
27. August 2024, 12:08 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Die Dwelf ist eine Katze, die viele Qualzuchtmerkmale trägt. Sie wird durch die sozialen Medien jedoch in Großbritannien populär gemacht, obwohl Tierschützer die Zucht als sehr kritisch betrachten.
Herkunft
Die Dwelf-Katze wurde zunächst in den USA gezüchtet und mittlerweile auch in Großbritannien. Sie ist ein Mix aus den Rassen Sphynx, Munchkin und American Curl. Alle drei tragen Mutationen. Besonders die verkürzten Gliedmaßen und möglichen Missbildungen der Munchkin sowie die komplette Haarlosigkeit der Sphynx machen die Dwelf de facto zu einer Qualzucht. Sie ist von keiner Zuchtorganisation anerkannt.
In Großbritannien wurden öffentliche Warnungen davor laut, diese Katze zu züchten. Denn nach dem Verbot der Hunderasse American Bully XL suchen sich nun viele eine Alternative. So soll die Dwelf-Katze vom Aussehen her an die beliebte Hunderasse erinnern. Ihr Name setzt sich übrigens aus den englischen Wörtern für „Zwerg“ und „Elfe“ zusammen, was dem Tier einen mystischen Touch verleihen soll.
Aussehen & Fell
Die Dwelf-Katze leidet an Zwergwuchs, welcher dazu führt, dass sie verkürzte, teils auch verkrümmte Beine mit Fehlstellungen hat. Diese können sich auch am Knochen stark verformt zeigen und geben ihr einen o-beinigen Look. Von der American Curl bekommt die Dwelf das Merkmal, dass ihre Ohren nach außen gedreht sind. Von der Sphynx hat sie die Haarlosigkeit, sie trägt also höchstens einen leichten Flaum auf der Haut. Die Tasthaare fehlen in der Regel ganz.
Die Dwelf hat zwar kurze Beine, auf diesen trägt sie jedoch einen voll ausgewachsenen Katzenkörper. Daher sind ihre Gelenke häufig stärker in Mitleidenschaft gezogen. Offiziell zählt sie zu den mittelgroßen Katzenrassen und wiegt bis zu 4,5 Kilogramm. Der Schwanz ist meist dünn und spitz zulaufend.
Bei den extremen Züchtungen der Katze, die an die Hunderasse American Bully XL erinnern soll, werden zudem noch tiefe Hautfalten und kräftig ausgeprägte Brauen hinzugezüchtet, damit sie einen grummeligen Gesichtsausdruck bekommt. Manche haben auch einen extremen Muskeltonus, der sich vor allem an den verkürzten Beinen zeigt, weshalb manche Tierschützer vermuten, dass diese Dwelf-Katzen mit Amphetaminen behandelt werden.
Charakter & Gemüt
Auch wenn sie gezüchtet wurde, um fies und gemein auszusehen, findet sich davon nichts im Charakter der Dwelf. Typisch für Katzen ist sie intelligent, sozial und neugierig. Sie bindet sich eng an ihre Halter und möchte gern schmusen. Zudem verfügt sie aber auch über sehr viel Energie und spielt gern.
Training & Beschäftigung
Wenn man sich mit seiner Dwelf beschäftigt, sollte man der Tatsache Rechnung tragen, dass sie verkürzte Beine hat. Daher eignen sich ausgedehnte Jagd- und Rennspiele nicht besonders gut. Denn diese können die Gelenke der Tiere mit schnellen Starts und Sprints noch zusätzlich belasten. Spiel- oder Trainingseinheiten sollten daher nicht länger als zehn Minuten dauern, und man sollte nach Zeichen der Erschöpfung bei der Dwelf Ausschau halten.
Gut geeignet sind körperlich weniger anstrengende Intelligenzspiele, die die Neugier der Dwelf ansprechen. Auch Suchspiele werden ihrer schlauen Natur gerecht.
Ernährung
Die Dwelf ist auch, was ihre Ernährung anbelangt, typisch Katze. Sie benötigt eine proteinbasierte Kost, die kein Getreide oder Zucker enthalten sollte. Denn diese Nahrungsmittel können Katzen nur unzureichend verstoffwechseln. Am besten geeignet sind Alleinfuttermittel für Katzen, die viel Fleisch und die richtigen Nährstoffe für die Tiere enthalten. Man kann dies auch mit Rohfütterung (BARF) erreichen, allerdings sollte man sich dazu fachmännisch beraten lassen, bevor man mit dieser Ernährungsform beginnt.
