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Reizüberflutung

Leidet Ihre Katze unter Schnurrhaarstress? 

Nahaufnahme von den Schnurrhaaren einer getigerten Katze
Die Schnurhaare einer Katze sind empfindlich – manchmal so sehr, dass die Tiere darunter leiden Foto: Getty Images/RyanJLane
Porträt Saskia Schneider auf dem PETBOOK Relaunch
Redaktionsleiterin

19. Februar 2024, 17:28 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Die Schnurrhaare einer Katze dienen der Sinneswahrnehmung. Mit ihnen registrieren die Tiere kleinste Vibrationen und Luftströme. Die sogenannten Vibrissen sind also sehr empfindlich. Manchmal so sehr, dass die Katze unter Schnurrhaarstress leidet. Worum es sich dabei genau handelt und wie man ihn erkennt, erklärt PETBOOK.

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Wie viele andere Tiere besitzen Katzen neben ihrem Fell auch ganz besondere Haare – die sogenannten Vibrissen. Die bekanntesten davon sitzen auf beiden Seiten der Nase und werden umgangssprachlich Schnurrhaare genannt. Diese Tasthaare reagieren sehr sensibel auf Luftströme und Vibrationen. Bei manchen Katzen sind sie so empfindlich, dass die Tiere unter sogenanntem Schnurrhaarstress leiden. PETBOOK-Redakteurin und Expertin für Katzenverhalten, Saskia Schneider, erklärt, was man unter dem Phänomen versteht und wie er sich äußert.

Schnurrhaare – eine sensible Angelegenheit

Die Schnurrhaare dienen Tieren zur Sinneswahrnehmung. Genauer genommen dienen Sie dem Tastsinn. Mit ihnen können Katzen Vibrationen und sogar Luftströme wahrnehmen. Dadurch finden sie sich nicht nur in völliger Dunkelheit zurecht. Sie sind in der Lage, Beutetiere zu finden und zu lokalisieren.

Neben den Schnurrhaaren um die Nase – in Fachkreisen auch Makrovibrissen genannt – besitzen Katzen die sensiblen Sinneshaare auch an andere Körperstellen wie den Augenbrauen, am Kinn, an den Wangen und an den Rückseiten der Vorderbeine. Allerdings bezieht sich das Phänomen Schnurrhaarstress vor allem auf die Vibrissen im Gesicht der Tiere – speziell also die Makrovibrissen um die Nase.

Was ist Schnurrhaarstress?

Schnurrhaarstress bezeichnet eine Überempfindlichkeit der Schnurrhaare, wenn diese irgendwo anstoßen. Dies wird von einigen Katzen als unangenehm empfunden. Aber stoßen Katzen nicht dauernd mit ihren Vibrissen irgendwo an? In der Regel tatsächlich nicht.

Selbst, wenn die Katze in völliger Dunkelheit manövriert, spürt das Tier dank seiner Vibrissen bereits die Veränderungen der Luftströmungen an Hindernissen, bevor sie diese berührt. Die Schnurrhaare müssen Wände oder Gegenstände also nicht erst ertasten, um zu registrieren, dass sie da sind.

Selbst wenn Katzen ihre Wangen aktiv gegen etwas reiben, um den Gegenstand mit ihrem Duft zu markieren, oder sich putzen, werden die Schnurrhaare rund um die Nase dabei in der Regen zu Seite bzw. nach hinten geklappt. Es gibt jedoch eine Situation, in der die Schnurrhaare oft anstoßen und das ist beim Fressen aus einem Napf.

Die meisten Futternäpfe besitzen einen Rand, damit die Katze die Kroketten oder Fleischbrocken nicht ständig über den Napf hinaus auf den Boden schiebt. Dadurch stoßen viele Katzen mit ihren Schnurrhaaren beim Fressen an den Rand an. Sind die Tiere sehr empfindlich, kann dies dazu führen, dass Futter am Rand liegen bleibt, weil es für die Katze unangenehm ist. Hierbei ist allerdings noch unklar, ob es sich beim Schnurrhaarstress nur um ein unangenehmes Gefühl durch eine Reizüberflutung handelt, oder ob manche Katzen dabei nicht auch Schmerzen empfinden. Es kann jedoch noch viele weitere Gründe geben, warum Katzen ihr Futter am Napf-Rand liegen lassen.

