
10. Januar 2025, 14:09 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten
Pinkelt die Katze auf Teppich oder Sofa, wird der Geruch schnell unerträglich. PETBOOK-Redakteurin und Katzenverhaltensexpertin Saskia Schneider erklärt, wie man Katzenurin richtig entfernen kann und welche Gründe dazu führen können, dass Katzen unrein werden.
Katzen gelten als reinliche Tiere, die ihre Katzentoilette konsequent nutzen. Doch was tun, wenn die Samtpfote auf Teppich, Bett oder Couch uriniert? Der strenge Geruch von Katzenurin stellt viele vor eine Herausforderung – herkömmliche Reiniger helfen oft nicht. Denn die spezielle Zusammensetzung macht Katzenurin besonders intensiv und langlebig. Neben dem richtigen Umgang bei der Reinigung ist es entscheidend, die Gründe für das Verhalten der Katze zu verstehen, um langfristig eine Lösung zu finden.
Übersicht
Warum stinkt Katzenurin so?
Katzen sind territoriale Tiere. Ihr Revier markieren sie nicht nur optisch, sondern auch olfaktorisch, also durch Geruch. Dafür nutzen sie Kot, aber vor allem auch Urin. Dieser besteht aus Stoffen wie
- Urea
- Kreatin
- Harnsäure
- Salzen, wie Natriumchlorid
- Elektrolyten
Katzen besitzen im Urin zudem ein spezielles Protein, das sogenannte Felinin. Dieses Eiweiß hält sich extrem lange auf Oberflächen und trägt sich auch nicht durch Regen, Sonneneinstrahlung oder andere Witterungseinflüsse ab. Für die Katzen ergibt das Sinn, denn so bleibt ihre Reviermarkierung lange erhalten.
Das Felinin verursacht allerdings nicht den Gestank, der uns Menschen – oder vielmehr unseren Nasen – zu schaffen macht. Dieser stammt vor allem vom Harnstoff (auch Urea genannt). Frisch ausgeschieden ist er fast geruchslos. Erst, wenn Bakterien ihn zersetzen, entsteht dabei Ammoniak, was den beißenden Uringeruch verursacht. Wird Urea weiter zersetzt, entstehen zudem Thiole. Das sind geruchsintensive Stoffe, die eine Schwefelverbindung besitzen und etwa im Abwehrduft von Stinktieren vorkommen.
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Warum urinieren Katzen außerhalb der Toilette?
Fast wichtiger als das Entfernen des Katzenurins ist es, den Grund zu klären, warum dieser außerhalb der Toilette abgesetzt wird. Nur so kann man auch langfristig Erfolg haben. Dabei kann Unreinheit bei Katzen prinzipiell zwei Ursachen haben: physische oder psychische Gründe.
Physische Probleme
Oft steckt eine Krankheit dahinter, wenn Katzen außerhalb der Toilette urinieren. Das können etwa Harnsteine, aber auch Arthrose sein. Diese verursachen Schmerzen beim Toilettengang, was die Katze dann mit dem Ort an sich verknüpft. Sollte die Unreinheit relativ plötzlich auftreten, sollte man daher sofort zum Tierarzt zu gehen.
Ein anderer Grund kann sein, dass die Katze die Streu nicht mag. Etwa weil sie ihr an den Pfoten wehtut oder unangenehm ist. Hier kann man dann häufig beobachten, dass die Tiere sich „weichere“ Plätze für ihr Geschäft aussuchen wie den Badvorleger.
Psychische Ursachen
Fühlt sich eine Katze in ihrem Revier unsicher, äußert sich dies oft in Markieren bzw. Urinieren. Dabei kann die Unsicherheit verschiedene Ursachen haben. Oft sind fremde Katzen in der Umgebung der Auslöser, die durch den Garten laufen und dort auch Duftmarken hinterlassen. Dann findet man Urinflecken vor allem in der Nähe von Fenstern oder der Terrassentür.
Auch andere Katzen im Haushalt können für Unsicherheit sorgen. Etwa indem sie das Tier mobben oder es Streit um die Ressourcen gibt. Daher sollte man sicherstellen, ausreichend Katzentoiletten anzubieten. Die goldene Regel lautet hier: Anzahl der Katzen plus eins. Für zwei Katzen benötigt man also drei Toiletten.
Es gibt noch viele weitere Gründe, warum Katzen unrein werden. Grundsätzlich sollte man dieses Verhalten immer ernst nehmen. Kann der Tierarzt gesundheitliche Probleme ausschließen, sollte man sich gegebenenfalls Hilfe von Katzenverhaltensberatern holen, denn dann steckt oft ein Verhaltensproblem dahinter.
Katzenurin mit Schwarzlicht finden
Der erste Schritt, um Katzenurin erfolgreich zu entfernen, ist, zunächst alle Urinspuren zu finden. Oft entdecken wir nur frische Spuren. Ist der Urin eingetrocknet, können wir ihn zwar noch riechen, aber nicht unbedingt lokalisieren. Dabei hilft Schwarzlicht.
Schwarzlicht besteht hauptsächlich aus Licht im UV-Spektrum. Dieses ist für Menschen unsichtbar, besitzt aber unter anderem die Eigenschaft, Urinkristalle gelb fluoreszieren zu lassen.
