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Filmkritik

Neuer „Garfield“-Film im Kino – für Katzenfreunde nur eingeschränkt zu empfehlen

Garfield beim Lasagne-Essen aus dem Film „Garfield – Eine extra Portion Abenteuer“
PETBOOK-Redakteurin Saskia Schneider war bei der Premiere des neuen Garfield-Kinofilms dabei. Leider enthält bereits der Plot ein für Katzenkenner absolutes No-Go. Foto: 2024 Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH
Porträt Saskia Schneider auf dem PETBOOK Relaunch
Redaktionsleiterin

7. Mai 2024, 12:02 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Garfield ist zurück auf der Kinoleinwand! Im neuen Animationsfilm „Garfield – eine extra Portion Abenteuer“ gerät der orangefarbene Kater unfreiwillig von einer heiklen Situation in die andere. Animationsfans kommen hier voll auf ihre Kosten – aber lohnt sich der Film auch für eingefleischte Garfield-Fans und Katzenkenner? PETBOOK-Redakteurin Saskia Schneider war bei der Premiere dabei.

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Er ist selbstverliebt, faul und frisst seinem Menschen die letzten Haare vom Kopf. Auf den ersten Blick klingt diese Beschreibung eigentlich ziemlich unsympathisch. Trotzdem ist Garfield wohl eine der bekanntesten und beliebtesten Comic-Katzen auf der Welt. Denn er hat auch viele Eigenschaften, mit denen wir uns identifizieren können: Er hasst Montage, liebt es, zu essen und macht eben immer genau das, worauf er Lust hat. Alles stets mit einer guten Prise Humor und Sarkasmus. Mit dem neuen Film „Garfield – Eine extra Portion Abenteuer“ kommt der Kult-Kater jetzt zurück auf die Kinoleinwand.

Am 5. Mai feierte der Animationsfilm in Berlin Kinopremiere (PETBOOK berichtete). Darin wird ein Teil von Garfields Geschichte erzählt, der den Fans bisher verborgen blieb: die von seinem Vater. Dieser ist ein struppiger Straßenkater namens Vic. Er und Sohn „Junior“ verlieren sich und treffen sich unerwartet erst Jahre später, als Garfield bereits das Luxusleben einer Hauskatze führt.

Film setzt Garfield erfolgreich in die heutige Zeit

Der Charakter Garfield beruht auf den Comics von Jim Davis, die in den 1970er-Jahren regelmäßig in US-amerikanischen Zeitschriften erschienen. Es war der Start einer Erfolgsgeschichte. So schaffte es der Kater nicht nur in unzählige Comic-Bände, sondern auch in Hörspiele, Zeichentrickserien und mehrere Kinofilme. Nicht zu vergessen die zahlreichen Merchandise-Produkte. Wer hatte nicht einen grinsenden Garfield mit Saugnäpfen an der Autoscheibe kleben?

„Garfield – eine extra Portion Abenteuer“ setzt den Kult-Kater erfolgreich in die heutige Zeit. So bestellt sich Garfield sein Essen per App und lässt die Ware gleich per Drohnen liefern. Er schaut „Catflix“ und suhlt sich dabei auf einem Fernsehsessel mit eingebautem Dolby-Surround-System. Sogar zur Kommunikation nutzen Garfield und seine Mitstreiter im Film neueste Technik. Denn getreu dem Comic, in denen Garfield nur in Sprechblasen denkt, verstehen auch die Menschen im Film nicht, was die Katzen (oder Hunde) sagen.

Im Gegensatz zu einigen anderen Kinoverfilmungen sind die Animationen im neuesten Garfield-Film sehr getreu den Zeichnungen der Comics von Jim Davis und mit viel Liebe zum Detail umgesetzt. Die Geschichte ist kurzweilig und voller kleiner, gut platzierter Gags, die sich durch den Film ziehen und nicht nur im Abspann vorkommen.

Deutsche Synchronisation trägt maßgeblich zum Filmspaß bei

Einen großen Teil des Witzes und der Liebenswürdigkeit der Charaktere machen auch die Synchronstimmen aus. Diese wurden eine der letzteren Umsetzung von Garfield für die große Leinwand zum Verhängnis. So erhielt „Garfield – der Film“, der 2004 in die deutschen Kinos kam, sowohl von der Presse als auch dem Publikum verhältnismäßig schlechte Bewertungen. Dabei war einer der großen Kritikpunkte die Synchronstimme Garfields, der von Thomas Gottschalk gesprochen wurde.

In „Garfield – eine extra Portion Abenteuer“ leiht Komiker und Schauspieler Hape Kerkeling dem Kater seine Stimme – und macht einen hervorragenden Job. Auch Anke Engelke, die die Perserkatze Jinx spielt, leistet als charmante Bösewicht-Rolle ganze Arbeit. Neben Schauspieler Aurel Mertz und Social-Media-Star AnniTheDuck ist auch Synchronsprecher-Legende Engelbert von Nordhausen als Sprecher von Garfields Vater Vic mit von der Partie, den man vor allem als Feststimme der Schauspieler Samuel L. Jackson und Bill Cosby kennt.

