4. November 2024, 15:11 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
In den sozialen Medien macht sich ein neuer Trend breit. Darin wird Katzen ein Halsband angelegt, an dem eine Spielangel befestigt ist. Ein endloser Spielspaß für die Tiere, heißt es. Tatsächlich grenzt dies aber an Tierquälerei! PETBOOK-Redakteurin und Katzenexpertin Saskia Schneider erklärt, warum dieses Spielzeug für Katzen verboten werden sollte.
In den sozialen Medien gehen immer wieder fragwürdige Trends viral. Diesmal betrifft es ein neues Katzenspielzeug – zumindest kannte ich diese, sagen wir mal, „Beschäftigungsmöglichkeit“ für Katzen noch nicht. Dabei handelt es sich um eine Spielangel, die mithilfe eines Halsbands an der Katze befestigt wird. Bewegt sich das Tier, bewegt sich auch der an der Angel hängende „Köder“ – in der Regel eine mit Federn dekorierte Stoffmaus. Je mehr die Katze hinter der Beute herjagt, desto heftiger bewegt sich diese. Eine wilde Jagd entsteht.
Für Außenstehende mag es so aussehen, als ob die Katze dabei viel Spaß hat und sie sich sogar ganz allein beschäftigen kann – stundenlang. Dass dies jedoch an Tierquälerei grenzt, wissen die wenigsten. Und so warnen Accounts zu Recht vor diesem gefährlichen Trend.
Lustige Beschäftigung für Katzen?
Man muss nicht lange suchen und findet auf vielen Online-Shopping-Portalen verschiedene Modelle von besagtem Katzenspielzeug. Beworben werden die bunten Halsbandspielangeln mit Versprechungen wie „lustige Selbstbeschäftigung für deine Katze“, „hilft deinem Tier, aktiver zu werden“ oder „mit diesem Spielzeug kann deine Katze spielen, wenn du gerade beschäftigt bist“.
Eine besonders absurde Behauptung ist, dass diese Selbstbeschäftigung zur Stärkung der Bindung zwischen Tier und Halter beitragen soll. Seien Sie versichert: Das Gegenteil ist der Fall. Eher traumatisieren Sie Ihr Tier.
Warum dieses Katzenspielzeug verboten werden sollte
Es gibt gleich mehrere Gründe, warum solche Katzenspielzeuge nicht verkauft werden sollten. Der wichtigste ist, dass dieses Spiel bei den Tieren zu extremem Frust führen kann. Denn sie bekommen den kleinen Gegenstand an der Angel – in der Regel – nie zu fassen.
Das ist ähnlich wie beim Spiel mit dem Laserpointer. Die Katze jagt dem glühenden Punkt wie wild nach, kann ihn aber nie fangen. Beim Spiel mit der Katze geht es jedoch darum, die Jagd so realistisch wie möglich zu simulieren. Nur so macht es für die Tiere Spaß und lastet sie im Alltag aus. Vor allem für Wohnungskatzen sind regelmäßige Einheiten mit einem artgerechten Katzenspielzeug daher wichtig.
Spiel kann Katze aggressiv machen
Kann die Katze ihre Beute nie fangen, erzeugt dies enormen Frust. Vor allem, wenn sich die Tiere dabei immer wilder in die Jagd hineinsteigern, so wie man das auf vielen Videos sieht. Die Energie und der Frust, die sich dabei anstauen, müssen sich irgendwann wieder entladen. Meist über aggressives Verhalten gegenüber Mitkatzen, Gegenständen, aber auch Menschen. Damit ist dieses Katzenspielzeug also nicht nur eine Gefahr für die Tiere, sondern auch für ihre Halter.
Aber selbst, wenn Katzen nicht gleich aggressiv werden, kann der Frust über lange Zeit zu Verhaltensstörungen führen wie beispielsweise Depressionen, Nervosität, Wundlecken oder auch Unsauberkeit. Das sind natürlich extreme Ausprägungen, aber eins ist sicher: Spaß macht dieses Spiel keiner Katze.
Hohe Verletzungsgefahr
Ein weiterer Grund, warum ich als Expertin für Katzenverhalten vor solch einem Katzenspielzeug warne, ist das hohe Verletzungsrisiko. Gerade junge Kätzchen können sich im Spiel verlieren. Bei der Jagd sind sie dann so sehr auf die Beute fixiert, dass sie alles um sich herum vergessen. Nicht selten passiert es dann, dass sie gegen Türen oder Wände rennen, von Schränken fallen und sich ernsthaft verletzen.
Dazu kommt, dass das Katzenspielzeug am Hals der Tiere befestigt wird. Schaut man sich die Konstruktion an, werden die Halsbänder fest verschlossen. Einen Sicherheitsverschluss, der sich im Notfall öffnet, falls das Tier hängen bleibt, gibt es nicht. Damit ist die Möglichkeit gegeben, dass sich die Katze im Spiel erwürgen kann. Vor allem, wenn die Halter ihr Tier unbeaufsichtigt spielen lassen. Immerhin wird ja damit geworben, dass die Katze sich „allein beschäftigt“, wenn man gerade keine Zeit hat.
Katzenspielzeug kann Tiere traumatisieren
Schließlich kommt hinzu, dass viele Katzen mit Panik reagieren, wenn etwas an ihnen befestigt wird. Das kann auch schon eine Leine an einem Geschirr sein. Bei der Angel befindet sich der potenziell angstauslösende Reiz auch noch direkt im Sichtfeld des Tieres. Sollte die Katze also tatsächlich Angst davor bekommen und in Panik verfallen, wird sie auch noch ständig von dem Spielzeug verfolgt. Das kann die Tiere schlimmstenfalls traumatisieren.
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Katzenspielzeug – darauf sollten Sie achten
Wer seiner Katze eine Freude machen will, sollte lieber auf andere Spiele setzen. Dabei sind folgende Punkte wichtig:
- Spielzeug muss möglichst viele Sinne der Katze bedienen (Sehen, Riechen, Fühlen, Schmecken)
- Spielzeug sollte aus sicherem Material bestehen
- Katzenspielzeug sollte vom Halter bewegt werden können, um realistisch wirkende Jagdspiele zu ermöglichen
- Katzen sollten niemals unbeaufsichtigt spielen
Wer sich ein interaktives Spielzeug wünscht, mit dem die Katze sich allein beschäftigen kann, sollte auf Fummelbretter setzen. Das sind kleine Puzzle, in denen die Katze Leckerli aus Röhren, Öffnungen oder verschlossenen Fächern angeln muss. Das sorgt für geistige Auslastung und fördert das Selbstbewusstsein der Tiere – vorausgesetzt, die Rätsel sind nicht zu schwer.