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PETBOOK klärt auf

Was hinter dem Phänomen der „Crazy Cat Lady“ steckt

Was ist dran am Klischee der „Crazy Cat Lady“?
Was ist dran am Klischee der „Crazy Cat Lady“? Foto: Getty Images
Anna Engberg mit ihrer Katze
Anna Engberg

12. Mai 2024, 8:31 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Die verrückte, meist in die Jahre gekommene Katzenliebhaberin entpuppt sich als Klischee, wenn man einen Blick in die europäische Kultur-, Musik- und Filmgeschichte wirft: Katzen inspirieren und begeistern. Katzenfans gibt es schon lange und sie sind bei weitem nicht alle weiblich. PETBOOK räumt auf mit dem Stereotyp der „Crazy Cat Lady“.

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Wer kennt sie nicht: die berüchtigte „Crazy Cat Lady“ Eleanor Abernathy aus der US-Kultserie „Simpsons“. Sie ist immer von einer großen Zahl Katzen umgeben – und wirft bevorzugt mit ihnen um sich. Was sich kurios anhört, beschreibt das etablierte Klischee einer älteren, alleinlebenden Frau, die eine oder meist sogar mehrere Katzen hält. 
 
Das wäre an sich noch nichts Bemerkenswertes, würde die „Crazy Cat Lady“ nicht zudem als Alkoholikerin, Nerd, Messie oder gar psychisch krank abgestempelt – und das nicht nur bei den Simpsons. Grund genug für uns bei PETBOOK einmal nachzuforschen, ob an dem gängigen Stereotyp tatsächlich etwas dran ist. 

Katzenlady Taylor Swift hat Markenbotschafter-Tiere

Nehmen wir insbesondere die weltberühmte US-Sängerin und Songwriterin Taylor Swift, die sich selbst als stolze Cat Lady bezeichnet. Sie ist sogar eine dreifache Katzenmama: „Benjamin Button“, „Meredith Grey“ und „Olivia Benson“ heißen ihre drei Miezen, um die sich Swift liebevoll kümmert.  

Ihre Scottish Fold Olivia taucht sogar in Taylor Swifts Musikvideos und Werbeclips auf und hat inzwischen mit einer persönlichen Merchandise-Kollektion laut Schätzungen rund 97 Mio. US-Dollar erwirtschaftet. In einem Werbespot für Diät-Cola verschafft die Sängerin dem schlechten Image der verrückten Katzenlady ein überaus positives Rebranding. 

Schriftsteller, Schauspieler, Stil-Ikonen: Eine Geschichte voller Crazy Cat Ladys

Wirft man einen Blick in die europäische Kulturgeschichte der letzten 200 Jahre, fallen auf einen Schlag weitere berühmte Cat Ladys ins Auge: Unter den Schriftstellerinnen ist die Krimi-Autorin Agatha Christie wohl eine der bekanntesten. Ihre Katzen inspirierten sie so sehr, dass sie als Begleiter in ihren Geschichten auftauchen. Ebenso war die Autorin des inzwischen sogar verfilmten Bestsellers „Little Women“, Louisa May Alcott (1832–1888) eine Katzenliebhaberin – mit einer besonderen Vorliebe für ihre Katze „Kitty“. 
 
Die 1962 verstorbene First Lady Eleanor Roosevelt, Ehefrau des 32. US-Präsidenten Franklin D. Roosevelt, outete sich gleichfalls als Tierfreundin und Katzenliebhaberin: Sie setzte sich für den Tierschutz ein und forderte Respekt vor dem Leben, das ihrer Ansicht nach bereits in den Schulen vermittelt werden solle.  
 
Unter den Filmstars und Stil-Ikonen war Audrey Hepburn wohl einer der größten Katzenfans, die sich ebenfalls für den Tierschutz einsetzte: Im US-Filmklassiker „Frühstück bei Tiffany“ (1961) spielte sie sogar beruflich an der Seite einer Katze.

Was sagt die Wissenschaft über das Phänomen?

Eine Studie aus dem Jahr 2019 räumt jedoch auch mit wissenschaftlichen Daten Vorurteile aus der Welt. Nicht nur sind Haustierbesitzer sensibler, wenn es um ihre Tiere geht, sie erkennen auch, wenn es ihnen schlecht geht. Diese Reaktion wird ganz ähnlich wie die von Eltern, die ihre Kinder weinen hören, beschrieben. In der Studie zeigte sich aber auch, dass Katzenbesitzer nicht weniger mental stabil als andere. Sie hatten auch keine Probleme damit, mit Menschen Beziehungen einzugehen, was das Stereotyp ja häufig als Wahrheit über „Crazy Cat Ladys“ verkauft.1

Weitere Studien belegten im Gegenteil,

  • dass Katzenbesitzer wenige negative Emotionen und Gefühle der Isoliertheit verspürten, ⁣2
  • 79 Prozent angaben, ihre Katzen seien für sie enge Familienmitglieder, was ihr Wohlbefinden deutlich verbesserte3
  • und dass Menschen nicht „seltsam“ werden, wenn sie viele Katzen um sich herum haben, sondern dass sich die Stimmung der Menschen vielmehr auf die Tiere überträgt.4

Männliche „Cat Ladys“: Karl Lagerfeld & Co.