Daran erkennen Sie, dass Ihre Katze Schnurrhaarstress hat

Eines der Hauptmerkmale von Schnurrhaarstress ist, dass Katzen oft Futter am Rand von Napf liegen lassen, das Fressen nach kurzer Zeit abbrechen oder auch Futter aus dem Napf fischen und woanders hintragen. Dasselbe gilt übrigens auch für Wasserschüsseln, die in der Regel noch tiefer sind.

Allerdings können alle diese Phänomene auch bei Katzen auftreten, die nicht unter Schnurrhaarstress leiden. So lassen die Tiere auch mangels Appetit oft Futter liegen. Andere haben einfach Spaß daran, Fleischbrocken mit der Pfote aus dem Napf zu angeln.

Beobachten Sie bei Ihrer Katze aber oft, dass diese vor allem im Randbereich des Napfes Futter liegen lässt und dann lautstark nach mehr verlangt, kann es sich lohnen, auf einen anderen Napf umzusteigen

So helfen Sie Katzen mit Schnurrhaarstress

Besteht der Verdacht, dass Ihre Katze unter Schnurrhaarstress leidet, sollten Sie als Erstes den Futternapf wechseln. Wählen Sie eine Alternative, die möglichst flach ist. Dafür muss man nicht gleich ins Tierfachgeschäft. Eine Untertasse oder flacher Teller genügt hier völlig aus.

Damit es keine Sauerei gibt, sollten Sie den neuen Napf auf eine abwischbare Unterlage stellen. Frisst die Katze nun regelmäßig die gesamte Portion, kann es sein, dass sie unter Schnurrhaarstress leidet.

Schnurrhaarstress? Das sagt die Forschung

Bisher gibt es kaum Studien, die sich mit dem Phänomen Schnurrhaarstress befassen. Die jüngste ist von 2021. Darin untersuchten zwei Forscherinnen vom Animal Medical Center, New York State sowie dem College of Veterinary Medicine der Washington State University das Fressverhalten von 38 Hauskatzen. Die Ergebnisse wurden im Wissenschaftsmagazin „Journal of Feline Medicine and Surgery“ veröffentlicht.

Ziel der Studie war es, herauszufinden, ob Katzen, die von einem Napf fraßen, der als „schnurrhaarfreundlich“ galt (flach, ohne Ränder) mehr Zeit mit Fressen verbringen als bei einem herkömmlichen Napf. Dies war jedoch nicht der Fall. Allerdings bevorzugten 63 Prozent der Katzen den „schnurhaarfreundlichen Napf“.

Die Untersuchungen konnten also keinen Zusammenhang zwischen der Art des Napfes und der Zeit, die die Katze beim Fressen verbringt, feststellen. Das bedeutet jedoch nicht, dass es so etwas wie Schnurrhaarstress nicht gibt. Zum einen sind 38 Katzen eine relativ geringe Stichprobe und zum anderen wurde in der Studie nicht evaluiert, ob oder an welcher Position sich noch Reste von Futter im Napf befanden.

Wenn Sie also das Gefühl haben, Ihre Katze könnte unter Schnurrhaarstress leiden, tauschen Sie nicht nur eventuell die Näpfe. Vermeiden Sie es, dass Tier an den Schnurrhaaren zu berühren und nehmen Sie Rücksicht. Auf keinen Fall sollten Sie die Schnurrhaare kürzen, um der Katze zu helfen. Damit würden Sie die Sinneswahrnehmung massiv einschränken und im schlimmsten Fall die gute Beziehung zu Ihrer Katze aufs Spiel setzen.

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Quellen

Themen Katzenverhalten
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