5. September 2024, 14:50 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Das Apportieren von Objekten ist ein Verhalten, das man eher mit Hunden verbindet. Doch auch Katzen fangen und bringen gerne ihr Spielzeug – sogar häufiger als bisher angenommen. Das fanden US-amerikanische Forscher heraus, indem sie mehr als 8000 Katzenhalter über das Verhalten ihrer Haustiere befragten.
Von den insgesamt neun Katzen, die ich in meinem Leben als Haustiere begleiten durfte, konnten genau zwei Spielzeuge apportieren. Ein Verhalten, das in Katzen nicht besonders häufig ist – dachte ich. Denn US-amerikanische Forscher fanden in einer Studie nun heraus, dass mehr als 40 Prozent der Katzen gelegentlich oder regelmäßig Dinge apportieren. Welche Rassen dies besonders häufig tun und wie dieses Verhalten entstanden sein könnte, verraten wir in diesem Artikel.
Warum apportieren Katzen?
Verhaltensbiologisch ordnet man das Apportieren bei Katzen dem Jagdverhalten zu. So bringen Katzenmütter ihrem Nachwuchs Beute, indem sie diese im Maul tragen. Ob dieses Verhalten aber Ursprung für das Fangen und Bringen von Spielzeug war, ist bisher unklar. Bei Hunden hingegen geht man davon aus, dass das Apportieren aus dem Jagdverhalten stammt, und über die Jahre durch Zucht aktiv gefördert wurde.
„Während der Domestizierung von Hunden haben wir diese für einige spezifische Verhaltensweisen ausgewählt, wie zum Beispiel das Apportieren“, zitiert das Wissenschaftsmagazin „LiveScience“ Mikel Delgado, Co-Autor der Studie. Dies könne erklären, warum dieses Verhalten bei Hunden viel häufiger vorkomme als bei Katzen.
Studie untersuchte auch Apportierverhalten von Hunden
Für Delgado sei die größere Frage, warum so viele Katzen apportieren. Denn im Gegensatz zu Hunden haben Menschen diese nicht speziell ausgewählt, um bei Aufgaben wie Jagen oder Hüten zu helfen.
Um mehr Licht ins Dunkel zu bringen, analysierte das Team aus Wissenschaftlern der Purdue University in Indiana Online-Umfragen von Katzen- und auch Hundebesitzern zwischen 2015 und 2023. Diese enthielten auch Fragen zum Apportierverhalten der Haustiere. Die Ergebnisse wurden in der Online-Fachzeitschrift „PLOS One“ veröffentlicht.
Katzen apportieren häufiger als bisher angenommen
Von den mehr als 8000 Katzenbesitzern, die sich an der Umfrage beteiligten, berichteten 41 Prozent, dass ihre Katze manchmal, regelmäßig oder auch immer Spielzeuge oder Objekte, die sie geworfen hatten, zurückbrachte. Damit liegt der Prozentsatz der Katzen, die apportieren, um einiges höher als bisher angenommen, schreiben die Forscher in ihrer Studie.
Zum Vergleich: Von den fast 74.000 Hundehaltern, die an der Online-Umfrage teilnahmen, gaben 78 Prozent an, ihr Hund würde Apportierverhalten zeigen. Doch während bei den Hunden vor allem die Tiere apportierten, die in der Auswertung der Umfrage auch als besonders gut trainierbar galten, waren es bei Katzen vor allem diejenigen, die als aktiv und verspielt eingestuft wurden.
Diese Rassen apportieren besonders häufig
Obwohl Katzen aller Rassen apportierten, war dies laut Studie bei Burma, Siam und Tonkanesen häufiger der Fall. In einer anderen Studie aus 2023, in der drei Psychologen aus Großbritannien untersuchten, unter welchen Umständen Katzen Dinge apportieren, wurde das Verhalten ebenfalls vor allem für Siamkatzen beschrieben (PETBOOK berichtete). Aber auch für Bengalkatzen und Ragdolls. Auch anderen Untersuchungen zufolge sollen vor allem Siamkatzen, Abessinierkatzen sowie Himalayakatzen häufig apportieren.
Zudem erhöhten folgende Faktoren laut Studie die Wahrscheinlichkeit, dass Katzen apportieren:
- männlich
- reine Hauskatze
- keine gesundheitlichen Probleme
Das Zusammenleben mit Hunden verringerte hingegen die Wahrscheinlichkeit, dass Katzen das Verhalten zeigten. Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass Hunde räuberisches Verhalten gegenüber Katzen oder ihrem Spielzeug an den Tag legen, vermuten die Forscher.
Apportieren aus Spielverhalten entstanden?
Die Studie ist die erste, die untersuchte, wie häufig Katzen – und auch Hunde – apportieren. Obwohl das Verhalten viele Ähnlichkeiten mit dem natürlichen Jagdverhalten aufweist, deuten die Ergebnisse darauf hin, dass es enger mit dem Funktions- oder Verhaltenskreis „Spiel“ als „Beute“ zusammenhängt, sagen die Autoren.
Der Domestizierungsprozess führte bei Katzen dazu, dass viele jugendliche Verhaltensweisen bis ins Erwachsenenalter beibehalten wurden. Dies könnte auch bei spielerischem Apportierverhalten der Fall gewesen sein. Man vermutet, dass Kätzchen das Apportieren spielerisch zeigen, weil es ihnen hilft, das Jagen zu lernen.
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Apportieren könnte Katzen helfen, Jagdverhalten zu üben
„Bei beiden Arten korreliert das Apportieren mit Aktivitäts- und Energiemaßen, sodass es sich um eine Form des Spiels zu handeln scheint“, erklärt Delgado im Artikel von „LiveScience“. Das Apportieren könnte Katzen helfen, Jagdverhalten wie Springen, Fangen und Beißen zu üben. Allerdings bleibe unklar, wie sehr diese Verhaltensweisen durch die Domestizierung beeinflusst wurden.
„Obwohl Katzen und Hunde in vielen Aspekten ihres Verhaltens und in der Art und Weise, wie sie zu Haustieren geworden sind, sehr unterschiedlich sind, finden wir es faszinierend, dass so viele von ihnen dieses sehr interessante Verhalten teilen“, führen die Autoren aus. Sie hoffen, dass die Studie dazu anregen wird, weiter zu erforschen, wie das Apportieren mit Spielen, Jagen und sozialen Interaktionen bei Katzen und Hunden zusammenhängt.