Und dann wäre da noch der Gender-Aspekt, der bei dem „Crazy Cat Lady“-Klischee vollkommen außer Acht gelassen wird – denn die Katzenliebe macht auch vor Männern nicht halt: So finden sich allein in meinem persönlichen Bekanntenkreis etliche katzenliebende Männer.  

Am bekanntesten unter den „Cat Gents“, wie man diese Sorte von Katzenliebhabern fairerweise nennen müsste, ist der 2019 verstorbene, deutsche Modedesigner Karl Lagerfeld, dessen Birmakatze „Choupette“ häufig in den Medien zu sehen war. Die Liste ließe sich endlos fortsetzen – vom Schauspieler Keanu Reeves über den Rockmusiker Freddie Mercury (Queen) bis zu den US-Schriftstellern Ernest Hemingway und Mark Twain. 

Auch auf Instagram tummeln sich bekannte Autoren, Stars und Musiker, die sich öffentlich zu ihrer Katzenliebe bekennen: Einer von ihnen ist unter anderem der britische Sänger und Songwriter Ed Sheeran, der auf dem Instagram-Account seiner Katzen Calippo und Dorito lustige Alltagsmomente festhält und mit Fans und Followern teilt. Seiner Katze „Graham“ hat er sogar einen eigenen Song gewidmet. Allerdings zeigt sich hier auch, welchen Einfluss berühmte Menschen wie Ed Sheeran und Taylor Swift haben können, die Qualzuchten der Rasse Scottish Fold in den Medien präsentieren – und andere dazu inspirieren, sich diese krank gezüchteten Tiere anzuschaffen.

Auch interessant: Was wurde eigentlich aus Karl Lagerfelds Katze „Choupette“?

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Fazit: Die Crazy Cat Lady gibt es gar nicht!

Auch in meinem inzwischen deutlich gewachsenen Bekanntenkreis von Katzenhaltern gibt es die ein oder andere Person mit drei Katzen. Die Gründe dafür sind vielfältig: mal handelt es sich um ungeplanten Nachwuchs, mal um bewusste Mehrkatzenhaltung aus reiner Leidenschaft und Liebhaberei. Definitiv sind Katzenhalterinnen nicht verrückter, exzentrischer oder sozial isolierter als andere Menschen. Im Gegenteil: Oft sorgt das Kätzchen im Haushalt sogar für den Aufbau einer lokalen „Cat Community“ neben dem Freundeskreis.  
 
Sowohl Männer als auch Frauen halten gerne Katzen als Haustiere und pflegen liebevolle und gesunde Beziehungen zu ihnen, ohne die negativen Merkmale, die vielfach mit dem Klischee der „Crazy Cat Lady“ verbunden sind. Blickt man auf die Riege an bekannten VIPs, die Katzen halten, werden außerdem zwei Dinge klar: Cat Ladies sind oft sehr modern und trendbewusst – müssen sich ihrer Verantwortung als Vorbild jedoch auch bewusst sein.

Zudem sind Katzen mit ihrer charmanten und unabhängigen Art unglaublich inspirierend für Künstler aus jedem Genre. Es ist also an der Zeit, dass wir das alte Stereotyp verabschieden und den „Cat Fellow“ alias Katzenfreund am besten ganz genderneutral und positiv neu definieren.

Quellen

  1. Parsons, C. E., LeBeau, R. T., Kringelbach, M. L., & Young, K. S. (2019). Pawsitively sad: pet-owners are more sensitive to negative emotion in animal distress vocalizations. Royal Society open science, 6(8), 181555. ↩︎
  2. Turner, D. C., Rieger, G., & Gygax, L. (2003). Spouses and cats and their effects on human mood. Anthrozoös, 16(3), 213-228. ↩︎
  3. Bouma, E. M. C., Reijgwart, M. L., Martens, P., & Dijkstra, A. (2024). Cat owners’ anthropomorphic perceptions of feline emotions and interpretation of photographs. Applied Animal Behaviour Science, 270, 106150. ↩︎
  4. Finka, L. R., Ward, J., Farnworth, M. J., & Mills, D. S. (2019). Owner personality and the wellbeing of their cats share parallels with the parent-child relationship. PloS one, 14(2), e0211862. ↩︎
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