8. Juli 2024, 14:33 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Die Pixiebob sieht auf den ersten Blick wie eine Hauskatze mit Tabbymuster, also einer Wildtypus-Zeichnung aus. Erst bei näherem Hinsehen zeigen sich bei der angeblichen Wildkatzenkreuzung weitere Merkmale, die von Tierschützern der Qualzucht zugeordnet werden.
Herkunft
Die Ursprünge der Pixiebob finden sich in den USA, wo die Züchterin Carol Ann Brewster versuchte, den Look eines amerikanischen Rotluchses zu rekonstruieren. Als die Rasse 1985 zuerst gezüchtet wurde, gab es Angaben, dass die Pixiebob sogar durch die Verpaarung von Rotluchsen und Hauskatzen entstanden sei. Allerdings ist dies absolut unwahrscheinlich, denn genetisch sind diese beiden Katzenarten so verschiedenen, dass sie sich miteinander keine Nachkommen zeugen können.
Stattdessen findet die Pixiebob ihren Ursprung in einem Kater mit verkürztem Schwanz und sechs Zehen, den die Züchterin mit einer Nachbarskatze verpaarte. Daraus entstanden die ersten Pixiebob-Katzen, eine davon, die auch auf den Namen Pixie hörte, gilt heute als Urahnin aller Katzen dieser Rasse. 1989 erstellte Brewster ihren Standard der Pixiebob und trug ihn der TICA (The International Cat Association) vor. Diese akzeptierte die Vorgaben und führt die Pixiebob seit 1994.
Aufgrund des verkürzten oder fehlenden Schwanzes und der überzähligen Zehen sehen viele Tierschützer die Zucht der Pixiebob kritisch. Denn beide Merkmale gelten als Qualzucht.
Aussehen & Fell
Die Pixiebob ist die einzige Katzenrasse, bei der Polydaktylie, also das Vorhandensein von sechs oder mehr Zehen erlaubt und sogar erwünscht ist. Darüber hinaus hat sie einen Stummelschwanz, auf Englisch Bobtail, der mindestens vier Zentimeter lang und beweglich sein soll. Im Allgemeinen sehen sie sehr kompakt aus und haben eine kräftige Knochenstruktur und einen definierten Muskeltonus.
Die Pixiebob wird von der TICA in einer kurz- und einer langhaarigen Variante anerkannt. Das Fell entspricht dem wildfarbenen Typus und verfügt über eine Doppelstruktur mit dichter, flauschiger Unterwolle. Manche haben sogar Tuften an den Ohren und eine Art Backenbart, um noch mehr dem Zuchtideal des Rotluchses zu entsprechen. Die Pixiebob zählt deswegen auch zu den großen Katzenrassen. Eine Besonderheit ist, dass Kätzinnen und Kater deutlich unterschiedliche Größen aufweisen. Kater sind bis zu einem Drittel größer und schwerer.
Die Augen der Pixiebob sind gelb oder grün, mit einer dunklen Umrandung. Auch die Pfotenballen und Krallen der ungestüm wirkenden Katze sind in der Regel schwarz. Es gibt sie in verschiedenen Tabbymusterungen, die entweder gestichelt, gestromt oder gepunktet daherkommen. Von den Fellfarben her haben viele Pixiebob einen Schlag ins Rötliche, es gibt sie aber auch in Braun und Gelbbraun (tawny).
Charakter & Gemüt
Die Pixiebob gilt als aktive und soziale Katzenrasse. Im offiziellen Standard der TICA wird sie vom Verhalten her mit der Loyalität von Hunden gleichgesetzt. Außerdem gelten sie als ziemlich gesprächig und teilen Haltern gern mit, wenn sie sich wohlfühlen. Sie machen aber auch mit einem tiefen Brummen, das an ein Knurren erinnert, deutlich, wenn sie etwas nicht mögen. Die Pixiebob ist neugierig, aber nicht aufgeregt.