Unterschiede zum Originalcomic

Der Film behandelt eines der großen Mysterien um Garfield, das bisher nie aufgelöst wurde, nämlich die Geschichte um seinen Vater. In den Comic-Strips lernt man dort lediglich Garfields Mutter Sonja kennen, die in der Pizzeria lebt, in der Garfield geboren wurde. Daneben gibt es auch noch den Großvater Garfields, den er aber nur selten sieht. Beide Charaktere kommen im Film nicht vor. Stattdessen lernen wir Vic als Garfields Vater kennen, der seinen Sohn „Junior“ kurz aus den Augen lässt, um nach Essen zu suchen, und so verliert.

Auch die Beziehung zu Odie ist sehr viel freundlicher als in den originalen Comics. Darin tritt Garfield den kleinen Hund mit Vorliebe vom Tisch, frisst ihm sein Futter weg und spricht sich generell gegen Hunde aus. Im Animationsfilm schwankt Odies Rolle zwischen Freund und Assistent. Er sorgt hauptsächlich dafür, dass es dem Kater an nichts fehlt, ist aber auch – wie im Comic – schlauer und gewiefter als es zunächst den Anschein macht.

Spinnen, Binky der Clown und Teddy Pooky in Details versteckt

Trotzdem kommen auch eingefleischte Garfield-Fans auf ihre Kosten. So sind viele Dinge und Charaktere, die typischerweise zu Garfields Leben gehören, in den Film integriert. Neben Liz, der von Garfield verhassten Tierärztin, wird der Kater auch immer wieder von Spinnen geplagt, die er in den Comics mit Leidenschaft platt macht.

Oft verstecken sich viele Dinge in kleinen Details wie Binky der Clown auf einer Cornflakes Packung. Auch Garfields geliebter Teddybär Pooky ist zu sehen und sogar Nermal – das süßeste Kätzchen der Welt – taucht am Ende kurz auf. Garantiert lassen sich beim zweiten Mal schauen vom Film noch mehr solcher „Ostereier“ entdecken.

Für Katzenliebhaber nur eingeschränkt zu empfehlen

Leider zeigt der Film auch ein paar bedenkenswerte Dinge, wenn es sich um Katzen dreht. So dürfte Katzenliebhabern schon der Hauptplot sauer aufstoßen. Bei „Garfield – Eine extra Portion Abenteuer“ trinken die Tiere nämlich am liebsten Kuhmilch. Bösewicht Jinx schlürft diese mit Vorliebe, wie einen guten Wein, aus einem Gläschen. Dabei sollte längst klar sein, dass diese für Katzen absolut nicht geeignet bzw. unverträglich ist und im schlimmsten Fall zu schweren Durchfällen – vor allem bei jungen Tieren – führen kann. Ironischerweise heißt der Betrieb, den Garfield und sein Vater überfallen, auch noch „Lactose-Farms“. Er ist also genau nach dem Bestandteil benannt, den Katzen nicht vertragen.

Jetzt werden vielleicht einige sagen: „Es ist doch nur ein fiktiver Charakter!“ Schließlich verschlingt Garfield alles Mögliche, was Katzen nicht fressen sollten – auch in den Comics. Allerdings herrscht heute ein anderer Zeitgeist. Zudem ist das Milchtrinken nichts, was explizit zu Garfield gehört wie Lasagne oder Pizza. Auch der Badetag, der im Film für viele Lacher sorgt, ist nichts, was in den originalen Comics stattfindet.

Es sind Stereotypen von Katzen, der eigentlich vor 20 Jahren schon überholt waren. Zudem richtet sich der Film auch an Kinder, die dadurch den Eindruck erhalten, Kuhmilch wäre für Katzen der leckerste Snack der Welt – denn das vermittelt die Handlung im Film – und auf die Idee kommen können, der eigenen Katze Zuhause damit eine Freude machen zu wollen.

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Film-Clips zeigen kritische Inhalte

Im Film schaut Garfield auf „Catflix“ Videoclips von echten Katzen, die vielen aus den sozialen Netzwerken bekannt sein werden und beim Publikum – vor allem im Abspann – für viele Lacher sorgen. Neben wirklich niedlichen Szenen wie spielenden und kuschelnden Kätzchen werden aber leider auch kritische Videos gezeigt. So sieht man verhaltensgestörte Katzen, die ihren eigenen Schwanz jagen, sichtbar ängstliche oder gestresste Tiere und auch Qualzuchten wie die Scottish Fold.

Hier hätte ich mir seitens der Filmemacher mehr Sensibilität gegenüber dem Thema gewünscht. Denn für Katzenkenner und -liebhaber hinterlassen diese Szenen einen bitteren Nachgeschmack nach einem eigentlich sehr gelungenem Animationsfilm.

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