Richtige Haltung & Pflege
Die Dwelf hat einige Merkmale, die sie anderen Katzen gegenüber seltsam erscheinen lassen können, daher sollte sie besser mit anderen Tieren, die Einschränkungen haben, gehalten werden. Diese zeigen meist mehr Verständnis für Katzen, die nicht „normal“ aussehen. Durch die fehlenden Tasthaare kann sie sich schlechter orientieren als andere Katzen und neigt eher dazu, Entfernungen nicht richtig abzuschätzen. Sie kann dies zwar über Gehör und Sehsinn ausgleichen, allerdings fehlt ihr ein kompletter Sinn.
Zusätzlich können ihre kurzen Beine sie auch im Springen behindern. Hat die Dwelf darüber hinaus auch noch Missbildungen in den Knochen der Beine, kann dies Gelenkerkrankungen und Schmerzen bedingen. Dann ist sie weniger aktiv und braucht viele Plätze, an denen sie sich zurückziehen und die sie leicht erreichen kann. Auch durch das fehlende Fell sind warme und gemütliche Plätze für die Dwelf entscheidend. Denn sie kann ihre Körpertemperatur häufig weniger gut regulieren als andere Katzen und friert leichter. Daher sollte man ihr auch, besonders im Winter oder bei Regen, nicht unbedingt ungesicherten Freigang bieten. Sie könnte leicht unterkühlen oder eine Erkältung bekommen. Auch im Sommer ist Vorsicht geboten, denn Katzen ohne Fell bekommen leicht einen Sonnenbrand.
Trägt die Dwelf ausgeprägte Hautfalten, sollten diese vorsichtig gereinigt werden. Katzen putzen sich zwar in der Regel selbst, doch die raue Zunge ist eher auf das Bürsten von Fell ausgelegt und könnte kleine Hautläsionen verursachen, wenn sich die Dwelf ausgiebig beleckt. Daher sollte man sie häufig untersuchen und auch ihre nach außen gedrehten Ohren regelmäßig prüfen und entsprechend mit der Hygiene nachhelfen, sollten sich Auffälligkeiten zeigen.
Anfälligkeit für bestimmte Krankheiten
Die Dwelf ist noch eine sehr neue Rasse, die aber mit einem sehr kleinen Genpool gezüchtet wird. Daher gibt es zwar noch keine statistischen Daten über vererbbare Krankheiten. Anhand der Erfahrungen mit Sphynx, Munchkin und American Curl sowie den offensichtlichen Merkmalen lassen sich jedoch einige Rückschlüsse ziehen.
Aufgrund der Haarlosigkeit kann es zu diversen Hauterkrankungen kommen, die Ohrenstellung kann Infektionen begünstigen und der Zwergwuchs kann Knochenwachstum und Gelenkgesundheit stark beeinträchtigen. Degenerative Erkrankungen dieser Art, inklusive Bandscheibenvorfällen und Arthrose, sind besonders bei der Elternrasse Munchkin häufig. Auch Lordose, eine Verkrümmung der Wirbelsäule, sowie Pectus excavatum, eine schwere Verformung des Brustbeins, kommt bei Munchkins überdurchschnittlich häufig vor. Zudem neigen sie auch zu einer Verdickung des Herzmuskels (Hypertrophe Kardiomyopathie). Diese Erkrankung kann gut behandelt werden, wenn sie früh genug erkannt wird. Ist dies nicht der Fall, zeigen sich im weiteren Krankheitsverlauf Blutgerinnsel oder sogar ein plötzlicher Herztod.
Die Dwelf-Katze bringt also erhebliche gesundheitliche Risikofaktoren mit sich und sollte überaus gründlich tierärztlich überwacht werden. Am besten ist es, diese Qualzucht gar nicht durch Käufe zu unterstützen und die Dwelf nur aus dem Tierschutz zu adoptieren – wobei man sich jedoch auf sehr hohe Kosten einstellen sollte.

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Die Dwelf-Katze im Überblick
- Charakter: liebevoll und neugierig
- Größe: zählt zu den mittelgroßen Rassen, hat jedoch Zwergwuchs in den Beinen
- Gewicht: 2,5–4,5 kg
- Fell: haarlos oder nur etwas Flaum
- Pflege: durch mögliche genetisch bedingte Erkrankungen sehr kostenintensiv
- Besonderheiten: erfüllt verschiedene Qualzuchtmerkmale, sollte nur aus dem Tierschutz und mit viel Hintergrundwissen adoptiert werden