18. Dezember 2023, 15:23 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Für viele Katzenbesitzer ist es wahrscheinlich keine Neuigkeit, dass auch Katzen Gegenstände apportieren können. Eine Studie untersuchte das Verhalten erstmals genauer und fand raus, welche Katzen dies besonders gerne tun und unter welchen Voraussetzungen. PETBOOK-Redakteurin und Katzenverhaltensexpertin Saskia Schneider fasst die spannendsten Ergebnisse zusammen und ordnet diese ein.
Unsere erste Hauskatze Maja apportierte für ihr Leben gerne Zopfgummis. Schnippte man diese durch die Wohnung, lief sie hinterher und brachte sie wieder zurück. Dies tat sie mehrere Male hintereinander. Auf die Idee, Zopfgummis zu apportieren, kam unsere Katze ganz von allein. Beigebracht hatten wir es ihr nicht und ihr Nachwuchs – eine Katze und ein Kater – brachte kein Spielzeug.
Eine Studie von drei Psychologen aus Großbritannien untersuchte nun, unter welchen Umständen Katzen Dinge apportieren. Dazu befragten sie gezielt Besitzer. Dabei kamen spannende Ergebnisse heraus, zum Beispiel ließ sich zeigen, welche Rassen besonders häufig apportieren oder dass Katzen beim Apportieren das Sagen haben wollen.
Was ist Apportieren?
Unter Apportieren versteht man das Zurückbringen eines Objektes, was vom Besitzer in der Regel geworfen wurde. Zwischen Hund und Mensch ist das Apportieren nicht nur eine beliebte Beschäftigung, die sie soziale Bindung stärken kann. Das Verhalten wurde auch über die Jahre der Zucht aktiv gefördert. So gibt es bestimmte Rassen wie den Golden Retriever, die besonders gerne apportieren.
Für Jäger hatte das unter anderem den Vorteil, dass der Hund die erlegte Beute brachte. Daher wurde das Verhalten aktiv gefördert und ist einer der Gründe, warum viele Hunde es ausgeprägt zeigen. Bei Katzen ist dies jedoch nicht erfolgt.
Apportieren als Teil des zum Jagdverhaltens
Trotzdem bringen auch Katzen gerne Gegenstände, wie kleine Bälle oder Spielmäuse. So finden sich zahlreiche Videos im Internet, die das Verhalten zeigen. Verhaltensbiologisch ordnet man das Apportieren auch bei Katzen dem Jagdverhalten zu. Katzenmütter bringen ihrem Nachwuchs zum Beispiel Beute, indem sie diese im Maul tragen.
Da das Jagdverhalten im Spiel geübt wird, ist es nichts Ungewöhnliches, wenn Katzen einen Gegenstand bringen. Besitzer verstärken dieses Verhalten meist sogar noch. Bisher wurde das klassische Apportieren bei Katzen jedoch noch kaum wissenschaftlich untersucht. Jemma Forman, Psychologin an der University of Sussex in Großbritannien und ihre zwei Kollegen gingen der Sache nun einmal genauer auf den Grund.
Über 900 Katzenbesitzer beschrieben das Apportieren ihres Tiers in einer Onlinebefragung
Um das Apportierverhalten bei Katzen näher zu erforschen, werteten die Psychologen Fragebögen von insgesamt 924 Katzenbesitzern auf. Ein Großteil davon kam aus Nordamerika, es waren aber auch Halterinnen und Halter aus Europa, Ozeanien, Südamerika, Asien und Afrika dabei.
Mithilfe eines Onlinefragebogens sollten die Besitzer das Apportieren ihrer Katze möglichst genau beschreiben. Dabei stellen die Forscher insgesamt 23 Fragen. Unter anderem wollten sie wissen:
- Welche Objekte bringt die Katze?
- Wann wurde das Verhalten zum ersten Mal beobachtet?
- Wie oft bringt die Katze Gegenstände zurück?
- Wer initiiert das Apportier-Spiel?
Über 90 Prozent der Katzen zeigten Apportieren von Gegenständen
Die große Mehrzahl der befragten Katzenbesitzer gab an, dass ihre jetzigen oder früheren Katzen apportieren würden. Von den insgesamt 1184 Katzen der Teilnehmer traf dies auf 853 zu, was einem Anteil von 94,4 Prozent entspricht.
Die meisten Katzen waren jünger als ein Jahr, als sie das Apportieren das erste Mal zeigten. Zudem gaben die meisten Besitzer an, dass sie das Verhalten vorher nicht aktiv trainiert hatten.
Kater apportieren häufiger als Kätzinnen
Bei der Befragung fiel auf, dass das Apportieren für Kater häufiger beschreiben wurde als für Kätzinnen. Dies liegt vermutlich daran, dass Kater im Allgemeinen häufiger spielen als Katzen. Zumindest wurde dies in mehreren Studien gezeigt, wie die Forscher in der Diskussion ihrer Ergebnisse anmerken. Ansonsten unterschied sich das Apportieren nicht zwischen den Geschlechtern.
Katzen wollen beim Apportieren das Sagen haben
Die meisten Katzen apportierten Gegenstände ein- bis fünfmal hintereinander pro Spieleinheit. Im Monat hatten sie durchschnittlich zwischen einer und zehn Apportier-Spieleinheiten. Bei der Datenanalyse fiel allerdings auf, dass Katzen ihr Spielzeug häufiger – in der Regel fünfmal hintereinander – bringen, wenn sie, und nicht der Besitzer, das Spiel starten.