Am besten wartet man, bis es dunkel ist. Dann geht man mit einer Schwarzlicht-Taschenlampe durch das Haus. So lässt sich nicht nur erkennen, wo der Urin ist, sondern auch wie alt der Fleck ist. Während frischer Urin orangefarben fluoresziert, erscheinen alte Flecke heller. Ein weißer Fleck deutet oft darauf hin, dass hier einmal Urin war. Zwar wurde der Harnstoff erfolgreich entfernt, doch hat er das Material angegriffen. 1
Warum Hausmittel oft nicht ausreichen, um Katzenurin zu entfernen
Meist werden Hausmittel oder handelsübliche Reiniger empfohlen, um Katzenurin zu entfernen. Zu den Geheimtipps gehören beispielsweise Kombinationen aus Essig, Bleichmitteln und Backpulver. Obwohl diese Mittel in der Reinigung recht erfolgreich sind, sind sie chemisch nicht dazu in der Lage, wirklich alle Komponenten des Katzenurins vollständig zu entfernen.
Daher ist es wichtig, einen Reiniger zu nutzen, der den Harnstoff – die Hauptursache für den beißenden Geruch – zersetzen kann. Mittel wie Seife, Essig, Backpulver, Chlor oder Bleiche entfernen den Uringeruch zwar vorübergehend, oft bleiben jedoch Rückstände von Harnstoff zurück, die beim Reinigen sogar noch tiefer in Teppiche oder Polster eindringen können.
Kommt der Harnstoff erneut mit Feuchtigkeit in Kontakt, beginnt der Fleck erneut zu stinken. Dies ist für uns Menschen nicht immer wahrnehmbar. Katzen kann der Geruch allerdings dazu animieren, erneut außerhalb der Toilette zu urinieren.
So entfernen Sie Katzenurin und seinen Geruch effektiv
Um Katzenurin vollständig zu entfernen, müssen Sie spezielle Enzymreiniger verwenden. Nur diese sind in der Lage, den Harnstoff komplett zu zersetzen und verhindern somit, dass der typische Uringeruch entsteht. 2
Solche Reiniger funktionieren allerdings etwas anders als der typische Essig-Backpulvermix. Damit die Enzyme ihre Arbeit machen können, gehen Sie beim Entfernen des Katzenurins folgendermaßen vor:
- Saugen Sie so viel Flüssigkeit wie möglich von dem Fleck auf – etwa mit einem Küchenpapier.
- Weichen Sie die betroffene Stelle mit ausreichend Enzymreiniger ein.
- Lassen Sie den Reiniger 10 bis 15 Minuten wirken, damit die Enzyme genügend Zeit zum Zersetzen des Harnstoffs haben.
- Entfernen Sie so viel Flüssigkeit wie möglich und lassen Sie die Stelle an der Luft trocknen.
Idealerweise deckt man den „Unfallort“ mit etwas ab. Zum einen, um zu verhindern, dass die Katze dort gleich wieder ihr Geschäft verrichtet. Zum anderen, damit niemand in den feuchten Fleck tritt, während die Enzyme ihre Arbeit machen.

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Katzenurin von Möbeln und Matratzen entfernen
Besonders schwierig ist es, Katzenurin aus Möbeln oder Matratzen zu entfernen, da die Flüssigkeit hier oft tief ins Gewebe eindringt. Auch hier ist Enzymreiniger die beste Option. Dabei sollte man eine ausreichende Menge auf den Fleck geben, um sicherzustellen, dass der gesamte Harnstoff von den Enzymen erreicht und vollständig zersetzt wird.
Die große Flüssigkeitsmenge saugt man am besten mit mehreren Handtüchern auf. Damit man nicht auf dem Sofa schlafen muss, bis die Matratze vollständig trocken ist, kann man auch eine Lage Handtücher zwischen Matratze und Bettlaken legen. Diese dann täglich austauschen, da es in der Regel einige Tage dauern kann, bis der Fleck vollständig getrocknet ist.
Manchmal ist Katzenurin, der länger unentdeckt blieb, auch schon tief in Teppich oder Holz eingezogen. Hier bleibt oft nichts anderes übrig, als das Material zu entfernen. Daher ist es am besten, von Beginn an zu vermeiden, dass die Katze außerhalb der Toilette ihr Geschäft macht.
Wichtig: Denken Sie immer daran, dass Katzen nicht aus Protest pinkeln! Das Urinieren außerhalb der Toilette ist immer ein Zeichen von Unwohlsein, Schmerzen oder Angst. Daher sollte man sich nicht nur Mühe geben, den Katzenurin zu entfernen, sondern auch dabei, die Ursache zu finden. Denn eine glückliche Katze ist eine saubere Katze.
Zur Autorin: Dr. Saskia Schneider ist promovierte Biologin. In ihrem Studium an der Freien Universität Berlin widmete sie sich vor allem der Zoologie und dem Verhalten von Tieren. Neben der Ausbildung zur Redakteurin absolvierte sie eine Ausbildung zur Verhaltensberaterin mit Schwerpunkt Katze.

Meine Erfahrung
„Mein Kater Archie hat vor seiner Kastration leider auf meine Couch uriniert. Ausgerechnet an der Stelle, an der beide Teile der Couch miteinander verbunden sind. So ist der Urin tief in den Spalt eingedrungen, was das Reinigen erschwerte. Ich habe mir daher einen Nasssauger mit Hochdruckreiniger-Funktion geliehen. In den Tank habe ich Enzymreiniger gegeben und mithilfe der Hochdruck-Funktion konnte dieser richtig tief in das Gewebe der Couch eindringen und dort wirken. Das hat meine Couch wirklich gerettet.“