Training & Beschäftigung
Aufgrund ihrer Anhänglichkeit kann man der Pixiebob leicht beibringen, zu apportieren und an Leine und Geschirr zu laufen. Ganz allgemein bindet sie sich leicht an ihre Halter und ihr Lernverhalten grenzt an einen „Will to please“ wie bei Hunden. Allerdings kommt es hierbei immer auf das individuelle Tier an. Hat die Pixiebob Spaß am Training, kann man mit ihr auch katzengerechte Formen von Agility, sowie Clickertraining ausprobieren. Im Alltag sollte man sie jedoch auch mit regelmäßigen Such- und Jagdspielen beschäftigen.
Richtige Haltung & Pflege
Die Pixiebob ist aufgrund ihrer sozialen Ader sehr verträglich mit anderen Haustieren und Kindern im Haushalt. Auch von einem ähnlich aussehenden oder eingeschränkten Artgenossen kann sie profitieren.
Bei jeder Pixiebob sollte man zudem individuell schauen, wie sehr sie selbst von ihren Merkmalen eingeschränkt ist. Durch den verkürzten Schwanz kann es vorkommen, dass sie Probleme mit der Balance hat, oder mit anderen Katzen nicht ausreichend kommunizieren kann. Meist reagieren Artgenossen nicht gut darauf und könnten die Pixiebob als seltsam wahrnehmen. Am besten hält man sie daher mit anderen Katzen, die ebenfalls eine Beeinträchtigung haben.
Inwiefern die Katzen Konsequenzen durch die zusätzlichen Zehen haben, muss noch genauer erforscht werden. Sind die Zehen voll funktionstüchtig, könnten sie sogar beim Klettern Vorteile bringen. Die Pixiebob profitiert entsprechend von einem hohen Kratzbaum oder Parcours an der Wand, auf denen sie sich austoben kann. Gesundheits-Check-ups durch den Halter sollten regelmäßig stattfinden. Am besten verbindet man Fellpflege alle drei Tage mit einer Kontrolle der Krallen.
Ernährung
Die Pixiebob benötigt einiges mehr an Futter als eine normalgroße Hauskatze. Dies sollte in jedem Fall ausgewogen und hochwertig sein und einen großen Proteinanteil in Form von Fleisch enthalten. Da die Pixiebobs sehr urtümlich von Züchtern gehalten werden, kann es sein, dass sie Rohfleischfütterung besser annehmen als manch andere, mäkligere Rasse. Allerdings sollte man sich, bevor man mit einer Katze die BARF-Fütterung beginnt, genau über Zusätze und Zusammensetzung der richtigen Ernährung informieren.
Anfälligkeit für bestimmte Krankheiten
Da die Pixiebob nur sehr selten gezüchtet wird und eine sehr junge Rasse ist, ist wenig über Erbkrankheiten bekannt. Der verkürzte Schwanz soll noch über einige Funktionen verfügen und im Gegensatz zu anderen Kurzschwanzkatzen wie der Manx ist auch ein offener Rücken bei der Pixiebob nicht im Standard festgeschrieben. Allerdings zählt das Fehlen einer Gliedmaße eindeutig zu Zuchtmerkmalen, die Leiden für die Tiere bedeuten. Und sei es nur eine eingeschränkte Funktion und dadurch entstehendes Mobbing durch Artgenossen. Möchte man einer Pixiebob ein Zuhause bieten, sollte man sie besser aus dem Tierschutz adoptieren, um die Zucht nicht durch Käufe zu befeuern.
Ob die Polydaktylie der Pixiebob ebenfalls Einschränkungen verursacht, muss tiermedizinisch noch weiter untersucht werden. Die zusätzlichen Krallen und Gelenke sollten jedoch regelmäßig überprüft werden und auch die Krallengesundheit sollte durch den Halter überprüft werden.
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Die Pixiebob im Überblick
- Charakter: anhänglich, erinnert an Hunde
- Größe: groß
- Gewicht: Kätzinnen 5–7 kg, Kater 7–10 kg
- Fell: lang, mit dichter Unterwolle
- Pflege: hoch, muss häufig gebürstet werden und Check-Ups erhalten
- Besonderheiten: soll an einen Rotluchs erinnern, zusätzliche Zehen und Kurzschwanz gelten als Qualzuchtmerkmal – besser aus dem Tierschutz adoptieren als kaufen