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Verbreitetes Vorurteil

Sagen die Fellfarben von Katzen etwas über ihren Charakter aus?

Eine orange Katze dreht sich auf den Rücken und macht komische Verrenkungen
Gerade orangen Katzen wird nachgesagt, dass sie manchmal Dinge tun, die für niemanden außer ihnen selbst einen Sinn ergeben Foto: Getty Images
Louisa Stoeffler
Redakteurin

16. Oktober 2023, 14:29 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Orange Katzen sind ein bisschen verrückt, aber verschmust. Weiße Katzen geben sich nicht gern mit anderen ab. Alles nur Vorurteil oder lässt sich an der Fellfarbe einer Katze tatsächlich einiges über ihren Charakter ablesen?

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Immer wieder hört man, dass die Fellfarbe von Katzen Auswirkungen auf ihren Charakter haben soll. Dieses Vorurteil ist so verbreitet, dass sich Aussagen zu Katzen mit bestimmten Fellfarben in den sozialen Medien als absolute Wahrheit gesammelt wiederfinden. Besonders Katzen, die rotes oder oranges Fell traten, wird oft nachgesagt, dass sie ihren ganz eigenen Kopf haben. Manchmal wird ihnen sogar attestiert, dass sie ganz besonders verfressen sind. Dies geht wahrscheinlich auf die wohl berühmteste Exotic Shorthair der Welt, Comic-Kater Garfield, zurück. Doch gibt es auch wissenschaftliche Beweise dafür? Das und mehr erklärt PETBOOK im Folgenden.

Wie sich die unterschiedlichen Fellfarben auf den Charakter von Katzen auswirken sollen

Immer wieder liest man sogar auf Webseiten von Tierärzten darüber, wie sich Fellfarben bei Katzen auf den Charakter auswirken sollen. Darunter finden sich Aussagen wie die folgenden:

  • Weiße Katzen sollen besonders elegant wirken. Zudem werden sie als gelassen und ruhig beschrieben, allerdings brauchen sie wohl auch viel Zuneigung und fordern vom Halter aktiv Aufmerksamkeit ein. Manche nehmen sie auch als unnahbar wahr.
  • Orange, rote und rot-weiße Katzen gelten als verfressen, sollen zu eher ungewöhnlichem Verhalten neigen, neugierig und sehr auf den Halter geprägt sein.
  • Graue Katzen gelten als besonders verspielt und neugierig, sollen aber eine eher geringe Selbstbeherrschung haben.
  • Schwarze Katzen sollen einen unvorhersehbaren Charakter haben, Fremden gegenüber eher scheu, ihrer Bezugsperson gegenüber aber sehr anhänglich sein.
  • Calico oder Schildpatt wird nachgesagt, dass sie besonders verspielt, aber auch schnell reizbar sind.
  • Tabby oder getigerte Katzen sollen ganz besonders abenteuerlustig sein.
  • Schwarz-weiße Katzen sollen besonders intelligent sein.
  • Braune Katzen sollen sehr intelligent und spielfreudig sein, miauen aber, laut Vorurteil, auch besonders viel.

Doch wie viel Wahrheit steckt hinter den verschiedenen Aussagen über Fellfarben und Charakter? Besonders bei roten, bzw. orangen Katzen muss man bedenken, dass sie zum Großteil männlich sind, sich ihre Charaktereigenschaften also eher durch ihr Geschlecht bedingen könnten, als durch ihre Farbe. Wie sich die generellen Charaktere von Katern und Kätzinnen unterscheiden, können Sie in diesem Artikel nachlesen: Kätzin oder Kater? Das sind die Unterschiede in der Haltung.

