16. März 2025, 16:33 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Seit etwa 11.000 Jahren teilen die Menschen ihr Leben mit Katzen. Im Laufe der Jahrhunderte gefielen den Katzenliebhabern bestimmte Eigenschaften wie ein langes Fell oder goldene Augen so gut, dass sie begannen, diese durch Kreuzungen gezielt zu züchten. Heute gibt es etwa 40 verschiedenen Katzenrassen, die von den Zuchtverbänden offiziell anerkannt sind. Doch nicht alle Züchtungen erfolgen im Sinne des Tierwohls. Manche Katzenrassen gelten aufgrund ihrer Merkmale als Qualzuchten. PETBOOK erklärt, welche Rassen dazu zählen und worunter betroffene Tiere leiden.
Wer sich eine Katze anschaffen möchte, sollte auch wissen, wie eine Qualzucht zu erkennen ist. In der Regel spricht man von einer Qualzucht, wenn die angezüchteten Eigenschaften bei der Katze zu gesundheitlichen Problemen, Schmerzen und/oder einer verkürzten Lebenserwartung führen. Ein Gutachten, das für das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft erstellt wurde, nennt unter anderem Kurzschwänzigkeit, Kurzköpfigkeit und Vielfingrigkeit als Qualzuchtmerkmale. Welche Katzenrassen davon betroffen sind, erläutern wir im Folgenden.
Welche Katzen zählen zu den Qualzuchten?
Unter den zahlreich vorhandenen Katzenrassen gibt es einige, die als Qualzucht gelten. Die betroffenen Tiere haben meist ähnliche gesundheitliche Probleme, manche Rassen sind auch aus anderen Qualzuchten hervorgegangen. 1
1. Die Munchkin-Katze

Der Beiname „Dackelkatze“ kommt nicht von ungefähr. Die Munchkin ist eine zwergwüchsige Katze mit auffallend kurzen Beinen. Der Grund für die Missbildung ist eine genetisch bedingte Verkürzung der Röhrenknochen. Die kurzen Beine dieser Qualzucht führen dazu, dass die betroffenen Katzen in ihrer Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt sind. Viele Munchkins leiden zudem unter Rückenschmerzen, Bandscheibenproblemen, Arthritis und/oder Arthrose.
2. Die Scottish Fold
Unter die Qualzuchten fällt auch die beliebte Scottish Fold. Viele Prominente, darunter Taylor Swift und Ed Sheeran, halten Faltohrkatzen und posten regelmäßig Bilder ihrer Lieblinge in den sozialen Netzwerken. Dadurch wird die Nachfrage dieser Katzenrasse zusätzlich angefacht. Tatsache ist aber: Die abgeknickten Ohrmuscheln dieser Rasse können mit schmerzhaften Knochen- und Knorpelschäden einhergehen. Zudem ist die Katze in ihrer Kommunikation mit Artgenossen stark eingeschränkt. Denn die Ohrstellung verrät den Tieren viel über die Stimmungslage ihres Gegenübers.

3. Die Scottish Straight
Was vielen nicht bewusst ist: Die Scottish Straight sind die Wurfgeschwister der Scottish Fold, haben aber gerade stehende Ohren. Dennoch kann sie das gleiche genetische Problem haben, das für schmerzhafte Knorpel- und Knochendeformationen verantwortlich ist. Auch wenn ihre Ohren normal erscheinen, können Tiere dieser Rasse unter Gelenkerkrankungen und einer eingeschränkten Mobilität leiden. Ein weiterer Punkt, der sie zu einem Objekt der Qualzucht macht, ist, dass sie teils nur Mittel zum Zweck sind und viele Scottish Straight nicht leben dürfen, sondern von Züchtern einfach „aussortiert“ werden. 2

4. Die Sphynx-Katze
Nacktkatzen wie die Sphynx und die Kohona werden als Qualzuchten angesehen. Denn das Fehlen des schützenden Haarkleids bringt eine Reihe von Risiken mit sich. Die Tiere sind der Zugluft, Sonneneinstrahlung und Kälte ausgeliefert, können also schnell einen Sonnenbrand oder Erfrierungen bekommen. Sie müssen zudem viel Energie aufwenden, um ihre Körpertemperatur zu halten und haben daher einen erhöhten Futterbedarf. Das größte Problem stellt bei Nacktkatzen wie der Sphynx allerdings das Fehlen der Tasthaare dar. Gesunde Katzen nutzen ihre Schnurrhaare zur Orientierung und nehmen durch feine Luftströmungen unter anderem Beutetiere in ihrer Umgebung wahr.

