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DNA-Untersuchung

Rätsel um die seltene „Salmiak“-Zeichnung bei Katzen gelöst

Zwei Salmiak-Katzen sitzen auf dem Boden
Wer sich bei diesen Katzen an finnisches Lakritz erinnert fühlt, der hat etwas mit den Forschern gemeinsam, die diese seltene Fellfarbe analysiert haben Foto: Ari Kankainen / courtesy of the cat owners / CC BY 4.0 DEED
Louisa Stoeffler
Redakteurin

24. Mai 2024, 16:21 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Bei Hauskatzen gibt es die unterschiedlichsten Fellzeichnungen und -muster. Manche davon entstehen durch Zucht, andere wiederum spontan. Und der Vielfalt scheinen keine Grenzen gesetzt, wie das äußerst seltene „Salmiak“-Fell bei finnischen Katzen, das erst vor wenigen Jahren erstmals beschrieben wurde, zeigt. Forscher konnten nun aufdecken, was dahintersteckt.

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Die Fellfarben von Katzen sind so vielfältig, dass man selten ein Tier findet, dass genauso aussieht wie ein anderes. Die verschiedenen Muster entstehen, so weiß man durch genetische Untersuchungen, durch verschiedene Marker in der DNA. Katzen können durch diese verschiedenen Informationen rotes oder schwarzes Fell bekommen, können gescheckt oder gefleckt sein. Doch manche Fellzeichnungen sind so besonders, dass sie nicht nur Katzenliebhaber, sondern auch die Wissenschaft faszinieren. Eine davon ist die sogenannte „Salmiak“-Zeichnung, die so selten ist, dass Forscher der Universität Helsinki und weiteren Forschungsinstituten sie nun erstmals untersuchten und enträtseln konnten, wie sie entsteht.

Wie „Salmiak“-Fell bei Katzen aussieht

Salmiak ist eine Art salziges Lakritz, das aus Finnland stammt und in Skandinavien, aber auch in Deutschland, von einigen Fans gern verzehrt wird. Doch seit 2019 tragen auch ein paar Katzen mit einer sehr seltenen Zeichnung den Beinamen „Salmiak“ – auf Englisch auch „salty liquorice“ genannt. Sie zeigte sich das erste Mal 2007 bei finnischen Hauskatzen und bei einer auf russischem Staatsgebiet, die jedoch nie näher untersucht wurde. Deshalb kennt man dieses Phänomen auch noch unter dem Begriff „Finnische Mutation“.

Die Farbmusterung ähnele einem Frack-Muster, wie es vor allem bei schwarz-weißen Katzen häufig vorkomme, schreiben Forscher rund um Katzengenetikerin Heidi Anderson in ihrer Untersuchung. Allerdings mit der Besonderheit, dass es zusätzliche Farbabstufungen innerhalb der Haare gäbe. Diese seien an der Basis voll gefärbt und wiesen an den Spitzen der gesamten Rückenregion keine Farbe auf, seien also weiß.

„Die Farbabnahme ist in der Nähe des Kopfes weniger ausgeprägt, und bei einigen Individuen ist ein Band mit intensiverer Färbung in der Schulterregion zu sehen“, heißt es im Artikel, der im Fachmagazin „Animal Genetics“ erschien, weiter. Die Musterung variiere jedoch individuell, wobei einige Tiere nur wenige weiße Haare in den gefärbten Bereichen aufwiesen. Farbige Flecken seien auch in den weißen Bereichen der Vorderbeine und der Brust zu erkennen. Schließlich wirkt der dunkle Rest des Fells für den Betrachter zunächst wie mit Salz überzogen, was dem Erscheinungsbild der Katzen seinen Namen verlieh.

„Salmiak“-Fell bei Katzen entstand spontan und nicht bei Rassetieren

Aufgrund der Seltenheit der Zeichnung konnten Forscher die Herkunft des „Salmiak“-Fells bei Katzen zwar beschreiben, hielten es jedoch für eine Mutation, die sich nicht weitervererbte. Auch die genetische Veränderung, die für die Produktion dieses Fell ermöglicht, ließ sich bislang noch nicht entschlüsseln.

