15. Mai 2024, 10:27 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Kaum steht ein Karton offen herum, ist garantiert in unter einer Minute die Katze drin verschwunden. Dabei gilt: je enger, desto besser. Aber auch schon ein rechteckiger Teppich zieht die Tiere scheinbar magisch an. Selbst ein Viereck aus Klebestreifen auf dem Boden sorgt dafür, dass die Katze sich mit hoher Wahrscheinlichkeit genau dort hineinsetzen wird. PETBOOK erklärt, warum Katzen viereckige Dinge wie Kartons so lieben.
Fast jeder Katzenbesitzer kennt das Phänomen: Man kauft für die Katze eine Kuschelhöhle oder ein Katzenkörbchen. Doch statt es sich darin bequem zu machen, hüpft das Tier in den am Boden stehenden leeren Karton. Katzen suchen sich ihren Lieblingsplatz eben gerne selbst aus. Auffallend oft entscheiden sie sich dabei für ein viereckiges Gebilde wie eine Schachtel oder eine Box. Aber warum lieben Katzen Kartons so sehr?
Übersicht
Katzen bevorzugen enge Verstecke
Nicholas Dodman, ein ehemaliger Professor der Tufts University im US-Bundesstaat Massachusetts, vermutet, dass überschaubare Räume wie viereckige Pappschachteln Katzen Geborgenheit schenken. Der Kontakt zu allen vier Wänden vermittelt den Tieren Sicherheit. Denn dadurch ist der Körper vor Angriffen geschützt.
Zudem vermutet Dodman, dass der enge Körperkontakt zu den Innenwänden des Kartons zu einem Ausschütten von Endorphinen führt, wie er in einem Artikel auf „CBS News“ schreibt. Es ist also auch denkbar, dass das Sitzen oder Liegen in einer engen, quadratischen Box Glücksgefühle im Gehirn der Katze auslöst.
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Kartons als sicherer Rückzugsort
Wer eine Katze bei sich aufnimmt, ob aus dem Tierschutz oder vom Züchter, sollte ihr daher unbedingt einen kleinen, abgeschlossenen Raum zum Hineinkuscheln anbieten. Dabei sollten die Wände hoch und die Decke möglichst geschlossen sein. Denn eine Katzenhöhle – oder auch eine einfache Schachtel – ist ein wichtiger Rückzugsort für die sensiblen Vierbeiner. Vor allem unsicheren Katzen hilft er dabei, sich in der unbekannten Umgebung sicher zu fühlen und sich in ihrem neuen Zuhause einzuleben, indem alles von ihrem sicheren Ort aus erst einmal beobachten und die neue Umgebung kennenlernen können.
Sogar Vierecke aus Klebstreifen finden Katzen interessant
Die Vorliebe für viereckige Dinge geht bei einigen Katzen sogar so weit, dass sie sich auch besonders gern auf einen rechteckigen Teppich oder einen Papierstapel setzen. Selbst wenn das Viereck nur mit Klebestreifen auf dem Boden angedeutet ist, scheint es eine große Faszination auf die Tiere auszuüben, wie zahlreiche Fotos und Videos in den sozialen Netzwerken mit dem #Catsquare beweisen.
Vermutlich haben diese einen ähnlichen, wenn auch etwas schwächeren Effekt auf die Katze wie echte Kartons. Ein Ersatz für eine behagliche Kiste sind die Vierecke auf dem Boden oder rechteckige Teppiche zwar nicht, womöglich wecken sie aber einfach die Neugierde der Katze, die das Viereck auf dem Boden genauer untersuchen möchte.
Ein Experiment der Tierpsychologin Gabriella E. Smith zeigte, dass viele Katzen Vierecke selbst dann unwiderstehlich finden, wenn diese nur virtuell sind: Dazu nutzte die Forscherin Teppiche mit Abbildungen der sogenannten Kanizsa-Illusion. Dabei bilden vier geometrische Formen, die wie die Computerspielfigur Pac-Man aussehen, gemeinsam die optische Illusion eines Vierecks. Und siehe da: Selbst ein Viereck, das gar nicht wirklich existiert – sondern eine optische Täuschung ist – lockte viele Katzen an.1
Auch Kreise ziehen Katzen magisch an
Es müssen übrigens nicht immer Vierecke sein. Auch runde Teppiche oder aufgemalte Kreidekreise scheinen viele Katzen interessant zu finden. Was steckt dahinter? Auch hier gilt: Begrenzte bzw. geschlossene Räume, die kaum größer sind als das Tier selbst, schenken der Katze ein Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit.
Daneben können weitere Faktoren eine Rolle spielen, wenn Katzen Kreise oder Vierecke auf dem Boden aufmerksam inspizieren. Vielleicht riecht das verwendete Material wie Klebestreifen, Sisal oder Wolle einfach interessant und muss ausgiebig beschnuppert werden.
Und auch Folgendes ist denkbar: Wer angestachelt von Social-Media-Trends wie #Catsquare oder #Catcircles seine eigene „Versuchsreihe“ aus Vierecken oder Kreisen im heimischen Wohnzimmer aufbaut, beeinflusst seine Katze womöglich unbewusst. Dadurch, dass ihr Mensch den Formen auf dem Boden so viel Aufmerksamkeit schenkt, werden diese auch für die Katze interessant.
Quellen
- Smith, G.E., Chouinard, P.A., Byosiere, S.-E. (2021) If I fits I sits: A citizen science investigation into illusory contour susceptibility in domestic cats (Felis silvestris catus). Applied Animal Behaviour Science, Volume 240, July 2021, 105338
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Weitere Quellen
- Welt.de, „Katzen lieben Rechtecke – sogar, wenn diese nur vorgetäuscht sind“ (aufgerufen am 27.12.2022)
- schroedingerskatze.de, „Cats in Circles – Warum setzen sich Katzen gern in Kreis-Fallen?“ (aufgerufen am 27.12.2022)