Verhaltensbiologisch ergibt das durchaus Sinn. Denn initiiert eine Katze selbst das Apportieren, tut sie dies, wenn sie auch wirklich Lust dazu hat. Dadurch bringt sie das Spielzeug öfter zurück, als wenn der Besitzer das Spiel startet und die Katze vielleicht eigentlich lieber etwas anderes tun möchte.
Apportierverhalten ist sehr individuell
Manche Katzen apportierten laut den Studienergebnissen nur unter bestimmten Bedingungen. So brachten manche Tiere den Gegenstand nur dann zurück, wenn dieser weit genug geworfen wurde. Dies ist wahrscheinlich der Fall, weil sich dann das Verhalten besonders lohnte. Einige Katzen brachten nur bestimmte Spielzeuge zurück, und andere wiederum zeigten dieses Verhalten nur in bestimmten Umgebungen, zum Beispiel im Schlafzimmer, oder bei bestimmten Personen.
Katzen apportieren die unterschiedlichsten Dinge
Von den Gegenständen, die Katzen gerne apportierten, machte typisches Katzenspielzeug gerade mal 40 Prozent aus. In der Regel fingen und brachten Katzen auch gerne typische Haushaltsgegenstände wie Papierbällchen, Zopfgummis oder Flaschendeckel.
In acht Prozent der Fälle beschrieben Besitzer, dass ihre Katzen auch ungewöhnliche Gegenstände apportierten wie Kostüme, Zigarettenpackungen, Ohrstöpsel, Strohhalme oder Spielkarten. Das zeige, dass sich das Apportieren nicht nur auf Dinge beschränkt, die in das natürliche Beuteschema fallen, schlussfolgern die Psychologen in ihrer Studie.
Auch unter Katzen scheint es Ball-Junkies zu geben
Manche Katzen apportierten gelegentlich, andere waren regelrecht versessen und brachten Gegenstände auch über eine längere Zeit immer wieder zurück. Bei letzterem könnte es sich – ähnlich wie bei Hunden – um eine Art Suchtverhalten handeln. So ist bekannt, dass die Vierbeiner zu regelrechten Ball-Junkies werden können. Das hat unter anderem den Grund, dass beim Jagen und Fangen Glückshormone ausgestoßen werden. Diese Hormon-Kicks können regelrecht süchtig machen.
Zudem neigen bestimmte Hunderassen dazu, Ball-Junkies zu werden. Auch Vierbeiner, die geistig oder körperlich stark unterfordert sind, haben ein höheres Risiko, solch monotone Verhaltensmuster zu entwickeln. Hierzu bräuchte es weitere Forschungen, um zu untersuchen, ob auch Katzen aus denselben Gründen obsessives Gegenstände apportieren.
Diese Katzen gelten als besonders apportier-freudig
Apportieren wurde sowohl bei Rasse- als auch Hauskatzen beobachtet, wobei Hauskatzen ohne spezifische Rassezugehörigkeit in der Studie die Mehrzahl darstellten. Unter den 160 Rassekatzen wurde das Verhalten vor allem Siamkatzen beschrieben, aber auch für Bengalkatzen und Ragdolls.
Auch anderen Untersuchungen zufolge sollen vor allem Siamkatzen, Abessinierkatzen sowie Himalayakatzen häufig apportieren. In Rassebeschreibungen der Cat Fanciers’ Association sowie der International Cat Association, zwei der größten US-amerikanischen Organisationen für Katzenzucht, wird das Apportieren zudem explizit für folgende Rassen genannt:
- Bombay
- Burma-Kazte
- Maine Coon
- Savannah
- Siamkatze
- Turkish Van
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Studie repräsentiert nicht alle Katzen
Um das Apportieren bei Katzen genauer zu untersuchen, wählten die Psychologen für ihre Fragen gezielt Katzenhalterinnen und -halter aus, die von sich selbst angaben, eine Katze zu besitzen oder besessen zu haben, die das Verhalten zeigt. Daher repräsentiert die Studie nicht das Verhalten von Katzen allgemein.
So können die Forscher keine Aussage darüber treffen, wie oft das Verhalten bei Katzen natürlicherweise auftritt. Hierfür bräuchte es weiter angelegte Studien mit größeren Stichproben. Auch sollte eine Studie über Verhalten nicht nur eine Befragung der Halterinnen und Halter umfassen, sondern auch spezifische Beobachtungen des Apportierens von Katzen enthalten.
Oft ist es leider so, dass einige Besitzer das Verhalten ihrer Tiere nicht richtig deuten oder einordnen können. Das kann Ergebnisse verfälschen. Trotzdem geben die Beobachtungen, die die Psychologen durch ihre Fragebögen gewonnen haben, einen spannenden Einblick in ein bisher noch wenig erforschtes Katzenverhalten.
Mehr als 40 Prozent Studie zeigt, dass Katzen häufiger apportieren als gedacht
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Unterschätztes Problem Expertin mahnt: »Auch Hunde können spielsüchtig werden!
Quellen
- bbc.com, „Cats purrfectly happy to play fetch, research finds“ (aufgerufen am 18.12.2023)
- sciencefocus.com, „Study reveals why some cats play fetch – and how to get yours to“ (aufgerufen am 18.12.2023)
- phys.org, „Cats playing fetch: Research investigates how the game unfolds“ (aufgerufen am 18.12.2023)