Lange dachte man auch, diese spezielle Fellfarbe sei eine Mutation, die ausschließlich bei schwarz-weißen Katzen vorkommt. Doch Katzengenetikerin Heidi Anderson und ihr Team untersuchen das seltene Phänomen bereits seit 2019 und konnten das Rätsel nun lösen. Zunächst probierten sie mit handelsüblichen DNA-Tests, Hinweise auf bekannte genetische Veränderungen zu finden. Denn die Entstehung von weißen Haaren lässt sich zumeist auf einen bestimmten Bereich der DNA eingrenzen. Doch keine der bekannten Varianten trat beim „Salmiak“-Fell bei Katzen auf.

Durch einen medialen Aufruf im Land konnten die Wissenschaftler jedoch noch weitere Tiere identifizieren, die das Fellmuster tragen. So weiß man jetzt, dass auch braune Tabbykatzen, Schildpattkatzen, und Katzen mit der Zeichnung „Dilute-blau“ das Muster zeigen. Es fand sich außerdem bei Kätzinnen sowie bei Katern. Des Weiteren gab es einen Wurf von vier Kätzchen, bei denen eins der Geschwister die Zeichnung trug, was eine umfassende Analyse möglich machte.

„Salmiak“-Katzen fehlt Teil von DNA

Bei insgesamt fünf salmiak-farbenen Katzen wurden DNA-Analysen und teils auch komplette Sequenzierungen durchgeführt. Dazu schickten die Besitzer der Tiere Blutproben von diesen ein. Bei den Untersuchungen zeigte sich eine bislang unbekannte Veränderung auf dem sogenannten KIT-Gen, das verschiedene weiße Musterungen bei Katzen hervorbringt. Es fehlte sogar ein großes Stück der eigentlich vorhandenen Sequenz, wie Studienautorin Heidi Anderson gegenüber dem amerikanischen Wissenschaftsmagazin „The New Scientist“ sagte.

Anschließend verglichen die Forscher die DNA von 181 weiteren finnischen Katzen mit dem neu-sequenzierten Gen. Nur drei weitere Tiere trugen dasselbe Merkmal. Allerdings ließ sich anhand der untersuchten Katzenfamilie beweisen, dass die Mutation sich tatsächlich vererbt.

Zuvor glaubten die Forscher, dass salmiak-farbene Katzen möglicherweise unfruchtbar seien, weil diese Fellfarbe in der Katzenpopulation nach wie vor nur selten vorkommt. Die Erkenntnis, dass eine salmiak-farbene Katze Nachkommen bekommen kann und das Merkmal an eins von vier Kitten weitergegeben wurde, ist bahnbrechend.

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Was bedeutet die „Finnische Mutation“ für die Tiere?

Was dieses spezielle Merkmal und das Fehlen von einem Teil des Gens jedoch für die Tiere bedeutet, ist noch nicht klar. Laut den Forschern müssen weitere Untersuchungen des seltenen Phänomens zeigen, ob Katzen mit „Salmiak“-Fell an Taubheit oder anderen Krankheiten leiden, die allgemein mit Mutationen auf dem „Weiß-Fell-Gen“ einhergehen.

Denn gerade weiße Zeichnungen bei Katzen haben in der Regel gesundheitliche Folgen. Weißes Fell entsteht, wenn keine Information weitervererbt wird. „Unseres Wissens nach stehen Salmiak-Katzen nicht im Verdacht, Hörschäden aufzuweisen. Um jedoch mögliche Probleme mit dem Gehör endgültig ausschließen zu können, wäre es notwendig, einen Test der evozierten Hirnstammreaktion durchzuführen“, schreiben die Wissenschaftler in ihrer Untersuchung abschließend.

Auch die Augenfarbe von Katzen mit einem hohen Weißanteil im Fell liefert häufig Hinweise auf ihren Gesundheitszustand. Da alle bislang bekannten „Salmiak“-Katzen jedoch die bei den Tieren geläufige gelbe oder grüne Augenfarbe haben, können fatale Mutationen wie bei der ausgestorbenen Katzenrasse Ojos Azules derzeit wohl ausgeschlossen werden.1

Quellen

  1. Anderson, H., Salonen, M., Toivola, S., Blades, M., Lyons, L. A., Forman, O. P., ... & Lohi, H. (2024). A new Finnish flavor of feline coat coloration,“salmiak,” is associated with a 95‐kb deletion downstream of the KIT gene. Animal Genetics. ↩︎
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