Fellfarben bei Katzen – die Studienlage

Zu dem Thema Fellfarben bei Katzen und ob sie sich wirklich auf ihren Charakter auswirken, gab es ein paar Studien. Jedoch finden sich nur wenig wissenschaftliche Belege für Persönlichkeitsmerkmale oder Verhaltensassoziationen bei Katzen mit verschiedenen Fellfarben. Denn die Annahme, dass die Fellfarben einen Einfluss auf das Verhalten hat, ist eher kulturell bedingt als statistisch belegbar. So führen die Vorurteile beispielsweise bei schwarzen Katzen dazu, dass sie weniger häufig adoptiert werden. Mehr dazu lesen Sie in diesem Artikel: Warum schwarze Tiere nicht so häufig adoptiert werden wie andere.

Die Wissenschaft hat sich vielmehr mit den verbreiteten Vorurteilen von Haltern beschäftigt. So zeigte eine Untersuchung im Jahr 2012 der Universität Berkeley in Kalifornien, dass Halter bestimmten Fellfarben Attribute und Persönlichkeitsmerkmale zuschreiben. Die Untersuchung von 189 Katzenbesitzern ergab, dass sie der Meinung waren, orange Katzen seien freundlich, weiße Katzen seien erhaben und distanziert, dreifarbige seien wenig tolerant. Allen Katzen – unabhängig von ihrer Fellfarbe – wurde Sturheit attestiert.

Auch interessant: Sind dreifarbige Katzen immer weiblich?

»Was Menschen glauben, hat ernsthafte Auswirkungen auf Katzen

In einer Pressemitteilung der Universität äußerte sich der Erstautor der Studie Mikel Delgado dazu wie folgt: „Bislang gibt es kaum Beweise dafür, dass diese wahrgenommenen Unterschiede zwischen verschiedenfarbigen Katzen tatsächlich existieren, aber es hat ernsthafte Auswirkungen auf Katzen, wenn Menschen glauben, dass einige Katzenfarben freundlicher sind als andere.“

In einer weiteren Studie von 2015 konnte zudem kein signifikanter Unterschied zwischen dem Aggressionspotenzial verschiedenfarbiger Katzen nachgewiesen werden. Für diese Untersuchung wurde ein Online-Fragebogen erstellt, der wiederum Vorurteile gegenüber bestimmten Fellfarben nachwies. Diese ließen sich aber weder bei einem Gang zum Tierarzt, noch bei täglicher Interaktion oder im Umgang mit dem Halter beweisen.

Louisa Stoeffler, PETBOOK-Redakteurin

Mein persönliches Fazit

„Es ist – nach allem, was wir bisher wissen – nicht erwiesen, dass Fellfarben bei Katzen einen Einfluss auf ihren Charakter oder ihre Persönlichkeit haben. Allerdings scheint die Studienlage zu diesem Thema auch noch eher unausgereift.
Ich selbst habe als Katzensitterin schon Katzen aller erdenklichen Farben und verschiedenste Rassen erlebt. Die Tiere sind meist individuell so verschieden, dass ich sagen kann, dass Farbe im Fell sehr wenig Einfluss auf den Charakter der Katzen hatte.
Allerdings konnte ich bei meinen eigenen Katzen eindeutige Unterschiede in der Persönlichkeit wahrnehmen. Minka erfüllte voll das Klischee einer weißen Katze. Sie war unglaublich gelassen und sehr menschenbezogen, setzte sich aber auch gern demonstrativ in Szene. Remo dagegen entspricht voll dem Stereotyp des orangen Katers. Er macht manchmal unverständliche Dinge oder hat kleine Ausraster. Zudem liebt er interaktives Spiel mehr als jede andere Katze, die ich je kennengelernt habe.
Vielleicht halten sich die Stereotype über Fellfarben auch deshalb so hartnäckig, weil mache Farben prozentual überdurchschnittlich häufig vorkommen. Wenn die eigenen Vorstellungen und Überzeugungen jedoch dazu führen, dass schwarze Katzen länger im Tierheim sitzen, finde ich dies durchaus problematisch. “Louisa Stoeffler, PETBOOK-Redakteurin
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Quellen

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