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5. Die Lykoi
Die Lykoi ist eine teilweise oder vollständig haarlose Katze. Ihre Erscheinung erinnert an einen Wolf, was der Katzenrasse ihren Namen gegeben hat: „Lykos“, griechisch für „Wolf“. Entstanden sein soll die Lykoi in den USA aufgrund einer natürlichen Mutation kurzhaariger Hauskatzen, die normalerweise ein kräftiges Fell gräulicher Farbe haben. Die teilweise oder vollständige Haarlosigkeit dieser Katze birgt eine Reihe gesundheitlicher Risiken, ähnlich wie bei Nacktkatzen. 3

6. Die Manx-Katze
Manx-Katzen werden entweder komplett schwanzlos oder mit Stummelschwanz geboren. Sie haben kurze Hinterbeine, einen gewölbten Rücken und können sich nur hoppelnd fortbewegen. Aufgrund ihrer Missbildung können sie nicht richtig klettern, springen und balancieren und haben Probleme bei der Kommunikation mit anderen Katzen. Das Fehlen des Schwanzes geht oftmals mit neurologischen Erkrankungen, Inkontinenz oder anderen gesundheitlichen Problemen einher. Diese durch Qualzucht bedingte Probleme der Katzen gelten auch für andere schwanzlose und kurzschwänzige Rassen, wie die Cymric und die Japanese Bobtail.

7. Die Devon Rex
Rexkatzen wie die Devon Rex, German Rex und Cornish Rex haben gewelltes oder lockiges Fell. Was manchen Menschen optisch gut gefallen mag, stellt für die betroffenen Tiere ein großes Problem dar. Denn auch die Tasthaare dieser Katzenrassen sind gekräuselt oder fehlen sogar komplett. Sie können damit ihre natürliche Funktion nicht richtig erfüllen. Den Rexkatzen fehlt also ein wichtiges Sinnesorgan, um sich in ihrer Umgebung zurechtfinden zu können.

8. Pudelkatze
Die Pudelkatze entstand aus einer Kreuzung der Schottischen Faltohrkatze und Devon Rex. Damit vereint diese Katzenrasse mehrere Qualzuchtmerkmale in sich: das kurze, gelockte Fell der Devon Rext, sowie ihre gekräuselten Tasthaare und die abgeknickten Ohren der Schottischen Faltohrkatze. 4
9. Perserkatze
Perserkatzen macht ihre Kurzköpfigkeit häufig Probleme. Ihr runder Kopf mit der kurzen, breiten Nase, den kleinen Augen und den großen, runden Augen sollen niedlich aussehen – die Katzen leiden jedoch an einer Vielzahl ernster gesundheitlicher Probleme. Körperliche Anstrengung, dazu gehört auch das Herumtoben und Spielen, fällt dieser Rasse schwer. Denn die oberen Atemwege sind aufgrund des deformierten Kopfes verengt. Doch das ist nur eine von mehreren Einschränkungen, mit denen die Katzen aufgrund dieser Qualzucht leben müssen. Sogar die Geburt ihrer Junge kann aufgrund des großen Kopfes lebensgefährlich sein.

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10. Exotic Shorthair
Beim ersten Blick auf die Exotic Shorthair fällt ihre Ähnlichkeit zur Perserkatze – und auch zum berühmten Zeichntrickkater Garfield – auf. Das liegt vor allem an der als Qualzucht beschriebenen Kurzköpfigkeit, die ein Merkmal beider Rassen ist. So ist auch das Atmen für die Exotic Shorthair meist erschwert und hindert sie daran, ihrem natürlichen Bewegungsdrang nachzugehen. 5

11. Die Dwelf-Katze
Die Dwelf-Katze ist eine noch relativ neue Züchtung, die gezielt aus drei bereits problematischen Rassen hervorgegangen ist: der Sphynx, der Munchkin und der American Curl. Sie vereint mehrere Qualzuchtmerkmale in sich, darunter Haarlosigkeit, verkürzte Beine und nach außen gedrehte Ohren. Aufgrund dieser extremen Merkmale wird sie von keiner Zuchtorganisation anerkannt und von Tierschützern scharf kritisiert.
In Großbritannien gibt es bereits Warnungen vor der Verbreitung dieser Qualzucht, da sie durch soziale Medien populär wird. Besonders besorgniserregend ist der Trend, die Dwelf mit zusätzlichen „Muskelpaketen“ oder tiefen Hautfalten zu züchten, um sie einer bestimmten Ästhetik anzupassen – ähnlich, wie es zuvor bei der dort mittlerweile verbotenen Hunderasse American Bully XL der Fall war.


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12. Savannah-Katze
Die Savannah-Katze ist eine Hybridrasse, die aus der Verpaarung eines Servals – einer afrikanischen Wildkatze – mit einer Hauskatze entstanden ist. Diese Katzen sind für ihr exotisches Aussehen und ihr aktives Wesen bekannt. Doch während sie ab der fünften Generation (F5) als Haustier gilt, wurde die Zucht der Generationen F1 bis F4 in Deutschland als Qualzucht eingestuft. Dies entschied das Verwaltungsgericht Gießen (Aktenzeichen 4 K 1164/24.GI). Grundlage für das Urteil war ein amtstierärztliches Gutachten, das erhebliche gesundheitliche und verhaltensbedingte Probleme bei den Hybridkatzen nachwies.
