom der Bengal-Katzen beschäftigt. Die US-Forscher und ihr Team haben anhand von über 3000 Proben die DNA der Rasse ganz genau untersucht.

Zu diesem Zweck besuchten die Forscher Rasseschauen und arbeiteten mit Züchtern und Besitzern zusammen. Für ihre Analyse der beliebten Katzenrasse sammelten sie über Jahre hinweg Speichelproben, Fotos und Stammbäume der Tiere. 905 Bengal-Katzen wurden zu diesem Zweck komplett sequenziert und analysiert. Auch Fellproben wurden eingeschickt und durchleuchtet.

Dem Wissenschaftsmagazin „Phys.org“ sagte Chris Kaelin über die kleinteilige Arbeit: „Katzenliebhaber und Züchter sind sehr an der Forschung interessiert. Zum Teil, weil sie mehr über die Wissenschaft hinter der künstlichen Selektion wissen wollen. Und zum Teil, weil sie wissen wollen, ob unsere Ergebnisse ihnen helfen können, Katzen mit Rosetten, Streifen oder anderen exotischen Markierungen zu züchten.“

Proben zeigen, wie viel Wildtier sich in der DNA der Bengal-Katzen befindet

Die erstaunlichen Ergebnisse der genetischen Untersuchungen zeigen, dass die DNA der Wildtiere nur wenige Prozent derer der Bengal-Katzen ausmacht. Aufgrund der Verpaarungstechniken waren die Forscher zunächst von 6,25 Prozent Wildtier-DNA ausgegangen. In der Realität waren es jedoch gerade einmal 3,48 Prozent Leopard-Katzen-Gene. Allerdings sind diese kaum an der Ausprägung des Fells beteiligt!

Denn die Hauskatzen-DNA ist tatsächlich für das besondere Fell der Tiere verantwortlich, das oft als glitzernd und sehr weich beschrieben wird. Dieser Schimmer und die weiche Textur werden jedoch nicht durch bestimmte Partikel erzeugt. Stattdessen handelt es sich um eine Struktur einzelner Haare, die das Fell glänzend und weich macht.

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Kohlegraue Bengal-Katzen haben die meiste Wildtier-DNA

Auch andere häufig vorkommende Fellfarben und -muster ließen sich nicht auf die Leopardkatzen-DNA zurückführen. Stattdessen auf genetische Varianz an bestimmten Stellen der DNA. Es zeigte sich also, dass die Fleck- und Streifenmuster eher eine Mutation als ein Überbleibsel der Wildkatze sind.

Die Forscher untersuchten zudem fünf verschiedene Fellmuster bei Bengal-Katzen und stellten fest, dass die Charcoal-Färbung (kohlegrau) am ehesten durch die Leopardkatzen-DNA entstanden ist. Bei dieser Fellfärbung handelt es sich um eine Form des Melanismus, die für teils sehr dunkles Fell sorgt. Diese wird ebenfalls durch eine Mutation im Genom erzeugt.

Viele weitere Besonderheiten der Bengal-Katze werden laut der Studie durch eine Veränderung im Gen Fgfr2 verursacht. Dies „ist ein Gen, das bei allen Säugetieren vorkommt und für die Embryonalentwicklung und Organogenese wichtig ist“, so Kelly McGowan in der Mitteilung von „Phys.org“. Laut den Ergebnissen der Studie ist ein vollständiger Verlust von Fgfr2 tödlich. Während eine mäßige Reduktion dazu führt, dass sich eine erwünschte Eigenschaft hauptsächlich in den Haaren zeige.

Wissenschaftler zieht Vergleich mit Neandertaler-DNA

Der ebenfalls an der Studie beteiligte Wissenschaftler Greg Barsh, der Experte für die Genetik der Fellfärbung und -musterung bei Katzen ist, verglich diese Ergebnisse bei „Phys.org“ mit dem kleinen Anteil der Neandertaler-DNA, die durch Hybridisierung im heutigen Menschen enthalten ist. „In mancher Hinsicht sind Bengal-Katzen ähnlich, nur dass die Entfernung zwischen den beiden hybridisierenden Arten viel größer und die Zeit seit der Hybridisierung viel kürzer ist.“

In der Studie heißt es, dass Leopardkatzen zuletzt vor sechs Millionen Jahren einen gemeinsamen Vorfahren mit den Hauskatzen geteilt haben. Die hybridisierten Arten sind also so unterschiedlich wie der Mensch und der Schimpanse. Die Ergebnisse dieser Studie bieten jedoch erste, wertvolle Informationen für Katzenliebhaber sowie für Wissenschaftler, die sich allgemein für Hybridisierung und Selektion interessieren.

Die Verpaarung der beiden Arten hat also den gewünschten Effekt gezeigt. Tatsächlich stammt dieser aber von Mutation und weniger von der Vermischung der DNA. „Es hat sich herausgestellt, dass einige der auffälligsten Beispiele für die Selektion in der Rasse auf Merkmale zurückzuführen sind, die bei Hauskatzen bereits vorhanden, aber sehr selten waren“, fasst Chris Kaelin die bahnbrechenden Ergebnisse bei „Phys.org“ zusammen.

Ob nur die Optik und Beschaffenheit des Fells der Bengal-Katzen von Mutationen betroffen sind, muss nun weiter untersucht werden.

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