22. Oktober 2024, 15:33 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Die Ukrainische Levkoy sorgte in letzter Zeit häufiger für Schlagzeilen. In Berlin wurden bei einem Züchter 48 Tiere dieser Rasse gefunden, zuletzt befürchtete ein Tierschutzverein aus Essen, dass in ihrem Einzugsbereich ein weiterer aktiv ist. Warum die Zucht dieser Rasse so problematisch ist.
Herkunft
Die Ukrainische Levkoy ist eine Rasse, die aus Verpaarung von Don Sphynx und Scottish Fold entstanden ist. Die ersten Berichte über sie gehen in das Jahr 2004 zurück, als eine Don Sphynx mit einem Scottish-Fold-Kater von der Züchterin Elena Biryukova aus Kiev miteinander verpaart wurden.
Anerkannt wird die experimentelle Qualzuchtrasse nur von ukrainischen und russischen Züchtervereinen, nicht aber von weltweit agierenden Organisationen. Seit dem Beginn des Ukrainekriegs häufen sich jedoch auch in Deutschland Berichte über die Levkoy, deren Zucht jedoch klar gegen das deutsche Tierschutzgesetz verstößt. Manche Tierschutzvereine gehen sogar so weit, die Levkoy als „Frankensteinkatze“ zu bezeichnen.
Aussehen & Fell
Von der Sphynx-Katze bekommt die Ukrainische Levkoy ihre Haarlosigkeit. Diese kann unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Manche tragen an einigen Körperstellen noch etwas Flaum und haben auch Schnurrhaare, bei anderen fehlt jegliches Haarkleid. Im Standard steht explizit, dass sich bei ihr die Schnurrhaare kräuseln sollen, oder sie gleich gar keine haben soll. Beides ist der Qualzucht zuzuordnen, weil es die Tiere stark bei der Orientierung beeinträchtigt. Außerdem soll ihre Haut starke Falten aufweisen, was ihr die Optik verleiht, dass sie eine Nummer zu groß für sie ist.
Das bezeichnendste optische Merkmal, dass sie von der Scottish Fold bekommt, sind ihre nach innen geknickten Ohren, die jedoch nicht bei allen auftreten. Haben Ukrainian-Levkoy-Kitten jedoch keine geknickten Ohren, werden sie „aussortiert“. Ihre Schnauzpartie soll „hundeartig“ sein, das heißt, dass sie in der Nasenregion eingedrückt und im Allgemeinen breit aussehen soll.
Sie zählt zu den mittelgroßen Katzenrassen, obwohl der Standard vorschreibt, dass sie einen eher längeren Körper haben und über einen starken Muskeltonus verfügen soll. Ihr Kopf soll stark dreieckig geformt sein, ihre großen Ohren zu einem Drittel oder sogar zur Hälfte nach innen gefaltet sein. Explizit wird darauf verwiesen, dass Kätzinnen und Kater sich stark in Größe und Gewicht unterscheiden (Dimorphismus).
Charakter & Gemüt
Die Ukrainische Levkoy gilt als freundlich und anhänglich. Außerdem wird sie als besonders intelligent und spielfreudig bezeichnet. Sie soll sich gut als Familienkatze eignen, die mit allen Haushaltsmitgliedern, inklusive Kindern, zurechtkommt. Auch mit anderen Tieren wie Hunden oder Farbratten soll sie gut vergesellschaftet werden können.
Training & Beschäftigung
Die Ukrainische Levkoy scheint stets zu verschiedenen, katzengerechten Spielen bereit. Um sie zu beschäftigen, sollte man daher auf Intelligenzspielzeug oder Versteckspiele mit Leckerli setzen. Auch Jagdspiele entsprechen ihrer kätzischen Natur. Dabei sollte man stets für Abwechslung sorgen, damit das intelligente Tier sich nicht mit dem immer selben Spielaufbau gelangweilt fühlt. Das fordert einige Kreativität. Als Halter sollte man daher auch auf selbst gebautes oder schnell improvisiertes Spielzeug setzen.
Richtige Haltung & Pflege
Aufgrund der Zuchtmerkmale der Ukrainischen Levkoy muss man bei der Haltung einiges beachten. Durch ihre Haarlosigkeit und die vielen Hautfalten entsteht erhöhter Pflegebedarf. Ihr empfindliche Haut sollte regelmäßig gereinigt werden. Daher sollte man sie an wöchentliche Bäder gewöhnen und sie in den Zeiträumen dazwischen mit pH-neutralen Feuchttüchern säubern. Putzt sich die Katze mit ihrer rauen Zunge, kann dies zu Mikroläsionen führen, die mit heilenden Cremes behandelt werden müssen.
Auch im Sommer und Winter ist mit einer Ukrainischen Levkoy Vorsicht geboten. Denn über die Haut verlieren sie viel Wärme, benötigen bei tiefen Temperaturen also viele warme Plätze oder sogar Kleidung. Im Sommer dagegen neigt ihre ungeschützte Haut zu Sonnenbrand. Daher ist für diese Katzenrasse auch eine Wohnungshaltung mit gelegentlichem gesichertem Freigang bei moderaten Temperaturen am besten geeignet.
Ernährung
Die Ukrainische Levkoy hat einen höheren Energiebedarf. Denn nicht nur hat sie eine stark ausgebildete Muskelstruktur, sondern verliert durch das fehlende Fell sehr viel Wärme. Daher sollte man auf besonders hochwertige Kost und vor allem einen hohen Proteinanteil setzen, der die Katze ausreichend versorgt.
Anfälligkeit für bestimmte Krankheiten
Die Liste der Krankheiten, die die Ukrainische Levkoy bekommen kann, ist lang. Von der Scottish Fold bekommt sie häufig dominant vererbten Defekt des FD-Gens mit. Dieser führt dazu, dass sich die Ohren eindrehen, allerdings verursacht der Defekt auch die sogenannte Osteochondrodysplasie. Diese schlimme Krankheit kann sämtliche Knorpel des Tieres betreffen und verschiedenste Symptomatiken inklusive Arthrose ab einem Alter von sieben Wochen auslösen. Die Folgen sind Lähmungen, Knochenverformungen und ein Leben lang schwere, chronische Schmerzen.
Auch die Haarlosigkeit der Don Sphynx bringt Probleme für die Ukrainische Levkoy mit sich. So sind sie nicht dazu in der Lage, Keratin auszubilden, was zu diversen Schäden führen kann, darunter am häufigsten schwere Zahnfehlstellungen und die Funktionseinschränkungen verschiedener Drüsen, die zum Beispiel für Schweiß- oder Milchproduktion wichtig wären.
Aus diesem Grund, kann jedem, der sich für eine Katze dieser Rasse interessiert, nur davon abgeraten werden, eine zu kaufen. Dies würde die Zucht dieser qualgezüchteten Tiere nur befeuern und weiteres Leid produzieren. Am besten schaut man sich im Tierschutz nach einer Ukrainischen Levkoy um, der man ihr Leben noch so schön wie möglich machen kann. Allerdings muss man sich auf hohe Tierarztkosten und einen verfrühten Tod des Tieres einstellen.
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Die Ukrainische Levkoy im Überblick
- Charakter: verspielt, menschenbezogen, anhänglich
- Größe: mittelgroß
- Gewicht: 3–5 kg, Kater etwas schwerer
- Fell: kaum vorhanden oder fehlend
- Pflege: extrem anspruchsvoll, sollte regelmäßig zum Tierarzt
- Besonderheiten: schlimme Qualzucht, sollte höchstens aus dem Tierschutz adoptiert werden