6. Januar 2024, 8:21 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Das Miauen von unseren Katzen hat sich vor allem im Zusammenleben mit uns Menschen ausgeprägt. Doch auch von Natur aus nutzen die Tiere es, um untereinander zu kommunizieren. Aber können auch Großkatzen wie Tiger oder Löwen miauen? PETBOOK-Redakteurin und Verhaltensbiologin Saskia Schneider ist dieser Frage einmal nachgegangen.
Hunde bellen und Katzen miauen. Beide Kommunikationsformen haben sich vor allem im Zusammenleben mit uns Menschen herausgebildet. In der Natur setzen Katzenkinder die Laute ein, um nach ihrer Mutter zu rufen. Später miauen ausgewachsene Katzen eigentlich eher selten – es sei denn, sie leben mit Zweibeinern zusammen. Denn diese reagieren hervorragend auf diese Kommunikationsform. Aber wie sieht es bei Großkatzen aus? Können diese auch miauen? Schließlich können die wilden Verwandten unserer Hunde – die Wölfe – auch nicht wirklich bellen.
Großkatzen brüllen, Katzen miauen?
Die meisten denken bei Geräuschen, die von Großkatzen wie Tigern oder Löwen kommen, an ein Brüllen. Aber wussten Sie, dass gar nicht alle Großkatzen brüllen können?
Die Familie der Katzen, die sogenannten Felidae, teilt sich in zwei Gruppen ein:
- Die Großkatzen, Pantherinae, zu denen Löwen, Tiger, Leoparden, Jaguare, Schneeleoparden und Nebelparder gehören, und die
- Felinae, zu denen alle anderen Katzen wie Geparden, Pumas, Luchse und Ozelots sowie die Hauskatze zählen.
Dabei können nur die Vertreter der Pantherinae wirklich brüllen. Den Ton erzeugen sie mithilfe eines elastischen Bands, das Epihyoideum genannt wird.
Hauskatzen und Wildkatzen aus der Unterfamilie der Felinae, wie der Gepard, haben stattdessen ein knöchernes Element, das sowohl die schnurrenden als auch die miauenden Laute erzeugt. Die Kehle dieser Katzen enthält zudem ein starkes Zungenbein, das ihren Kehlkopf in der Nähe der Schädelbasis einschließt und ihre Stimmlippen verkürzt, sodass sie in der Lage sind, zu miauen und zu schnurren.
Auch interessant: Wie schnurren Katzen eigentlich?
Warum miauen Katzen?
Dies bedeutet jedoch nicht, dass Großkatzen wie Tiger oder Leoparden nicht in der Lage sind, Miau-ähnliche Laute zu erzeugen. Auch sie haben Stimmbänder, mit denen sie neben dem Brüllen verschiedene Töne erzeugen können. Diese nutzen die Katzen vor allem in der Kommunikation über größere Entfernungen. Etwa, um potenzielle Partner zu finden.
Bei Löwen, die als einzige Katzenart in Sozialverbänden leben, gibt es zudem einen speziellen Gruppenruf, um mit den Mitgliedern der Familie über Distanz Kontakt zu halten. Allerdings klingt dies wenig nach einem Miau, sondern eher, als würde ein Stier grölen.
Die Laute von Tigern kommen dem Miauen schon näher, sind aber viel tiefer. Dahingegen kann man die Geräusche, die Geparden oder Pumas machen, schon eindeutig als Miau interpretieren.
In diesem Video kann man sich die verschiedenen Geräusche von Großkatzen einmal anhören:
Großkatzen, die in Wäldern leben, miauen höher
Doch nicht nur die Größe der Katzen und ihre Anatomie spielen beim Miauen eine Rolle, sondern auch ihr Lebensraum. So fanden die Biologen Gustav Peters und Marcell Peters vom Zoologischen Forschungsmuseum in Bonn heraus, dass Katzen, die in offenen Lebensräumen wie der afrikanischen Ebene lebten, dazu neigten, mit tiefen Rufen zu kommunizieren. Katzen wie der Nebelparder, die in bewaldeten Lebensräumen lebten, hatten hingegen hohe Rufe.
Wirklich erklären konnten sich die Wissenschaftler das nicht, denn eigentlich werden hochfrequente Geräusche leichter durch die Vegetation in Wäldern gestört, während sich niederfrequente Geräusche in offenen Räumen weniger gut ausbreiten, weil sie dort durch Luftturbulenzen gestört werden können. Warum sich die Katzenrufe also so gegensätzlich entwickelt zu scheinen haben, muss weiter untersucht werden.
Auch Großkatzen setzen Miau gegenüber Menschen ein
Unsere Hauskatzen sind also nicht die einzigen Vertreter der Felidae, die Miauen können. Theoretisch können alle Großkatzen Geräusche mit ihrer Stimme erzeugen, die mehr oder weniger einem Miauen ähneln, aber dieselbe Funktion haben: Partnersuche und Kontaktaufnahme zu Artgenossen, insbesondere Muttertieren.
Im Zusammenleben mit uns Menschen haben unsere Hauskatzen gelernt, dass sie mit uns über Miauen kommunizieren können. Aber auch größere Katzen sind dazu anscheinend in der Lage. So berichteten Mitarbeiter der Organisation Big Cat Rescue in Tampa, Florida, über einen sehr freundlichen Puma, der seinen Pfleger mit einem lauten Schnurren begrüßte und mit Miauen antwortete, wenn man ihn ansprach.
Quellen
- Peters, G., Peter, M. K. (2010) Long-distance call evolution in the Felidae: effects of body weight, habitat, and phylogeny. Biological Journal of the Linnean Society, 2010, 101, 487–500
- Weissengruber, G. E., Forstenpointner, G., Peters, G., Kübber-Heiss, A., Fitch, W. T. (2002) Hyoid apparatus and pharynx in the lion (Panthera leo), jaguar (Panthera onca), tiger (Panthera tigris), cheetah (Acinonyx jubatus) and domestic cat (Felis silvestris f. catus). Journal of Anatomy, 2002, 201 (3), 195-209
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Weitere Quellen
- laughingsquid.com, „A Friendly Visit With a Rescued Cougar, The Biggest Species of Cats That Meow Rather Than Roar“ (aufgerufen am 04.01.2024)
- smithsonianmag.com, „Why Some Kitties Meow and Others Roar“ (aufgerufen am 04.01.2024)